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Nr. 021: „Kampf um jeden Mitarbeiter!“ Fachkräftenachwuchs Thema bei IHK-Wirtschaftsgespräch in Finnentrop

4. April 2023/ „Wir erleben eine enorme Zuspitzung auf dem Arbeitsmarkt. Im vergangenen Jahr konnten wir die offenen Lehrstellen noch halbwegs besetzen. In diesem Jahr wird uns dies absehbar erstmals nicht gelingen. Es herrscht inzwischen ein Kampf um jeden einzelnen Mitarbeiter!“ Markus Simon, Geschäftsführer der Heinrich Eibach GmbH, stand mit seinen Erfahrungen zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses beim gut besuchten IHK-Wirtschaftsgespräch in Finnentrop nicht alleine. Insbesondere bei den gewerblichen Ausbildungsstellen herrsche regelrecht Flaute, so der Tenor unter den mehr als 50 anwesenden Unternehmensvertretern. 
Auch der Gastgeber des Wirtschaftsgesprächs, Tobias Metten, Geschäftsführer der Metten Fleischwaren GmbH & Co. KG, wusste von den Schwierigkeiten zu berichten. Der selbstständige Familienbetrieb wird heute in der vierten Generation geführt und zählt rund 450 Mitarbeiter, die zum großen Teil in der Produktion beschäftigt sind. „Nicht zuletzt die hohen Hygienestandards gehen mit Herausforderungen für die Belegschaft einher, wie niedrige Raumtemperaturen, ständiges Umziehen, Händewaschen und Desinfizieren. Die Mitarbeiter müssen auch mit Feuchtigkeit und unterschiedlichen Temperaturniveaus an den verschiedenen Arbeitsplätzen umgehen können.“ Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, gehe der Betrieb deshalb mit gezielter Werbung und Informationen auf junge Menschen zu, arbeite auch mit sogenannten „Ausbildungsbotschaftern“. „Was sich durchaus bei der Suche von auswärtigem Fachpersonal bemerkbar macht, ist das positive Image des Sauerlandes, das wir in unserer bekanntesten Produktmarke mittransportieren“, unterstreicht Tobias Metten.

Aber auch in den kaufmännischen Berufen würden die Bewerber anspruchsvoller. „Wir konnten hier zunächst recht zügig geeignetes Personal finden. Es wird jedoch häufig sofort nach der Möglichkeit zum ‚Homeoffice‘ gefragt. Das war vor wenigen Jahren noch anders und ist in kleinen Betrieben auch nicht ohne weiteres machbar“, erläuterte etwa Jörg Krummel, Geschäftsführer der Fisk Alloy GmbH, die seit vergangenem Jahr am Standort Finnentrop ist. 

Die Probleme in der Gewinnung von Auszubildenden beschränkten sich längst nicht auf die Gemeinde Finnentrop, klärte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener auf. 2.400 Lehrstellen hätten im vergangenen Jahr im gesamten IHK-Bezirk besetzt werden können, am Ende seien es etwas mehr als 1.900 gewesen. „Das ist zu einem großen Teil das Ergebnis eines ungebrochenen Drangs zur Akademisierung. Wir beobachten aber auch, dass Ausbildungsberufe, bei denen eine Beschulung in Hagen oder Dortmund stattfinden muss, überhaupt nicht mehr nachgefragt werden. Rahmede lässt grüßen!“ Trotz intensiver Vorstöße von IHK, Verbänden und Gewerkschaften in Düsseldorf und Arnsberg sei es nach mehr als einem Jahr nicht gelungen, wenigstens dieses Problem mit Teleunterricht und der Zulassung kleinerer Klassen an den heimischen Berufskollegs zu lösen. Hinzu komme, dass es generell immer schwieriger werde, die jungen Zielgruppen zu erreichen. Im Bereich der Industriebeschäftigung hat die Gemeinde erheblich zugelegt: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe ist zwischen 2000 und 2021 um 11,4 % gestiegen. Klaus Gräbener: „Angesichts der relativen Autobahnferne Finnentrops ein bemerkenswert gutes Ergebnis!“ Die Kehrseite: Der Bedarf an Arbeitskräften steigt. Mit der bloßen Anwerbung sei es daher nicht getan, erklärte der Hauptgeschäftsführer. 

So ist aus Sicht von Tobias Metten nach der Gewinnung von Mitarbeitern die Suche nach Wohnraum eine große Erschwernis. „Arbeitnehmer aus anderen Teilen Deutschlands oder aus dem Ausland wissen doch erst einmal gar nicht, wo sie in den ersten Wochen bleiben sollen.“ Benötigt würden gute, bezahlbare Wohnungen. Eine Aufgabe, der sich die Gemeindeverwaltung seit geraumer Zeit verstärkt stelle, hob Bürgermeister Achim Henkel hervor. „Wir suchen nach Möglichkeiten, guten Wohnraum zu schaffen, alleine schon, um dem Nachteil der Autobahnferne etwas entgegenzustellen. Konkret werden Überlegungen für neue Mietwohnungen in Bamenohl angestellt.“ 

Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, um auf weitere wichtige Entwicklungen der Gemeinde einzugehen. Darunter die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans, der die weitere Entwicklung von Wohn- und Gewerbegebieten regelt. Spätestens Anfang 2026 soll der Plan fertiggestellt sein. Fortschritte mache der Glasfaserausbau in der Gemeinde. Mit dem neu aufgestellten Straßen- und Wegekonzept liege ein Konzept vor, wo wann welche Maßnahmen bei den Verkehrswegen vorzunehmen sind. „Besonderes Augenmerk liegt bei uns nicht erst seit Sperrung der A45-Talbrücke Rahmede auf den wichtigen Brückenbauwerken in der Gemeinde. Wir wollen frühzeitig Vorsorge treffen, um langfristige Entwicklungshemmnisse durch Vollsperrungen und lange Staus auszuschließen!“ Ziel sei, zum einen zusätzliche Untersuchungen zur Tragfähigkeit der Bauwerke durchzuführen und zum anderen Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. 

Weitere Themen des Wirtschaftsgesprächs waren der Ausbau der Windenergie und die Sicherung entsprechender Flächen in der Regionalplanung sowie die Folgen der Energiewende, insbesondere für energieintensive Betriebe.  

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Ansprechpartner

Klaus Gräbener

Tel: 0271 3302-300
Fax: 0271 3302400
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