PDF wird generiert
Bitte warten!

Nr. 046: Kommunale Gestaltungsspielräume erhalten: IHK-Wirtschaftsgespräch bei Kurt Obermeier in Bad Berleburg

8. Juli 2025/ „Der Zusammenhalt in Wittgenstein ist nicht nur prägend und beeindruckend, sondern längst ein entscheidender Standortfaktor geworden.“ Dieses Fazit zog Dr. Thilo Pahl beim IHK-Wirtschaftsgespräch bei der Kurt Obermeier GmbH in Bad Berleburg. Vor den rund 50 teilnehmenden Unternehmensvertretern erläuterte der IHK-Hauptgeschäftsführer wesentliche Wirtschaftsdaten der Kommune. Deutlich wurde: Bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bad Berleburg zwischen 2010 und 2024 um 39 % zugelegt – der zweitbeste Wert im IHK-Bezirk! Verlief die Entwicklung bei den Industrieumsätzen seit 2010 unterdurchschnittlich, konnte der Wert seit Corona deutlich zulegen – um mehr als 23 %. Dr. Thilo Pahl: „Das eigentliche Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Fachkräfteversorgung. Schon heute klagen viele Betriebe über den Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Hier droht der nächste Aufschwung an uns vorbeizuziehen!“ Die aktuell rückläufige Zahl der Ausbildungsverträge in der Odebornstadt verheißt hierbei nichts Gutes.

Um ein attraktives Umfeld für die dringend benötigten Fachkräfte zu schaffen, müsse die städtische Entwicklung nachhaltig und zukunftsfest ausgerichtet sein, hob Bürgermeister Bernd Fuhrmann hervor. Dies gelinge nur mit einem Zusammenwirken der Kernstadt und der 22 umliegenden Dörfern in einem gemeinsamen strategischen Prozess. Nur so könnten auf Dauer die strukturellen Nachteile im ländlichen Raum überwunden werden, zu denen unter anderem die unzureichende Verkehrsanbindung gehöre. „In ganz Deutschland gibt es nur sechs weitere Regionen, in denen man mehr als eine Stunde Fahrtzeit zur nächsten Autobahn benötigt!“

Herausforderungen: Weite Räume und ländliche Prägung

Weite Räume und ländliche Prägung erschwerten strukturelle Verbesserungen. Beispiel Giganetz: „Wir verlegen 700 Kilometer Glasfaser mit einer eigens dazu gegründeten Gesellschaft, an der die Stadt beteiligt ist. Am Ende geht das Netz in das Eigentum der Kommune über.“ Um die Kräfte für Verbesserungen zu bündeln, hatte die Stadt gemeinsam mit vielen Akteuren einen Nachhaltigkeitsprozess ausgerollt, der inzwischen in den Ortsteilen zu konkreten Ergebnissen führt.

Wie wichtig die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Stadt ist, zeigte Hans-Peter Langer am Beispiel der Raumordnung auf. Aus Sicht der heimischen Wirtschaft könne man mit der Endfassung des gerade in Kraft getretenen Regionalplanes nicht zufrieden sein, hob der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer hervor. Immerhin lege das Planwerk fest, wo in den nächsten 20 bis 25 Jahren raumbedeutsame Entwicklung überhaupt noch stattfinden könne. Die Bilanz: Zu wenig Flächen für Industrie und Gewerbe, zu wenig Wohnbauflächen und eine überzogene Umweltreglementierung. Dabei liege die Flächeninanspruchnahme durch Industrie und Gewerbe im Kreis Siegen-Wittgenstein deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Auch beim Landesentwicklungsplan, für den derzeit Änderungen diskutiert würden, müsse darauf geachtet werden, dass kommunale Handlungsspielräume nicht eingeschränkt würden. Während hiesige Unternehmen mit den strukturellen Nachteilen an ihrem Standort kämpften, sähen sie sich tagtäglich einem Zuwachs an bürokratischen Regelungen ausgesetzt. Hans-Peter Langer: „Diese Betriebe sind auf leistungs- und möglichst handlungsfähige Kommunen angewiesen. Hier kennen die Verwaltungsmitarbeiter die Firmen und ihre Sorgen besser als Planungsexperten fernab in Düsseldorf!“

Bei einem Rundgang durch das Betriebsgelände und die neuen Labore der Kurt Obermeier GmbH verschafften sich die Teilnehmer des Wirtschaftsgesprächs einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Unternehmens, das in den vergangenen Jahren nicht nur betriebswirtschaftlich eine außerordentlich gute Entwicklung gezeigt hat: Mit einer millionenschweren Investition wurde der Standort in Raumland zukunftsgerecht ausgebaut. Der in dritter Generation inhabergeführte Betrieb ist mit seinen 180 Mitarbeitern auf Vertrieb und Beratung chemischer Spezialprodukte ausgerichtet, entwickelt zudem auf Basis von Silikonen eigene Produkte und stellt Holzschutzmittel sowie Oberflächenveredelungsprodukte für Holz her. Das Unternehmen wurde in diesem Jahr durch den Kreis Siegen-Wittgenstein für seine Familienfreundlichkeit ausgezeichnet. 

 

Seiten-ID: 4827

Seiten-ID4827

Ansprechpartner

Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
E-Mail

Dr. Thilo Pahl

Tel: 0271 3302 300
Fax: 0271 3302 400
E-Mail

Zum Seitenanfang springen