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Nr. 030: IHK-Konjunkturumfrage: Das lange Warten auf den Aufschwung dauert an

2. Mai 2024/ „Die Stimmung der heimischen Wirtschaft hat sich im Frühjahr nur geringfügig aufgehellt. Das lange Warten auf einen kräftigen Aufschwung hält an. Durchgreifendes Wachstum ist nach wie vor nicht in Sicht, die Unsicherheit bleibt auch in den kommenden Monaten ständiger Begleiter wirtschaftlichen Handelns. Ein deutliches Warnsignal: Zu viele Unternehmen stellen den Standort infrage und halten sich mit Investitionen zurück.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Walter Viegener die Ergebnisse der neuesten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 477 Unternehmen mit mehr als 36.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten.


Der Konjunkturklimaindex – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung – steigt um fünf Punkte auf einen Wert von 93. Damit liegt er weiterhin deutlich unter dem Mittelwert der letzten 20 Jahre (106). Der Anstieg basiert allein auf den mittlerweile nicht mehr ganz so düsteren Geschäftsprognosen für den weiteren Jahresverlauf. Dass sich das wirtschaftliche Klima in den kommenden Monaten erholt, erwarten jedoch nur 18 % der befragten Firmen. 30 % gehen von einer Verschlechterung aus. Nach wie vor überwiegt bei den Geschäftsprognosen also die Skepsis. Walter Viegener: „Die leichte Aufwärtsbewegung steht auf wackligen Beinen. Sorgen bereiten uns die weiterhin trübe Investitionsneigung und die in weiten Teilen schwache Nachfrage. Geht es so weiter, werden wir immer mehr abgehängt.“ 


Nur 15 % der Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe planen derzeit höhere Investitionen. Dagegen geht jeder dritte Betrieb von geringeren Investitionen vor Ort aus. Vor allem im Einzelhandel, im Gastgewerbe und in der energieintensiven Industrie ist die Investitionszurückhaltung mit Händen zu greifen. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Es fehlt an Vertrauen. Kaputte Straßen und Brücken, fehlende Gewerbeflächen, Regulierungswut sowie hohe Steuern und Abgaben schmälern die Investitionsbereitschaft. Die hohen Arbeitskosten und der Fachkräftemangel schlagen zudem voll ins Kontor. Da überlegen Firmen lieber zweimal, ob sich Investitionen vor Ort noch lohnen. Viele Unternehmen klagen zudem, dass der Staat in etlichen Feldern zu langsam und zu ineffizient unterwegs ist. Der Staat erzielt in ihren Augen mit immer größerem Kraftaufwand immer zweifelhaftere Ergebnisse.“

Risikobewertung weiterhin hoch 
Zwei Drittel der Unternehmen sehen inzwischen in der schwachen Inlandsnachfrage das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel (62 %) und von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (61 %). Die hohen Energie- und Rohstoffpreise werden zwar immer noch von mehr als der Hälfte der Betriebe als großes Risiko eingestuft, fallen aber innerhalb von einem Jahr deutlich in der Risikobewertung ab. Klaus Gräbener: „Insbesondere in der Industrie, im Einzel- und Großhandel wird die schwächelnde Nachfrage als größtes Problem gesehen. In weiten Teilen leeren sich die Auftragsbücher, Neuaufträge sind nicht überall, aber sehr häufig Mangelware. Nur 13 % der Betriebe rechnen mit einem Anstieg der Mitarbeiterzahl, jedoch 25 % mit einem Rückgang. Die Zeiten permanenter Beschäftigungsrekorde sind vorerst vorbei.“ 


Auslastung der Industrie unterdurchschnittlich – Lagebeurteilung trübt sich weiter ein
Die Industrieunternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe bewerten ihre Geschäftslage etwas schlechter als zu Jahresbeginn. 20 % melden aktuell gute Geschäfte und 31 % schlechte. Der Auftragsbestand tritt bei zahlreichen Betrieben bestenfalls auf der Stelle. Im Neugeschäft herrscht zumeist Flaute. Nur 14 % der Industrieunternehmen melden steigende Inlandsaufträge. Bei den Auslandsaufträgen sind es sogar nur 12 %. Walter Viegener: „Die Produktionsauslastung ist weiterhin unterdurchschnittlich. Eine spürbare Steigerung ist aufgrund der schwächelnden Neuaufträge nicht in Sicht. Auch von dem wichtigen Auslandsgeschäft geht derzeit keinerlei Dynamik aus. Problematisch: Die Ertragslage der Industrieunternehmen bricht auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie ein.“ Die Stimmung innerhalb der Industrie ist weiterhin äußerst heterogen. Nochmals angespannter ist die Lage in der energieintensiven Metallerzeugung. Zwei Drittel der Unternehmen melden eine schlechte Geschäftslage. In den letzten 15 Jahren war dieser Wert nur einmal noch schlechter. Hingegen bleibt die Situation im Maschinenbau erfreulich gut. Jedes zweite Unternehmen meldet derzeit gute Geschäfte.


Deutliche Dynamik in Teilen des Bausektors
Deutlich positiver fallen im Bausektor die Lagebewertung und die Zukunftserwartungen aus. 56 % der Bauunternehmen melden eine gute Geschäftslage und „nur“ 9 % eine schlechte. Auch der Blick auf die kommenden Monate fällt deutlich optimistischer aus als noch zu Jahresbeginn. Stephan Häger, Leiter des Referates Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Die erfreulich positiven Zahlen werden vom Tiefbau und vom Ausbaugewerbe getragen. In diesen Bausektoren sind in großen Teilen die Auftragsbücher gut gefüllt und die Auslastung zumeist mehr als ordentlich. Aber: Der Wohnungsbau wird zur Dauerbaustelle. Ein Ende der Abwärtsspirale ist dort nicht in Sicht. Fehlende Neuaufträge und ein verstärkter Preisdruck belasten die Unternehmen.“ 


Optimismus im Großhandel steigt – Kaufzurückhaltung belastet Einzelhandel 
Auch im regionalen Großhandel hat sich die Stimmung im Frühjahr ein Stück weit aufgehellt. Vor allem der konsumnahe Großhandel erwartet in den kommenden Monaten steigende Umsätze. Im regionalen Einzelhandel bleibt das Konjunkturklima dagegen eher düster. Schwer hat es dabei keineswegs nur der stationäre Handel, auch im Onlinehandel wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Vor allem der Absatz langlebiger Güter gestaltet sich derzeit mühsam. Stephan Häger: „Die gesunkene Inflationsrate und die aktuellen Lohnzuwächse konnten die Konsumlaune der Kunden bisher nur geringfügig antreiben. Auch hier schlägt die schlechte Stimmung offenbar voll durch. Wer kein gutes Gefühl hat, was kommt, hält eben das Geld eher zusammen.“ Sechs von zehn Einzelhändlern berichten von einem nach wie vor zurückhaltenden Kaufverhalten. 


Stimmung im Dienstleistungsgewerbe trüber
Die Stimmung im regionalen Dienstleistungsgewerbe hat sich im Frühjahr eingetrübt. Die Anzahl der Unternehmen, die von einer guten Geschäftslage berichten, hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn auf 24 % merklich verringert. Das Gastgewerbe ist dagegen etwas positiver gestimmt. Gleichwohl bleiben die Belastungen durch die hohen Energiepreise, Arbeitskräftemangel und Konsumzurückhaltung groß. 

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Stephan Häger

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