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Nr. 023: Lkw-Durchfahrtsverbot trifft heimische Wirtschaft - IHK mahnt Konzept für kleinräumige Umfahrung Lüdenscheids an

19. April 2023/ Ein Lkw-Durchfahrtsverbot für die Bedarfsumleitung der A45 in Lüdenscheid hätte schwerwiegende Folgen für etliche Unternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Nach ersten Schätzungen der IHK Siegen läuft derzeit knapp ein Drittel aller Lkw-Fahrten heimischer Speditionsunternehmen über die A45 und Lüdenscheid. Die durch die Bedarfsumleitung verursachten Verzögerungen führten schon heute dazu, dass Personal und Lkw länger gebunden seien und weniger Aufträge abgewickelt werden könnten, hebt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener hervor. „Wir verstehen die berechtigten Sorgen der bereits heute in unerträglicher Weise belasteten Anwohner in Lüdenscheid, werben aber dafür, bei der Entwicklung von Lösungen die Betroffenheit großflächiger zu betrachten. Mit einem Durchfahrtsverbot würden, wenngleich außerhalb Lüdenscheids gelegen, ausgerechnet diejenigen Unternehmen ein weiteres Mal bestraft, deren Wettbewerbssituation durch die marode Talbrücke Rahmede ohnehin schon spürbar verschlechtert wurde. Es käme zu einer Nachteilsdopplung!“ Nachdem in den vergangenen Monaten sämtliche Appelle aus der Region um Unterstützung für den Erhalt der regionalen Wettbewerbsfähigkeit weitgehend ins Leere gelaufen seien, drohe nun, dass die heimische Wirtschaft mit der geplanten Umsetzung des Durchfahrtsverbotes erneut alleine gelassen werde.

Hintergrund: Bislang war angekündigt worden, dass Lkw von dem Durchfahrtsverbot ausgenommen sind, wenn in einem Radius von 75 km, von Lüdenscheid aus gemessen, eine Be- oder Entladung stattfindet. Damit wäre ein Großteil der heimischen Unternehmen vom Verbot nicht betroffen gewesen. Eine aktuelle rechtliche Klarstellung aus dem Bundesverkehrsministerium sieht demgegenüber eine Ausnahme lediglich für eine maximale Transportdistanz von 75 km Luftlinie vom ersten Beladeort bis zum Ziel vor. „Somit wären auch Transporte innerhalb des südwestfälischen Wirtschaftsraumes vom Durchfahrtsverbot betroffen: Wer einen Lkw in Burbach für eine Fahrt nach Hagen belädt, wäre auf dieser rechtlichen Grundlage gezwungen, sich eine andere, im Zweifel längere, Route zu suchen“, erläutert Hans-Peter Langer. Der IHK-Geschäftsführer erinnert daran, dass sich die ökonomischen Kosten durch Verkehrsverzögerungen infolge der Brückensperrung bereits heute auf rund 230 Mio. € im Jahr belaufen. Das hatte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Consult GmbH) im Auftrag des Verkehrsverbandes Westfalen ermittelt. „Diese Kosten werden durch das Durchfahrtsverbot mit der jetzt geplanten Regelung nicht nur für den Transitverkehr, sondern auch für den heimischen Wirtschaftsverkehr weiter steigen.“  

Dabei ist bereits jetzt absehbar, dass sich der Güterverkehr bei Umsetzung des Verbots vor allem kleinräumig über das nachgelagerte Straßennetz in das Lüdenscheider Umland verlagern wird. Denn auch auf der großräumigen Umfahrung über das Kreuz Olpe-Süd (A4-A3, A1) fließt der Lkw-Verkehr alles andere als reibungslos. Zu den Verzögerungskosten kommen hier auch noch Mehrkosten aufgrund des mehr als 70 km längeren Fahrtweges pro Lkw. „Für den überregionalen Transitverkehr fallen diese Kosten immer weniger ins Gewicht, je länger die Transportbeziehungen quer durch Deutschland sind. Für den Güterverkehr innerhalb der Region wirkt die Kostenbelastung der großräumigen Umfahrung deutlich schwerer“, unterstreicht Burhan Demir, Verkehrsreferent der IHK Siegen. 

Wenn sich die Ausnahmetatbestände für ein Lkw-Durchfahrtsverbot aus Gründen der Rechtssicherheit nicht weiter fassen lassen, wäre ein regionales, frühzeitig abgestimmtes Konzept für die kleinräumige Umfahrung Lüdenscheids sinnvoll. Dies liegt sowohl im Interesse der Unternehmen als auch der Anwohner an den dann verstärkt befahrenen Strecken. „Die Stadt Lüdenscheid hat angekündigt, das Durchfahrtsverbot nicht vor Mitte Juni umzusetzen. Noch besteht daher Gelegenheit, sich auf die verstärkten Lkw-Verkehre im Umland vorzubereiten“, erläutert Klaus Gräbener. Es helfe nicht, die Augen zu verschließen, um die Probleme nicht sehen zu müssen. „Die Verkehre sind da und sie werden sich ihren Weg suchen.“

Ernüchternd seien die Erfahrungen der letzten Monate bei der Verlagerung größerer Transportmengen auf die Schiene gewesen. Es fehle hierfür praktisch an allem: am geeigneten Zustand der Infrastruktur, an Schienenzugangspunkten, an Material und an Flexibilität, so Klaus Gräbener. Hinzu kämen die Kostennachteile des schienengebundenen Güterverkehrs insbesondere bei kürzeren Distanzen. „Mehr Transporte auf der Schiene hätten die Städte und Gemeinden im Märkischen Kreis deutlich vom Lkw-Umleitungsverkehr entlasten und den Unternehmen in den von der Sperrung betroffenen südwestfälischen Regionen helfen können. Leider müssen wir feststellen, dass bislang sämtliche Initiativen in diese Richtung erfolglos waren.“

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Ansprechpartner

Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
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