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Landesstraßen

Die Erreichbarkeitssituation in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe stellt sich besonders problematisch im Wittgensteiner Land dar. So zählt Bad Berleburg zu den wenigen Regionen in Deutschland, in denen das Autobahnnetz als hochwertigste Straßeninfrastruktur für den Fernverkehr nicht mit akzeptablem Aufwand erreichbar ist. Auch die Pkw-Fahrzeit zum nächsten Oberzentrum ist überdurchschnittlich hoch (Raumordnungsbericht 2005).

Probleme zeigen sich aber nicht nur im dünner besiedelten Wittgensteiner Land, auch die Austauschfunktion des Oberzentrums Siegen mit anderen Oberzentren ist nicht optimal. Während über die A45 und die A4 hochwertige Verbindungen zu den Oberzentren Dortmund, Hagen, Köln, Wetzlar, Giessen bestehen, weist die Straßeninfrastruktur zu den Oberzentren Marburg und Paderborn keine entsprechenden Qualitäten auf. Die direkten Verbindungen zu diesen Städten verlaufen über Bundes- und Landesstraßen.

Aufgrund dieser Situation müssen gebietsweise Landesstraßen Fernverkehre aufnehmen, für die sie in baulicher und betrieblicher Hinsicht nicht ausgestattet sind. Da das Netz zudem vergleichsweise dünn ist, stellen einige Landesstraßen die einzige Erschließungsmöglichkeit wichtiger Standorte dar, Alternativrouten sind mit erheblichen Umwegfaktoren verbunden.

Die Zahlen zur Struktur des Landesstraßennetzes verdeutlichen die Situation. Während in NRW 10 % der Außerortsstrecken Autobahnen sind und 41 % Landesstraßen, betragen die Anteile in den beiden Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe nur 5 % für die Autobahnen, aber 44 % für die Landesstraßen. Die Verkehrsstärken auf den Landesstraßen der beiden Kreise liegen zwar niedriger als im NRW-Schnitt (etwa 4000 gegenüber 5300 Kfz/Tag), es werden dort jedoch vergleichsweise hohe Fahrleistungen erbracht. In NRW entfallen über 50 % der Fahrleistungen auf Autobahnen, aber nur 21 % auf Landesstraßen; für die beiden Kreise ergeben sich nur 37 bzw. 48 % für die Autobahnen, aber 27 % für die Landesstraßen. Auf den Landesstraßen werden darüber hinaus mehr Fahrleistungen erbracht als auf den Bundesstraßen.

Die Unfallsituation ist dadurch gekennzeichnet, dass überdurchschnittlich hohe Anteile der Unfälle mit Personenschaden auf die Landesstraßen entfallen. Während in NRW 38 % der Unfälle auf Landesstraßen passieren, liegt der Anteil in den beiden Kreisen bei 45 %. Bei diesen Unfällen waren über 50 % aller Getöteten und Schwerverletzten auf Außerortsstraßen ohne Autobahnen zu beklagen.

Hinsichtlich der Unfallraten sind die beiden Kreise getrennt zu betrachten. Der Kreis Siegen-Wittgenstein weist bei allen Straßenklassen niedrigere Unfallraten als im NRW-Schnitt auf. Innerhalb des Kreises herrscht allerdings auf den Landesstraßen das mit Abstand höchste Unfallrisiko (über 30 % höher als auf Bundesstraßen). Der Kreis Olpe weist auf Landes- und auch auf Kreisstraßen höhere Unfallraten auf als im NRW-Schnitt. Auf den Landesstraßen des Kreises ergibt sich ein um 50 % höheres Unfallrisiko als auf den Bundesstraßen.

Der Straßenzustand der Landesstraßen ist in beiden Kreisen überdurchschnittlich schlecht. Während in NRW 42 % der Landesstraßen in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand sind, beträgt der Anteil im Bereich der Regionalniederlassung Südwestfalen, der auch den Märkischen Kreis umfasst, 58 %. Hinter diesem Mittelwert für drei Kreise verbirgt sich eine gewisse Spannweite, so dass davon auszugehen ist, dass gebietsweise bzw. auf manchen Streckenzügen die Anteile an Straßen in schlechtem Zustand auch über 60 % liegen können.

Entscheidend für die schlechten Straßenzustände ist der Substanzwert, ein Indikator für die wirtschaftliche Erhaltung des in die Verkehrsfläche investierten Anlagevermögens. Die Zustandsmerkmale Flickstellen, Risse und Längsunebenheiten weisen hohe Anteile auf.

Für die dringend erforderlichen Erhaltungsmaßnahmen im Landesstraßennetz steht nicht genügend Geld zur Verfügung. Bei den Dringlichkeitsreihungen - vor dem Hintergrund begrenzter Mittel - erfahren die schwächer belasteten Landesstraßen systematisch Abwertungen, obwohl manche Verbindungen auf Grund des vergleichsweise dünnen Netzes und der Autobahnferne erhebliche Verkehrsbedeutung für die Erschließung des Raumes übernehmen.

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