21. November 2024/ „Der Einzelhandelsstandort Siegen legt im Vergleich zum Vorjahr bei der Kaufkraftbindung und der Zentralität noch einmal zu. Das ist in den aktuell herausfordernden Zeiten besonders bemerkenswert und erfreulich. Landesweit bleibt das Oberzentrum damit das Nonplusultra. Bundesweit weisen nur fünf Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern eine höhere Zentralität und Kaufkraftbindungsquote auf. Der Siegener Einzelhandel mit seiner Strahlkraft, die weit über die kommunale und regionale Grenze hinausreicht, verteidigt damit seine Spitzenplatzierung und liegt erneut deutlich vor den Shoppingmetropolen im Rheinland.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thilo Pahl zentrale Ergebnisse der aktuellen „IHK-Kaufkraftanalyse“. Sie gibt Aufschluss über das Konsumpotenzial in den 18 Städten und Gemeinden der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe.

Die Kaufkraftbindungsquote des Siegener Einzelhandels steigt von 126 % auf 132 %. Mehr als 237 Mio. € werden von Einwohnern anderer Kommunen in Siegen umgesetzt. Auch bei der Zentralitätskennziffer, einem weiteren wichtigen Indikator für die Attraktivität des Einzelhandelsstandortes, sticht das Oberzentrum Siegen mit einem außerordentlich hohen Wert von 152,0 (Landesdurchschnitt: 101,3) hervor.

Regionale Unterschiede bei der Kaufkraft – Einkommen im Kreis Olpe deutlich über dem Bundes- und Landesniveau

Die prognostizierten Einkommen in der IHK-Region für 2024 liegen über dem Bundes- und Landesdurchschnitt und steigen überdurchschnittlich. Für das Jahr 2024 wird in Siegen-Wittgenstein und Olpe ein allgemeines Kaufkraftvolumen von etwa 11,6 Mrd. € prognostiziert. Das sind circa 366 Mio. € bzw. 3,2 % mehr als 2023. Je Einwohner ergibt sich ein überdurchschnittlich hohes verfügbares Einkommen von 28.286 €, das 347 € über dem Bundes- und 948 € über dem Landesdurchschnitt liegt. Dr. Thilo Pahl: „Die Zahlen verdeutlichen einmal mehr, dass wir im IHK-Bezirk noch über eine geringe Arbeitslosigkeit und eine gute Beschäftigungslage verfügen. In allen Kommunen der Region haben die Menschen im Durchschnitt mehr Geld für Konsumausgaben, Wohnen, Freizeit oder zum Sparen zur Verfügung. Allerdings bereiten uns die aktuellen düsteren Konjunkturergebnisse große Sorgen. Insbesondere die heimische Industrie steckt in großen Teilen in einer ernsten Strukturkrise. Ob wir unter diesen Voraussetzungen das überdurchschnittlich gute Niveau halten können, ist fraglich.“

Zwischen den Kreisen und den Kommunen existieren zum Teil weiterhin erhebliche Unterschiede. Während die Kaufkraft in Siegen-Wittgenstein leicht über dem Landesniveau liegt, verfügen die Einwohner aus dem Kreis Olpe über deutlich überdurchschnittliche Einkommen. Bundesweit weisen nur 64 von 400 Stadt- und Landkreisen einen höheren Wert auf. Mit 29.822 € allgemeine Kaufkraft liegen die Einkünfte im Kreis Olpe 1.883 € über dem Bundes- und 2.484 € über dem Landesdurchschnitt. Die Schwelle der 30.000 € je Einwohner wird in Attendorn, Olpe, Wilnsdorf und Erndtebrück durchbrochen. Den Spitzenplatz belegen erneut die Einwohner Attendorns. Ihnen stehen jährlich 33.384 € allgemeine Kaufkraft zur Verfügung, dicht gefolgt von den Bewohnern der Stadt Olpe (32.784 €). Stephan Häger, Leiter des IHK-Referats Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Erfreulich ist, dass in den vergangenen fünf Jahren die Wachstumsrate der Einkommen im IHK-Bezirk (+18,9 %) über dem Bundes- und Landesniveau (Bund: +18,3 % und NRW: +18,5 %) lag. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die gestiegene Kaufkraft konnte die hohe Inflation der letzten Jahre nicht vollständig ausgleichen.“

