PDF wird generiert
Bitte warten!

Professional Brass: Posaunen für Liebhaber und Individualisten

Text: Monika Werthebach, Fotos: Werkfotos

Das perfekte Instrument ist der Traum eines jeden ambitionierten Musikers. Doch die Ansprüche an Klang, Technik und Optik gehen weit auseinander. Instrumentenbauer und Diplom-Posaunist Armin Leyener erfüllt selbst ausgefallene Wünsche: In seinem Musikfachgeschäft „Professional Brass“ in Netphen-Nenkersdorf verkauft und repariert er nicht nur Holz- und Blechblasinstrumente aller Art. Er fertigt zudem in der angeschlossenen Werkstatt Posaunen und Trompeten von Hand.

Die Liebe zur Musik, speziell zu Blechblasinstrumenten, liegt bei Armin Leyener in der Familie: Sein Großvater und sein Onkel leiteten über viele Jahre den Posaunenchor Grissenbach/Nenkersdorf, und auch Armin Leyener stieg bereits im Alter von acht Jahren ins Chorleben ein. „Ich lernte zuerst Bariton und habe zeitweise auch Tuba gespielt. Erst später entdeckte ich meine Leidenschaft für die Posaune“, erinnert sich der passionierte Musiker an die Anfänge seiner Laufbahn. Schon als Schüler wirkte er im renommierten Siegener Bläserensemble „Pro Musica Sacra“ mit. Sein damaliger Posaunenlehrer erkannte Leyeners Talent und schlug ihm vor, einem Professor der Kölner Musikhochschule vorzuspielen – ein großer Erfolg: Kurze Zeit später nahm der Nenkersdorfer ein Studium im Fach „Klassische Posaune“ bei Prof. Branimir Slokar auf. Seine ersten Berufsstationen als Diplom-Posaunist waren die Opern in Luzern und Zürich.

Neben der Musikerkarriere faszinierte Armin Leyener schon immer die Technik seines Instruments. So entwickelte er ein neues Ventil für Posaunen und stellte diese Erfindung einem Instrumentenbauer aus Süddeutschland vor. Aus dem ersten Kontakt ergab sich im Laufe der handwerklichen Umsetzung eine enge Zusammenarbeit – und auch das Angebot, als Auszubildender zum Metallblasinstrumentenmacher in den Betrieb einzusteigen. Nach reiflicher Überlegung nahm der Profimusiker an: „Die Ausbildung in einem Handwerksberuf war ein radikaler Umbruch meiner Karriere, aber zugleich eine hochinteressante Zeit, in der ich in Grundlagen und Technik des Instrumentenbaus eingetaucht bin. Zum Glück hatte ich einen tollen Meister, der mich sofort auch in anspruchsvolle Arbeiten eingebunden hat.“ Zurück in der Siegerländer Heimat, eröffnete Armin Leyener vor rund 30 Jahren seine eigene Werkstatt. Seitdem ist er kompetenter Ansprechpartner für Laien- und Profimusiker, Orchester, Posaunenchöre, Musikvereine sowie Schulen in der Region.

Den beruflichen Wechsel vom Künstler zum Handwerker hat Armin Leyener nie bereut: „Meine jetzige Tätigkeit verbindet beide Leidenschaften zu einem perfekten Ganzen“, stellt er zufrieden fest. Die jahrelange Erfahrung als aktiver Musiker befähigt ihn dazu, seinen Kunden nicht nur bei technischen Problemen zu helfen. Er ist zudem wertvoller Ratgeber bei der Auswahl des richtigen Instruments. Neben dem Verkauf von industriell gefertigten Instrumenten der gängigen Marken und deren fachgerechter Reparatur ist Armin Leyener seiner Liebe zur Posaune treu geblieben. So hat er sich auf den Eigenbau nach Kundenwunsch spezialisiert. Ähnlich wie ein Schneider bei der Anfertigung eines Maßanzuges erfüllt er die individuellen Anforderungen seiner Kunden. Bei einer handgefertigten Posaune spielen Klangvorstellungen, technische Besonderheiten, eine individuelle Optik, aber auch die jeweiligen Möglichkeiten des Musikers eine entscheidende Rolle. Und auch spezielle Anpassungen bei körperlichen Einschränkungen sind möglich. Daher gibt es kaum Duplikate: Die Posaunen mit dem markanten Schriftzug von Armin Leyener haben allesamt ihre besonderen, an den künftigen Spieler angepassten Eigenschaften.

