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Flutkatastrophe - Heimische Unternehmen packen an

Text: Patrick Kohlberger

Knapp zwei Monate sind vergangen, seit das Hochwasser für Verwüstung in Deutschland sorgte. Ganze Landstriche in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind nach der verheerenden Naturkatastrophe nicht wiederzuerkennen. Hunderte Menschen verloren ihr Leben. Die Flut zerstörte Häuser, Straßen und komplette Infrastrukturen. Das Schicksal der Opfer berührt jeden – auch die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe. Mit überwältigendem Engagement setzen sie sich in den Krisenregionen ein. Der Wirtschaftsreport stellt stellvertretend einige Beispiele vor.

„Das Ausmaß der Zerstörung, das ich erlebt habe, lässt sich nicht in Worte fassen. Diese Erinnerungen werden für immer bleiben“, erklärt Fabian Kapp, Geschäftsführer der Gräbener Maschinentechnik GmbH & Co. KG aus Netphen-Werthenbach. Als er von dem Unglück erfahren habe, sei für ihn sofort klar gewesen: „Wir können und werden nicht tatenlos zuschauen.“ Der Unternehmer ist seit mehr als 25 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Schäden in einer solchen Dimension habe er während dieser langen Zeit noch nie erleben müssen, schildert er mit bewegter Stimme.

Über einen Zeitungsbericht war Fabian Kapp auf das Engagement der Bernshausen Bau GmbH & Co. KG aus dem Bad Laaspher Stadtteil Feudingen aufmerksam geworden. Die Wittgensteiner Firma hatte eine Hilfsaktion in Dernau, einer besonders hart betroffenen Gemeinde im Landkreis Ahrweiler, gestartet und um Unterstützung gebeten – ganz gleich, in welcher Weise diese konkret erfolgt: ob mit tatkräftigem Anpacken im Überschwemmungsgebiet oder etwa durch das Ausleihen von Baugeräten.

Motiviert durch dieses Projekt, organisierte Kapp schließlich eine Fahrt nach Dernau, um dort mit der Feldküche des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr Wilden die Hilfskräfte mit Essen zu versorgen. Für den großen Zuspruch, den er dabei erfahren hat, ist der 37-Jährige sehr dankbar. In Windeseile entwickelte sich eine echte Gemeinschaftsaktion, an der sich zahlreiche heimische Unternehmen beteiligten. Die Baustra GmbH (Wilnsdorf) stellte Personal und mehrere Lkw zur Verfügung, um Schutt transportieren zu können, und half bei der Gewinnung weiterer Bauunternehmen für die Hilfsaktion. Sofort mit von der Partie waren auch die Verantwortlichen der ebenfalls in Wilnsdorf ansässigen Hugo Roth GmbH. Sie steuerten Regenjacken, Stiefel, Schubkarren und allerhand weiteres Material bei.

„Auch meine Kontakte zu den Wirtschaftsjunioren Südwestfalen brachten uns voran“, berichtet Fabian Kapp. Über diesen Weg gelang es, 15.000 Corona-Schutzmasken, zahlreiche Covid-19-Schnelltests sowie dringend benötigte Desinfektionsmittel zu bekommen. Für das konzertierte Hilfsprojekt seien die Sachspenden enorm hilfreich gewesen. An die Bürger appelliert der Unternehmer aber, vor allem finanzielle Unterstützung zu leisten, sofern sie es können: „Die Menschen im Ahrtal und den anderen verwüsteten Regionen haben vielfach ihr Hab und Gut vollständig verloren. Ihre Häuser waren nicht mehr zu retten. In einer solchen Ausnahmesituation kann es nicht darum gehen, Spielzeug, Waschmaschinen oder Geschirr zu spenden. Gebraucht wird Geld – und zwar so viel wie möglich.“

Kaum für möglich gehalten hatte Kapp indes, dass seinem Aufruf zur Fahrt nach Dernau, die zuvor mit den Verantwortlichen in dem Krisengebiet abgestimmt war, innerhalb weniger Tage dutzende Helfer folgen würden. Insgesamt 40 Personen machten sich samstagmorgens auf den Weg – darunter einige Mitarbeiter der Gräbener Maschinentechnik GmbH & Co. KG und Mitglieder des Fördervereins der Feuerwehr Wilden. Involviert waren zudem Akteure der Scholko GmbH (Burbach), der Heinrich Weber Straßen- und Tiefbau GmbH & Co. KG (Siegen) und der BAW Baustoff Aufbereitung Wilnsdorf GmbH. „Wir haben circa 600 Portionen Erbsensuppe gekocht und waren den ganzen Tag im Einsatz. Was unsere Frauen und Männer dort geleistet haben, macht mich wirklich stolz“, unterstreicht der Initiator.

