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Nr. 006: Standort stärken – Aufbruch wagen: Wirtschaft und Gewerkschaften fordern gemeinsam mehr Tempo für die Region

23. Januar 2023 / „Mehr Tempo“ – wie ein roter Faden zog sich diese Losung durch die gemeinsam veranstaltete Strukturkonferenz von DGB Südwestfalen, den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein und Olpe, der IG Metall Siegen und der IG Metall Olpe, der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, ver.di Südwestfalen und der IHK Siegen. Rund 250 Vertreter aus Unternehmerschaft und Betriebsräten hatten sich im Eichener Hamer in Kreuztal zusammengefunden, um ein deutliches Signal zu setzen, das auch überregional wahrgenommen werden dürfte: Die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe sind ein starker Wirtschaftsstandort, der vor einer gewaltigen Transformation steht, die nahezu alle Bereiche erfasst. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, gilt es, sich auf die Stärken der Region zu besinnen, allen voran die Fähigkeit zur Innovation und zur Kooperation. Aber: Ohne politische Unterstützung aus Düsseldorf und Berlin wird dies der Region absehbar nicht gelingen.

Gleich mehrfach wurde deutlich: Hier neigt man nicht dazu, auf andere zu warten, sondern man hat beste Voraussetzungen, den Weg in die Zukunft eigenständig zu beschreiten. Hierfür jedoch muss Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und dabei vor allem mehr Tempo ermöglichen. Beispiel Verkehrswege: Sie stellen längst ein wichtiges Rückgrat des Wirtschaftsraumes dar. Wo Unternehmen bislang mit Zuverlässigkeit in Produkten und Service glänzen konnten, macht der Zustand von Straßen und Schienen es zunehmend unmöglich, diesen Standard aufrechtzuerhalten. Kommen Lieferungen nicht rechtzeitig, führt dies zu teuren Stillständen in der Fertigung.

Die Bahn ist hierbei offenkundig nur scheinbar eine Alternative: Es fehlen Personal und Wagons. Zudem ist die Infrastruktur häufig nicht hinreichend ausgebaut. Hier sind die politischen Entscheidungsträger gefordert, denn die Betriebe verlieren jetzt ihre Zukunftsfähigkeit, nicht erst morgen oder übermorgen. Kostenentlastungen für die Unternehmen können sich auf Strecke durchaus volkswirtschaftlich rechnen. Auch im Transportgewerbe geht es längst nicht nur um das Thema Kosten: Es fehlen Fachkräfte an allen Ecken und Kanten. Eindringlich wurde für Vereinfachungen bei Schwertransporten geworben. Die in Teilen absurde Genehmigungs-Bürokratie verhindert es, die politisch gesetzten Ziele im Bereich der Energiewende, des sozialen Wohnungsbaus und der Infrastrukturerneuerung zu erreichen.

Beispiel Fachkräfte: Der politisch unterstützte Drang zur Akademisierung macht vielen Betrieben das Leben schwer – und auch die vollgesperrte Autobahn trägt ihren Teil dazu bei, die Personalnot zu verschärfen. Der Fachkräftemarkt nördlich von Lüdenscheid ist praktisch komplett weggebrochen. Das trifft das verarbeitende Gewerbe genauso wie das Handwerk und die Dienstleistungen. Hinzu kommt: Lehren werden abgebrochen, wo für den Ausbildungsberuf Berufsschulen in Hagen oder Dortmund besucht werden müssen. Hier lautet die Erwartung an die Politik: generell eine Beschulung vor Ort ermöglichen, wenigstens solange die Autobahn gesperrt ist!

Aber die Konferenz ermunterte auch, die Transformation als Herausforderung anzunehmen. Nach wie vor gibt es in der Region viele kluge Köpfe mit kreativen Ideen. Der Wohlstand und damit das „Mitspracherecht“ in der Welt können erhalten werden, wenn die Pfunde eingesetzt werden und nicht nur in den Unternehmen, sondern auch in den öffentlichen Verwaltungen der nötige Mut aufgebracht wird, so der Tenor. Besser gelänge dies freilich, wenn der lang ersehnte Quantensprung im Ausbau der digitalen Infrastruktur erreicht würde. Der Blick ins Ausland zeigt, dass Deutschland hier viel aufzuholen hat.

Statt komplizierter Vorgaben zur Gaspreisbremse brauchen nicht nur die energieintensiven Betriebe in der Region endlich den lange angekündigten Industriestrompreis. Etliche Unternehmen stehen im internationalen Wettbewerb und kämpfen jeden Tag mit den Wettbewerbsnachteilen infolge der hohen Energiekosten. Und auch das wurde deutlich: Längst nicht jede politische Vorgabe trägt dem Rechnung, was technisch möglich ist.

Mehrere Appelle richteten sich am Ende in Richtung Politik: Die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln so zu gestalten, dass sie nicht schlechter sind als in den Ländern, mit denen die Unternehmen im Wettbewerb stehen. Dem häufig propagierten Bürokratieabbau spürbar Taten folgen zu lassen. Mehr politische Aufmerksamkeit auf Beton, Asphalt, Brücken und Flächen zu legen. Eine Deindustrialisierung mit den richtigen Weichenstellungen abzuwenden. Und vor allem: die wesentlichen strukturpolitischen Themen im Interesse der Region und ihrer Menschen parteiübergreifend streitfrei zu stellen und die Geschlossenheit von Kammern, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden in der Region zu übernehmen. „Weniger übereinander reden, sondern mehr miteinander handeln“, lautete ein abschließender Aufruf.  

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