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Nr. 059: Veränderte Lage auf globalen Märkten: Blick nach Afrika kann sich für Unternehmen lohnen

6. Oktober 2025/ „Die Lage auf den globalen Märkten ist sehr dynamisch und von Unsicherheiten geprägt. Manch ein Unternehmen strebt nach Diversifizierung seiner Exportbeziehungen. Hier kann ein Blick nach Afrika lohnen.“ IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thilo Pahl verweist dabei auf das Wachstum der meist noch jungen und innovationsfreudigen Volkswirtschaften des Kontinents. Vor dem Hintergrund der G20-Präsidentschaft Südafrikas und der im Koalitionsvertrag verankerten strategischen Aufwertung der Region gelte: „Wer heute Afrika ignoriert, riskiert, morgen Chancen zu verpassen!“ Die IHK hat in den vergangenen Jahren, unter anderem an „Afrika-Tagen“, mehrfach auf die Potenziale einer verstärkten Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten hingewiesen, die in beiderseitigem Interesse liegen kann.

Tatsächlich zeigte sich der Warenaustausch bundesweit zuletzt dynamischer – gegen den allgemeinen Trend. 2024 lag der deutsch-afrikanische Güterhandel laut Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bei 58,4 Mrd. € – und machte damit lediglich 2 % des gesamten deutschen Welthandels aus. Die Exporte waren gegenüber 2023 um 8,5 % auf 26,3 Mrd. € zurückgegangen, die Importe um 2,1 % auf 32,1 Mrd. €. Doch jüngste Trends weisen in eine andere Richtung: Von Januar bis Juli 2025 stiegen die Exporte von Deutschland nach Afrika um 7 %, die Importe von dort um 3 %. Während globale Handelsströme stagnieren, gewinnen die Geschäfte mit dem afrikanischen Kontinent an Dynamik.

Für den heimischen Kammerbezirk spielen hierbei derzeit vor allem Südafrika, Ägypten und Algerien eine Rolle. Für diese Staaten seien seitens der IHK Siegen die meisten elektronischen Bescheinigungen ausgestellt worden, stellt Katharina Sauer fest. Die Leiterin des IHK-Referats Internationales weist auf eine weitere Entwicklung hin: „Einige afrikanische Staaten erreichen die Länderrisiko-Einstufung 3 für Exportversicherungen, darunter Botsuana, Marokko und Mauritius. Sie liegen damit vergleichbar etwa zu Rumänien oder Mexiko.“ Die Bundesregierung helfe unter anderem mit staatlichen Kreditgarantien. Da Afrika für internationale Geber interessant sei, könnten oft auch Mittel aus der Entwicklungszusammenarbeit infrage kommen.

Ratsam sei jedoch ein unverstellter, nüchterner Blick, denn trotz großer Chancen stünden Unternehmen beim Afrikageschäft teils vor schwierigen Herausforderungen: Politische Unsicherheiten, Defizite in Infrastruktur, Energie und Logistik sowie eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten erschwerten häufig den Marktzugang. Hinzu kämen bürokratische Hürden und der wachsende Wettbewerb mit Unternehmen aus anderen Staaten: „China, Indien oder auch die Türkei agieren oft schneller und risikofreudiger. Um die Potenziale Afrikas zu nutzen, ist es daher entscheidend, langfristig zu planen und gleichzeitig vorhandene Unterstützungsangebote – etwa die Dienstleistungen der zehn deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) auf dem Kontinent – in Anspruch zu nehmen“, empfiehlt Katharina Sauer.

Gleichwohl zeigt sich deutlich, dass Afrika Unternehmen den Zugang zu wachsenden Märkten eröffnet und gerade angesichts geopolitischer Spannungen helfen kann, einseitige Abhängigkeiten von China oder den USA zu reduzieren. Die Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) fordert deshalb eine Neuausrichtung in Politik und Wirtschaft und hat hierzu mehrere Handlungsfelder identifiziert. Dazu gehören neben dem Aufbau stabiler Lieferketten für deutsche Unternehmen die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen, etwa durch die afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) und einen verbesserten Investitionsschutz, sowie der Ausbau von Rohstoffpartnerschaften und die Förderung von Innovation und Digitalisierung. So könnten gezielte Investitionen in Netze und Rechenzentren eine Internetwirtschaft mit Milliardenpotenzial erschließen, hebt Katharina Sauer hervor. Garantien, Doppelbesteuerungsabkommen und maßgeschneiderte Instrumente für kleine und mittlere Unternehmen könnten zudem Erleichterungen bei der Finanzierung bringen.

„Afrika ist weltweit eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen“, unterstreicht Dr. Thilo Pahl. Für eine ganze Reihe von Unternehmen biete es sich in der jetzigen Zeit an, für sich herauszufinden, wie sie Teil der Wachstumschancen auf dem afrikanischen Kontinent werden können.

 

Hintergrund:

Afrikanische Freihandelszone

Die afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) ist ein Projekt der Afrikanischen Union zur Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarkts für Waren und Dienstleistungen. Ziel ist, Handelshemmnisse abzubauen, Investitionen zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit afrikanischer Unternehmen zu stärken. Mit mehr als 50 unterzeichnenden Staaten ist sie, gemessen an der Zahl der Mitglieder, die größte Freihandelszone der Welt.

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Ansprechpartner

Katharina Sauer

Tel: 0271 3302 156
Fax: 0271 3302 400
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