Etwa 27 % der allgemeinen Kaufkraft stehen dem Einzelhandel inklusive Versand- und Internethandel zur Verfügung. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft liegt für den IHK-Bezirk ebenfalls über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. 7.586 € stehen jedem Einwohner für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung. Den Spitzenplatz in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe belegen auch hier die Einwohner Attendorns.

Einzelhandelsumsatz überdurchschnittlich, insbesondere in Siegen und Olpe

Auch der Einzelhandelsumsatz, die Zentralität und die Kaufkraftbindungsquote sind im IHK-Bezirk überdurchschnittlich. Für den stationären Einzelhandel in der IHK-Region wird für 2024 ein Umsatz in Höhe von 2,9 Mrd. € prognostiziert. Die Hälfte des Einzelhandelsumsatzes der IHK-Region wird in den Städten Siegen, Olpe und Kreuztal erzielt, wobei Siegen die mit deutlichem Abstand größte Einkaufsmetropole bleibt. Allein auf das Oberzentrum entfallen etwa 34 % (967,5 Mio. €) des gesamten Einzelhandelsumsatzes. Mit 249,1 Mio. € belegt der Einzelhandel der Kreisstadt Olpe Platz 2, gefolgt vom Handelsstandort Kreuztal (201,2 Mio. €). Die größten Einzelhandelsumsätze je Einwohner werden in Olpe (9.940 €), Siegen (9.426 €) und Freudenberg (8.239 €) erzielt. Stephan Häger: „Insgesamt ist die IHK-Region auch 2024 eine überdurchschnittlich attraktive Einzelhandelsregion. Die Zentralität und die Kaufkraftbindungsquote legten im Vergleich zum Vorjahr zu. Die steigende Kaufkraftbindung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation im Einzelhandel in Teilen angespannt bleibt. Die große Unsicherheit in der Bevölkerung sowie die hohen Lebenshaltungskosten lassen eher die Sparneigung und nicht die Konsumlaune steigen. Zudem ist die Entwicklung innerhalb der Branche abhängig von der Lage und dem Sortiment.“

Etwa 9 % (2023: 12 %) der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft im IHK-Bezirk verbleiben nicht im regionalen stationären Einzelhandel. Somit fließen etwa 267 Mio. € in den Online- und Versandhandel ab oder werden außerhalb der Region ausgegeben. Mit einer Kaufkraftbindungsquote von über 100 % gelingt es hingegen dem Einzelhandel in den Städten Siegen, Olpe, Lennestadt und Freudenberg rein rechnerisch, nicht nur die gesamte dort vorhandene einzelhandelsrelevante Kaufkraft vor Ort zu binden, sondern darüber hinaus Kaufkraft aus anderen Kommunen zu gewinnen.

Hintergrund:

In der IHK-Kaufkraftanalyse werden alle relevanten Kaufkraftzahlen wie die allgemeine Kaufkraft, die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, der Einzelhandelsumsatz, die Zentralität und die Kaufkraftbindungsquote dargestellt. Insbesondere bei Standort- und Ansiedlungsfragen von Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen interessieren sich die Investoren und Gründer für solche Zahlen. Die IHK wertet mit dem IHK-Zahlenspiegel die Kaufkraftzahlen der Michael Bauer Research GmbH aus, um den kommunalen Entscheidungsträgern, ihren Mitgliedsunternehmen und Existenzgründern detaillierte Standortinformationen zugänglich zu machen. Bei den Kaufkraftzahlen handelt es sich um Prognosedaten für das Jahr ihrer Ermittlung.

Der IHK-Kaufkraftzahlenspiegel steht zum Download unter ihk-siegen.de (Seiten-ID: 3558) bereit.