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Nr. 055: Digitale Wege aus der Corona-Krise: Land fördert Projektvorhaben von Kleinunternehmen aus dem stationären Einzelhandel

17.07.2020 | „Zwar sind die Ladenlokale in den Stadtteil- und Ortszentren wieder geöffnet und eine vermeintliche Normalität hält Einzug, jedoch spüren die Inhaber die Corona-Nachwirkungen noch deutlich. Der heimische Einzelhandel reagierte schnell auf den Shutdown und sucht derzeit auch nach digitalen Wegen, um für seine Kunden noch besser erreichbar zu sein. Hierzu gibt es keine wirkliche Alternative, denn die fehlende Frequenz brennt den allermeistern Händlern am schlimmsten unter den Nägeln“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten IHK-Erhebung, an der sich 137 Händler aus Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten. Gefragt nach den direkt spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den eigenen Betrieb, gaben die Befragten am häufigsten eine „rückläufige Kundennachfrage“ an. Es folgten die Themen „Fehlende Waren und Dienstleistungen“ sowie „Logistische Engpässe“. Die rückläufige Nachfrage wirkt sich direkt auf den Umsatz der Betriebe aus. Jedes fünfte der antwortenden Unternehmen kalkuliert mittlerweile mit einem Umsatzrückgang im laufenden Jahr von bis zu 10 %, weitere 30 % rechnen mit einem Rückgang um bis zu 25 % und 19 % halten sogar eine Reduktion um bis zu 50% für wahrscheinlich. Dass der gesamte Jahresumsatz 2020 um über die Hälfte einbricht, vermutet jedes achte Unternehmen. Jedoch verneinten 58 % der antwortenden Betriebe die Frage, ob sie befürchten, ihr Geschäft aufgrund der Umsatzrückgänge schließen zu müssen. Derweil konnten dies 31 % zum Umfragezeitpunkt noch nicht abschätzen. Klaus Gräbener: „Die Ergebnisse verdeutlichen eindrucksvoll, in welch schwierigem Fahrwasser sich der heimische Handel bewegt. Doch Jammern hilft nicht weiter. Je schneller die Unternehmen sich den elektronischen Medien zuwenden, desto besser werden sie durch die Krise hindurchkommen.“

Genau an dieser Stelle machen die Befragungsergebnisse auch Mut. Danach gefragt, wie die Einzelhändler im Kammerbezirk Siegen seit dem Corona-Shutdown mit der Situation umgegangen sind, ergaben sich folgende Ergebnisse: Die Umsetzung eines eigenen Hygienekonzepts liegt bei den getroffenen Maßnahmen auf Platz 1. Unmittelbar darauf folgen die Nutzung neuer Instrumente zur Kommunikation mit den Kunden sowie die Erschließung neuer Vertriebskanäle. Hier lag der Fokus auf der Implementierung eines eigenen Online-Shops, gefolgt von „anderen Online-Marktplätzen“ sowie „Ebay“. In puncto Kundenkommunikation rangiert Facebook vor Instagram und der eigenen Internetseite.

Diese Ergebnisse unterstreichen, dass viele Einzelhändler weiterhin mit den Auswirkungen von COVID-19 zu kämpfen haben. Sie verdeutlichen aber auch, dass der Handel die erzwungene räumliche Distanz mittlerweile als Chance begreift. Ganz offenbar hat das Abstandsgebot dazu geführt, die Nutzung digitaler Techniken im Geschäftsalltag voranzutreiben. Die IHK Siegen unterstützt seit Anfang des Jahres Unternehmen ganz gezielt dabei, die digitalen Kommunikationswege zu nutzen. „Interessierten Einzelhändlern, Dienstleistern und Gastronomen bieten wir an, gemeinsam mit ihnen die ersten Schritte in den sozialen Medien zu gehen. Um die Auffindbarkeit zu verbessern und neue Kundengruppen anzusprechen, benötigt man nicht zwangsläufig einen Online-Shop. Unser Angebot reicht vom Einrichten eines entsprechenden Social-Media-Nutzerkontos über Hinweise zum Erstellen von Inhalten bis hin zum Austausch über die strategische Ausrichtung der bereits vorhandenen Accounts“, berichtet Boris Edelmann als verantwortlicher IHK-Mitarbeiter. Wichtig sei zudem, dass die Unternehmer dort abgeholt werden, wo sie sind, und über eine unternehmerisch sinnvolle Nutzung der unzähligen Möglichkeiten gesprochen werde. Digitalisierung um der Digitalisierung wegen bringe keinen Nutzen. Des Weiteren sind die Betriebe herzlich eingeladen, die breit aufgestellte Workshop-Reihe zu nutzen, um sich rund um das Thema „Auffindbarkeit im Internet“ weiterzubilden. Die Veranstaltungsorte rotieren im gesamten Kammerbezirk, damit lange Anfahrtswege eine Teilnahme nicht verhindern. Während der Sommerferien können Interessenten zudem an Online-Kompaktkursen teilnehmen. Die Termine der Workshop-Reihe sind über die Veranstaltungsdatenbank der IHK Siegen unter https://events.ihk-siegen.de/termine/ zu finden.

Damit Kleinunternehmen aus dem stationären Einzelhandel ihre Digitalisierungsideen weiter vorantreiben, fördert das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen solche Vorhaben über das Sonderprogramm 2020 des Projektaufrufs „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken". In den Genuss einer Förderung kommen Betriebe, die sich in Form von kurzfristigen Projekten erstmalig digital aufstellen bzw. den Auf- oder Ausbau digitaler Technologien in ihrem Unternehmen voranbringen wollen. Der Höchstbetrag der Förderung liegt bei 12.000 Euro bei einem Fördersatz von bis zu 90 %. Noch bis zum 30. August 2020 können die Kleinunternehmen beim Projektträger Jülich ihre Ideen einreichen. „Diese Initiative des Ministeriums ist mehr als zu begrüßen. Allerdings sind die Antragsunterlagen aus unserer Sicht noch immer recht umfangreich für einen Förderaufruf, der sich gezielt an einzelne Kleinunternehmer richtet. Beispielsweise muss der individuelle Digitalisierungsgrad des Einzelhändlers beschrieben werden – oder auch, wie die Durchführung der Digitalisierungsmaßnahme die Folgen der Corona-Pandemie für das eigene Unternehmen abmildert“, erläutert Ann Katrin Hentschel, Mitarbeiterin im Referat Einzelhandel. Händler, die weitere Informationen zum Sonderprogramm benötigen oder einen ersten Gedankenaustausch forcieren, können sich an Ann Katrin Hentschel (Tel.: 02761 944-512) wenden.

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