Kritische Worte findet Fabian Kapp hingegen mit Blick auf das „Koordinationschaos“, das seine Mitstreiter und er vor Ort beobachtet hätten. Es habe merklich an einer transparenten Organisationsstruktur gefehlt. Die Feuerwehren, betont der Siegerländer, hätten freilich nicht die originäre Aufgabe, in solchen Fällen die Führung zu übernehmen – und sie könnten dies auch gar nicht leisten. Das gelte auch für das Technische Hilfswerk und andere Hilfsdienste. Sie alle leisteten unglaubliche Arbeit, aber: „Wo ist in dieser Situation eigentlich die Bundeswehr? Sie müsste aus meiner Sicht zwingend die Maßnahmen koordinieren und das Heft in die Hand nehmen.“ Eine andere Einschätzung zur Rolle der Politik vertritt indes Reinhard Quast, Präsident des Deutschen Baugewerbes (siehe Interview).

Den inneren Wunsch, die Flutopfer zu unterstützen, verspürten auch die Verantwortlichen der IBF GmbH aus Freudenberg. „Es ist wichtig, anderen Menschen zu helfen, wenn man die Möglichkeit dazu hat“, betont Geschäftsführer Jörg Bitterlich. Sein Unternehmen hat unmittelbar nach den sintflutartigen Regenfällen reagiert und eine fünfstellige Spendensumme aufgebracht. Neben dem Geldbeitrag möchte das Team seine Solidarität und sein Mitgefühl aber auch noch durch persönliches Engagement zum Ausdruck bringen.

Sobald die gröbsten Aufräumarbeiten erledigt sind, wird IBF mit dem betriebseigenen 7,5-Tonnen-Lkw eine Spende der besonderen Art ins Krisengebiet befördern. Vor einigen Monaten war ein Freund der Firma verstorben. Er verfügte über sehr viel Werkzeug aus seiner Autowerkstatt. „Seine Ehefrau erklärte sich bereit, das komplette Werkzeug inklusive der Schweißgeräte und einer vollständig einsatzfähigen Richtbank zu verschenken, um damit ganz pragmatische und schnelle Hilfe in den Flutgebieten zu leisten. Ich bin bis heute überwältigt von dieser Geste“, berichtet Jörg Bitterlich.

Auch im Geschäftsalltag hat die Flut Auswirkungen auf das Wirken der IBF GmbH, die sich hauptsächlich mit Automatisierungstechnik von Fertigungsabläufen beschäftigt. Das Verkaufsgebiet reicht bis in die Eifel. „Einigen unserer Abnehmer hat die Flut das gesamte Firmengebäude weggerissen. Es macht einen einfach sprachlos und tieftraurig“, schüttelt Bitterlich den Kopf. Andere Kunden wiederum stellten zahlreiche Mitarbeiter ab, um in den Einsatzgebieten gegen die Verwüstung zu kämpfen. „Für uns ist es daher selbstverständlich, dass wir diesen Kunden flexibel entgegenkommen, ihnen kostenlos verlorengegangenes Material nachsenden und alles so bürokratiefrei wie möglich abwickeln.“

 

Wie sehr sich die persönlichen Impressionen beim Vor-Ort-Einsatz nach der Flut ins Gedächtnis brennen, weiß auch Hubertus Hustert, Fahrer der Lindenschmidt KG aus Kreuztal, zu berichten. Gemeinsam mit seinen Kollegen Hans-Josef Koch und Mike Schäning fuhr er nach Altenahr, um an den Aufräumarbeiten mitzuwirken. Das Unternehmen stellte zwei Saugwagen bereit – eine eminent wichtige Hilfe, denn zahlreiche Gebäude im Ortsteil Altenburg waren mit ölverschmutztem Wasser kontaminiert. Dieses musste abgepumpt und ordnungsgemäß entsorgt werden.