Das erste Beratungsgespräch kann durchaus mehrere Stunden dauern: „Oftmals ist es gar nicht so einfach, herauszufinden, was der Kunde wirklich sucht. Gerade für die eigenen Vorstellungen vom idealen Klang des Instruments lassen sich nur schwer die zutreffenden Worte finden“, beschreibt Armin Leyener. „Die richtige Kombination der einzelnen Komponenten braucht eine gewisse Reifezeit. Manchmal weicht das Ergebnis von den ersten Vorstellungen ab oder der Kunde entdeckt beim Anspielen und Testen ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven.“ Zwischen dem ersten Kontakt und dem fertigen Instrument vergingen mitunter gar mehrere Monate.

In enger Abstimmung mit dem Auftraggeber entsteht aus unterschiedlichen Materialien, Schallstückformen, Mensuren, Ventiltechniken, Zügen und Oberflächenbearbeitungen ein Unikat, das den Vorgaben möglichst nahe kommt. Der Käufer ist nach Möglichkeit in den Entstehungsprozess seiner Wunschposaune eingebunden. In mehreren „Anprobe“-Terminen optimiert Armin Leyener neben den technischen Komponenten auch Ansprache, Intonation, Klang und Ergonomie: „Wenn schließlich alles passt, der Kunde glücklich ist und er das für ihn optimale Instrument mit nach Hause nimmt, ist das der allergrößte Lohn für mich.“ Zu seinem Kundenkreis zählen neben ambitionierten Laien aus der Region auch namhafte Profimusiker aus ganz Europa, die sich in der Werkstatt im beschaulichen Nenkersdorf ihren ganz persönlichen Traum von der perfekten Posaune erfüllen.

Die Instrumente des Siegerländers unterliegen einer dynamischen technischen Entwicklung. Die einzelnen Bauteile erfahren eine ständige Optimierung. Eine Grundvoraussetzung für die Herstellung spezieller Teile zur Perfektionierung von Klang- und Ansprache sei der eigene Werkzeugbau, führt der Experte aus: „Für jedes neue Teil fertigen wir ein eigenes Werkzeug, mit dem wir analog zum Prototyp weitere Teile von Hand und in gleichbleibender Qualität, aber speziell für jeden Kunden fertigen können. Nur so sind wir in der Lage, sowohl unsere eigenen Vorstellungen als auch die Kundenwünsche bestmöglich umzusetzen.“

Das Werkstatt-Team von Professional Brass bietet von Generalüberholungen über die Beseitigung von Unfallschäden oder die Optimierung von Serieninstrumenten bis hin zu Spezialanfertigungen für besondere Ansprüche ein breites Spektrum und findet nahezu immer eine passende Lösung. Unterstützung erhält Armin Leyener von einem seiner ehemaligen Auszubildenden, der nach dem Abschluss der Meisterschule in den Ausbildungsbetrieb zurückgekehrt ist. Ähnlich wie sein Chef hat auch der passionierte Tubist Onno Sparenborg seit seiner Kindheit verschiedene Blechblasinstrumente gespielt und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: „Für mich kam ein anderer Job nie ernsthaft in Frage“, berichtet der gebürtige Ostfriese, der das Glück hatte, im Betrieb von Armin Leyener einen der wenigen Ausbildungsplätze in dem eher seltenen Handwerksberuf zu ergattern. Für seinen Traumberuf verließ er bereits im Alter von 16 Jahren das Elternhaus an der Nordseeküste. Nach mehr als zehn Jahren fühlt er sich längst im Siegerland heimisch: „Die Ausbildung war für mich beinahe sowas wie ein Sechser im Lotto. Im Gegensatz zur industriellen Fertigung werden in einem kleinen Handwerksbetrieb alle Arbeitsschritte manuell ausgeführt. Dadurch habe ich den Beruf von der Pike auf gelernt.“ Im Rahmen seiner Gesellenprüfung, die er mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen hat, avancierte Onno Sparenborg sogar zum Landessieger im Leistungswettbewerb NRW des Deutschen Handwerks. Nur kurze Zeit später startete er mit der Meisterschule durch und wurde 2016 zum damaligen Zeitpunkt jüngster Meister im Metallblasinstrumentenmacherhandwerk. Als Meisterstück fertigte er ein Tenorhorn, doch neben den üblichen Reparaturarbeiten hat er sich mit dem Eigenbau von Trompeten auch einen eigenen Arbeitsschwerpunkt geschaffen.

In ihrer Freizeit sind die beiden Handwerker auch als Musiker aktiv: Während Onno Sparenborg begehrte Tuba-Aushilfe bei den heimischen Musikvereinen ist, gehört Armin Leyener als Bassposaunist zur Stammbesetzung des Siegener Collegium Musicum. Außerdem springt er gelegentlich im Bläserensemble „Pro Musica Sacra“ oder in der Big Band der Universität Siegen ein.

Seiten-ID: 3385

Seiten-ID3385

Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
E-Mail

Zum Seitenanfang springen