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Gasthof Müller: Ein Haus mit Tradition

Text: Julia Montanus, Fotos: Carsten Schmale

Mitten in Oberelspe kommt man an einem gepflegten, stilvollen Fachwerkhaus nicht vorbei, ohne dass der Blick an der Vorderfassade mit ihrer klaren Symmetrie in Weißschwarz haften bleibt. Die Gefache und die Fenster sind regelmäßig angeordnet, die Loggia zieht sich unterhalb der Dachschräge über die ganze Breite des Hauses, zwei Westfalenpferde im roten Wappen springen sich spiegelbildlich an und verdeutlichen: Hier identifiziert man sich mit der Region. Das wird auch im Inneren deutlich. Denn das Schild über der Haustür verrät, dass die Besucher hier im Gasthof Müller einkehren.

Das Lokal hat eine sehr lange gastronomische Historie. Es ist seit dem 15. Jahrhundert in Familienhand. Inhaberin Melanie Zelaso berichtet, dass die erste urkundliche Erwähnung des Hofs aus dem Jahr 1408 datiert. Es handelte sich jahrhundertelang um einen Bauernhof. Vor knapp 200 Jahren integrierten die Verantwortlichen eine Schankwirtschaft. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg modernisierte und erweiterte Gastwirtin Klara Müller ihr Lokal, das sie seinerzeit bereits in der vierten Generation betrieb. „Meine Großmutter richtete auch Fremdenzimmer für ‚Sommerfrischler‘ ein, wie man die Touristen früher nannte“, blickt Melanie Zelaso zurück.

Sie berichtet weiter: „Etwas Besonderes war damals das Forellenessen.“ Dabei wird deutlich, dass die beliebte Spezialität ihrer Oma einen optimalen ökologischen Fußabdruck hatte: Die Forellen sprangen quasi direkt aus dem benachbarten Teich in Müllers Küche. Das tun sie noch heute. Der Gasthof hält der Fischerei Linn in Oberelspe seit Jahrzehnten die Treue. Das alte Hausrezept von Klara Müller hat sich bewährt. Ihre Enkelin kredenzt den Gästen immer noch die „Forelle Fischerei Linn“, wahlweise gebraten oder blau, mit Salzkartoffeln, zerlassener Butter und Salatteller.

Neben diversen Fischgerichten steht auf der Speisekarte ganz oben, was für viele das beliebteste Essen darstellt: „Alles vom Schwein“ ist diese Rubrik überschrieben. Darunter gibt es Schnitzel in verschiedenen, vor allem regionalen Varianten. Für den feineren Geschmack bietet Melanie Zelaso ihren Gästen eine Filet-Auswahl an Medaillon-Gerichten und Geschnetzeltem an. Dazu gibt es die bewährten und beliebten Kartoffelbeilagen.

„Auch unsere Steaks kommen gut an. Die bereite ich besonders gern zu“, berichtet die Inhaberin. Das Rindfleisch auf den Punkt saftig und aromatisch hinzubekommen, ist bekanntermaßen nicht leicht, auch wenn es bei der erfahrenen Köchin so klingt, wenn sie darauf antwortet, wie sie es zubereitet: „In der Pfanne in Öl – das war‘s auch schon.“ Nicht ganz, denn auf den Teller kommt natürlich noch mehr. Der Gast hat die Wahl: Er kann sein Steak unter anderem klassisch mit Ofenkartoffel, Kräuterquark und Salatgarnitur oder auch nach „Grönländer Art“ mit Garnelen in Kräutersauce sowie Salat und Kroketten dazu bestellen.