„TV-Berichte und Videos im Internet dokumentieren zwar, was in diesen Regionen passiert ist. Die Eindrücke, die man selbst dort gewinnt, übersteigen dieses Ausmaß jedoch um ein Vielfaches. Wer nicht da war, kann sich das nicht vorstellen“, blickt Hubertus Hustert auf die körperlich und mental beanspruchende Zeit im Ahrtal zurück. Zwei Wochenenden und eine komplette Woche hatte er dort verbracht. Die Firma Lindenschmidt ergänzte ihr Hilfsangebot zudem durch einen hohen Spendenbetrag und vorbereitende Einsätze weiterer Mitarbeiter. Geschäftsführer Christoph Lindenschmidt: „Wir sind sehr stolz auf unsere Kollegen, dass sie vor Ort so selbstlos und engagiert geholfen haben. Aber auch die übrige Mannschaft hat dies durch geleistete Mehrarbeit mit ermöglicht.“

 

Neben den genannten Betrieben bringt sich unter anderem die Mertens Transporte & Logistik GmbH aus Attendorn-Helden tatkräftig ein. Immer donnerstagabends wird die Lagerhalle der Firma zum Hotspot der Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe. Auf der Sammelstelle kommen zahlreiche Spenden an. Sie werden auf eines der acht zum eigenen Fuhrpark gehörenden Fahrzeuge verladen und nach Meckenheim gebracht.

Auch die VETTER Industrie GmbH aus Burbach ist engagiert bei der Sache. Sie hat in den vergangenen Wochen vielen ihrer Kunden und Lieferanten in der Region direkte Hilfe zukommen lassen und darüber hinaus einigen Bauunternehmen aus dem Kreisgebiet finanzielle Unterstützung für den Einsatz von Baumaschinen im Krisengebiet gegeben. „Wir alle fühlen uns von Herzen dazu verpflichtet, den betroffenen Menschen im Rahmen unserer Möglichkeiten direkte Hilfe zu geben“, unterstreicht Geschäftsführer Arnold Vetter.

Der Ennester Bauunternehmer Alfred Schröder fuhr mit zwei Kollegen und einem Freund nach Ahrweiler, um anzupacken und die Straßen vom Müll zu befreien. Die Firma Schulte Bedachungen aus Lennestadt ließ heimische Baustellen ruhen und wirkte mit zehn Dachdeckern im Katastrophengebiet. SSI Schäfer (Neunkirchen) stellte eine fünfstellige Summe zur Verfügung und spendete zudem Behälter und Tonnen zur Unterstützung von Aufräumarbeiten. Geld- und Sachspenden hat darüber hinaus auch die Bals Elektrotechnik GmbH & Co. KG (Kirchhundem) auf verschiedenen Kanälen gesammelt.

Große Solidarität bewies auch die EJOT-Belegschaft: Mehr als 2.000 Mitarbeiter der sieben Standorte in Bad Berleburg und Bad Laasphe sowie Tambach-Dietharz in Thüringen spendeten jeweils eine Arbeitsstunde für die Hochwasseropfer in Altena. Den Erlös daraus verdoppelte die Gesellschafterfamilie Kocherscheidt. So kam eine Gesamtsumme in Höhe von 135.000 € zusammen. Einen wesentlichen Beitrag leisten fernen die hiesigen Kreditinstitute. Sie alle helfen auf unterschiedlichen Wegen, das Leid in den Krisengebieten zu mindern.

 

Auch der Handel unterstützt

Die Bereitschaft, den Menschen in den Katastrophengebieten unter die Arme zu greifen, erstreckt sich über alle Bereiche der Unternehmerschaft innerhalb der IHK. Auch der heimische Handel unterstützt die Flutopfer. Beispiel: die Werbegemeinschaft Attendorn. Sie hat zur „HanseNacht" ein Gutscheinheft konzipiert. Für 10 € kann man ein solches erwerben. Die Hälfte davon wird an betroffene Händler, Dienstleister und Gastronomen in den Hochwasserregionen gespendet.

Die erste Auflage des Gutscheinheftes beträgt 1.000 Exemplare. Vorbestellungen sind per E-Mail an stadtteilmanagement@attendorn.org möglich. Erhältlich waren die Gutscheinhefte erstmalig zur „HanseNacht“. Außerdem gibt es sie bei allen teilnehmenden Geschäften und in der Tourist-Information. Die Gutscheine sind bis zum 28. Februar 2022 gültig. Christian Springob, erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft, freut sich über das Konzept und hofft, dass durch den Spendenanteil von 50 % pro Heft möglichst viele Menschen den Anreiz verspüren, sich zu beteiligen und Gutes zu tun.

„Zusammenarbeit funktioniert hervorragend“

Interview mit Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutsches Baugewerbes

Beim Wiederaufbau in den Krisenregionen nimmt der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) eine wesentliche Rolle ein. Im Interview mit Wirtschaftsreport-Redakteur Patrick Kohlberger erklärt ZDB-Präsident Reinhard Quast, worauf es gerade in den ersten Wochen nach der Katastrophe besonders ankam und warum die Arbeiten trotz der fürchterlichen Situation vor Ort sehr effizient angelaufen sind.

Herr Quast, haben Sie eine solche Flutkatastrophe zuvor schon einmal erlebt?

Das verheerende Elbhochwasser im Jahr 2002 hat aus meiner Sicht Schäden in einem vergleichbaren Ausmaß mit sich gebracht. Da wir von der OTTO QUAST Bauunternehmen GmbH & Co. KG einen eigenen Betrieb in Sachsen haben, waren wir damals auch direkt vor Ort. Wir haben gesehen, wie Häuser weggespült wurden und Menschen ihr Hab und Gut verloren. Diese bewegenden Bilder prägen sich ein. In einer solchen Situation muss man alles Mögliche tun, um das Leid zu mindern und den Opfern eine Perspektive zu schaffen. Nach der aktuellen Flutkatastrophe war ich selbst in Altena im Märkischen Kreis. Mehr als 20 meiner Mitarbeiter haben zudem im Ahrtal mit schwerem Gerät und mehreren Lkw Hilfe geleistet.

Was waren in den ersten Tagen und Wochen die wichtigsten Aufgaben, durch die Sie den Menschen auf direktem Wege helfen konnten? Wie lief der Dialog mit der Politik ab?

In allererster Linie kommt es in so einer Lage darauf an, eine Infrastruktur für die Einsatzkräfte zu schaffen. Man muss Straßen freiräumen, Löcher auffüllen und Wege über das Wasser ermöglichen. Es geht darum, zu gewährleisten, dass jeder Ort erreicht werden kann. In diesem Kontext kann ich sagen: Die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung verlief in jeglicher Hinsicht hervorragend. Wir vom ZDB haben uns in Berlin mit den Verantwortlichen aus Wirtschafts-, Innen- und Verkehrsministerium getroffen und das konkrete Handeln abgestimmt – transparent, zielorientiert und pragmatisch.

Unter anderem ist es gelungen, circa 100 provisorische Brücken mit einer Spannweite von jeweils bis zu 50 Metern für die Krisengebiete zur Verfügung zu stellen. Auch die Bundeswehr hat vor Ort sehr gute Arbeit geleistet. Es ist wirklich lobenswert, dass sich die Regierung in Situationen wie dieser von Organisationen beraten lässt, die einen ganz anderen Blickwinkel auf die Sache haben. Die Bedeutung des alten Sprichworts „Keiner weiß so viel wie alle“ hat sich hier wieder eindrucksvoll gezeigt. Wenn verschiedene Seiten ihre Expertise beisteuern, entstehen fruchtbare Kooperationen, die dem zentralen Ziel, den Menschen zu helfen, dienen. Ich freue mich sehr, dass die Bereitschaft zum Helfen so groß ist – nicht nur im Rahmen der konzertierten Hilfsaktionen, sondern natürlich auch bei jeder einzelnen Spende oder weiteren Unterstützung von Privatpersonen. Das ganze Land hält in dieser Krisensituation eindrucksvoll zusammen.

Die unmittelbare Hilfe in der Notsituation nach der Flut ist ein wichtiges Thema – genauso aber auch das Streben danach, die Regionen langfristig so aufzustellen, dass die Schäden im Fall einer weiteren Naturkatastrophe weniger verheerend ausfallen. Welche Erkenntnisse gibt es dazu bisher?