Nach Hasenkeule sucht man auf den heimischen Speisekarten meistens vergeblich. In Oberelspe gibt es sie, ebenso wie anderes Wild, in Burgundersause mit Birne und Preiselbeeren, Kroketten und Salatteller. Geflügelgerichte vervollständigen im Gasthof Müller die Auswahl für Fleischfreunde. Aber auch Vegetarier kommen hier auf ihre kulinarischen Kosten, zum Beispiel durch Spinatpfännchen oder mit Champignons und Käse überbackene Knoblauchnudeln. „Auch Salatteller finden immer Anklang“, unterstreicht die Gastronomin. Sie orientiert sich auch saisonal. Demnächst zum Beispiel gibt es wieder Spargel, im Herbst dann Gerichte mit Pfifferlingen und Steinpilzen. All das wird in einem der beiden rustikalen und zugleich gediegenen Gasträume serviert, die jeweils 35 Gästen Platz bieten. Das Fachwerk kommt auch innen zur Geltung und korrespondiert sowohl mit den klassisch weiß und schick gedeckten Tischen als auch mit der Dekoration, die die landwirtschaftliche und regionale Geschichte aufgreift.

Die 48-Jährige betreibt den Gasthof Müller in der sechsten Generation. Sie hat ihn 2009 von ihren Eltern übernommen, nachdem sie nach ihrer Ausbildung zur Köchin in einem Altenhundemer Hotel neun Jahre lang in ihrem Lehrbetrieb Erfahrung gesammelt hatte. Einer ihrer 14-jährigen Zwillingssöhne hat bereits erklärt, Koch werden zu wollen. Seine Mutter würde es sicher freuen, auch wenn das weibliche „Regiment“ in der Küche dann endete. Melanie Zelasos Eltern, Emil und Elisabeth Müller, haben seinerzeit die Verantwortung und Leitung des Gasthofs an ihre Tochter übergeben, denken aber noch lange nicht daran, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Der Familienbetrieb ist für sie eine echte Herzensangelegenheit. Und so unterstützen sie ihre Tochter nach wie vor tatkräftig. Dabei ist es offenbar gute Tradition in dem Oberelsper Gasthof, dass die Küche das Reich der Frauen ist. Auch Elisabeth Müller ist Köchin und hat jahrzehntelang die Küche geführt – mit ebensolcher Leidenschaft, mit der ihr Mann sein ganzes Berufsleben lang den direkteren Kontakt zu den Gästen pflegt. „Mein Vater steht seit seinem 13. Lebensjahr hinterm Tresen“, erklärt Melanie Zelaso. Und es hört sich so an, als ob der 78-Jährige diesen Platz noch eine ganze Weile innehaben wird.

Seine Frau und er haben den Gasthof Müller 1974 übernommen. Sie gaben die Land- und Waldwirtschaft auf, gaben ihre Pferde und Kühe ab und konzentrierten sich auf die kulinarische Tradition des Hauses. Auch die Fremdenzimmer schafften sie ab. Die Eheleute bauten die Gaststätte um und erweiterten die Küche. Seit 1989 betreiben sie eine Kegelbahn, die noch heute genutzt wird. Sie vergrößerten den Saal, sodass sie bei Hochzeiten und anderen Feiern bis zu 80 Gäste bewirten können.

Der Gasthof Müller konzentriert sich heute auf sein Kerngeschäft, das Essen à la Carte. Das genießen in Oberelspe viele Stammgäste – auch solche, die eine weite Anreise haben. „Wir empfangen auch Besucher aus Siegen, die regelmäßig zum Essen kommen“, betont die Köchin. Auch der Tourismus belebt das Geschäft mit Schnitzeln, Forellen und Co, dank der hohen Freizeit- und Erholungsqualität der Natur- und Wanderregion Sauerland, einiger Ferienhöfe im Umland und auch der nahegelegenen Freilichtbühne.

Auf einen Blick

Gasthof Müller

  • Mescheder Straße 20
  • 57368 Lennestadt
  • Telefon: 02721 2519
  • Inhaberin: Melanie Zelaso

Öffnungszeiten:

  • Mittwoch bis Sonntag: 12 Uhr bis 13.30 Uhr sowie 18 bis 21 Uhr (sonntags bis 20.30 Uhr)
  • Montag und Dienstag: Ruhetag

Räumlichkeiten:

  • Zwei Gasträume à 35 Plätze
  • Saal mit 80 Plätzen
  • Kegelbahn
Seiten-ID: 3303

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Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
E-Mail

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