Das ist in der Tat ein ganz wichtiger Punkt. Man kann den finanziellen Gesamtschaden dieser Hochwasserkatastrophe natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht einschätzen und spezifizieren. Zahlen zu nennen, wäre reine Spekulation. Das war bei der Flut 2002 nicht anders. Ich bin aber – und das ist die gute Nachricht – davon überzeugt, dass die betroffenen Regionen auch diesmal nach dem Wiederaufbau langfristig deutlich besser dastehen werden. Das ist in Sachsen heute genauso. Bei der Sanierung wird darauf geachtet, die Kommunen für das nächste Unwetter besser aufzustellen. Zu den klassischen technischen Schutzmaßnahmen gehören beispielsweise die Flutmauern. Bei der Neuerrichtung zerstörter Häuser besteht der Anspruch ganz klar darin, den Gebäuden – und somit den Menschen – einen bestmöglichen Schutz vor äußeren Verhältnissen zu bieten.

„Es kommt auf jeden Einzelnen an“

Interview mit IHK-Mitarbeiter Jonathan Ringler

Zu den zahlreichen ehrenamtlichen Kräften, die in den Krisenregionen im Einsatz waren bzw. sind, gehört auch Jonathan Ringler, Mitarbeiter der IHK Siegen. Er hat bereits in mehreren besonders stark betroffenen Gebieten den Menschen geholfen – für ihn eine echte Herzensangelegenheit und ein tiefes Bedürfnis.

Herr Ringler, Sie haben unter anderem an der durch den Siegerländer Unternehmer Fabian Kapp organisierten Hilfsaktion in Dernau teilgenommen. Danach waren Sie noch zahlreiche weitere Male im Ahrtal aktiv. Wie haben Sie diese Einsätze wahrgenommen?

Ich wollte eigentlich direkt auf eigene Faust in eine der Krisenregionen fahren und helfen, wo ich kann. Als ich dann von der durch Fabian Kapp organisierten Aktion gehört habe, war ich sofort dabei. Wir sind früh morgens in Wilnsdorf gestartet und haben uns – in Dernau angekommen – dann in alle Richtungen verteilt. Das Leid und die Verzweiflung der Menschen zu sehen, hat mich tief berührt und traurig gemacht. Gleichzeitig habe ich von der ersten Sekunde an eine große Motivation verspürt, mein Bestes zu geben, um dort etwas zu bewegen. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, den Bürgern in unserem Land zu helfen. Es kommt auf jeden Einzelnen, der mit anpackt, an. Gerade in den ersten Tagen und Wochen ist aus meiner Sicht der direkte Einsatz vor Ort noch wichtiger als die finanzielle Unterstützung. Viele Menschen in den Krisengebieten haben bis heute keinen Strom. Die hygienischen Zustände sind zum Teil nicht gut. Die ganzen Eindrücke, die man sammelt, muss man erst einmal verarbeiten. Mein erster Gedanke, als ich in Dernau ankam, war: Hier sieht es aus wie im Krieg. 

Welche konkreten Aufgaben haben Sie bei Ihren verschiedenen Einsätzen im Krisengebiet übernommen?

Wir haben viele Keller ausgeräumt, eine Vinothek mit tausenden Weinflaschen vom Schlamm befreit, einem verzweifelten Restaurantbetreiber helfend zur Seite gestanden und insgesamt eben überall da angepackt, wo wir etwas tun konnten. Für die Region rund um Ahrweiler gibt es zum Beispiel auch über die sozialen Netzwerke eine Gruppe, über die einiges organisiert wird. Man kann dort tagesaktuell nachlesen, wo gerade besonders dringend Hilfe benötigt wird. So lassen sich schnell und unkompliziert Termine ausmachen, Helferteams bilden und die Einsätze strukturieren.

Wie reagieren die Menschen in den betroffenen Regionen auf die Unterstützung der freiwilligen Helfer?

Die Menschen sind unheimlich dankbar. Es herrscht ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Ein nettes Wort und ein herzliches Dankeschön sind der schönste Lohn für jeden, der dort im Einsatz ist. Ich persönlich weiß nach diesen Erfahrungen noch viel mehr zu schätzen, dass es meiner Familie und mir gut geht. Umso wichtiger ist es mir, dass wir alle den Flutopfern wieder ein bisschen Hoffnung schenken und ihnen zeigen, dass sie in dieser schwierigen Situation nicht allein sind.

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Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
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Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
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