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Xocólea: Eine süße und exquisite Nische

Text: Julia Montanus, Fotos: Sascha Müller-Harmsen

Exquisite, handgeschöpfte Schokolade – schon der Gedanke lässt dem Genießer das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und dieser Effekt verstärkt sich noch, wenn das Auge die hochwertigen Gaumenfreuden so geschmackvoll vorkosten kann wie im „Xocólea“ in Olpe. Nicht nur kaufen, sondern auch ganz real genießen können Kunden und Gäste die Spezialitäten auch im besonderen Ambiente des hauseigenen Cafés. 

Die kleine, feine Schokoladenmanufaktur hat, ein bisschen versteckt und doch zentral am Rande des Marktplatzes gelegen, eine Nische gefunden – und diese auf hohem Niveau gefüllt. Das zeigt die hohe Kundenfrequenz. Die Bezeichnung der Manufaktur ist eine Wortkreation aus „Xocólatl“ (dem aztekischen Begriff für das erste kakaohaltige Getränk) und dem Vornamen der Gründerin Lea Hoberg. Sie hat im Oktober 2019 ihren Laden mit dem zugehörigen Café in der Frankfurter Straße eröffnet und damit buchstäblich den Geschmack vieler Leute getroffen.

Auch wenn eine gehörige Portion Vorstellungsvermögen dazugehörte, aus der dunklen Eckkneipe eine helle und freundliche Räumlichkeit zu machen, war Lea Hoberg im Frühjahr des vergangenen Jahres gleich klar, dass dieses erste Objekt, das sie sich angesehen hatte, ein Volltreffer war. Gemeinsam mit ihrem Vater baute sie den Gewölbekeller um. Die beiden sanierten und renovierten überwiegend in Eigenleistung. Und dennoch schluckten Gewerke, Einrichtung und Ausstattung noch 200.000 €. Diese Summe brachte die Gründerin unter anderem mithilfe der Meistergründungsprämie des Landes NRW auf. „Allein die Theke mit Kühlanlage hat 50.000 € gekostet, die Siebträger-Kaffeemaschine 12.000 €“, berichtet Hoberg. Auch die Schokoladenproduktion erfordert technische Gerätschaften, zum Beispiel eine Temperiermaschine. Sie dient dazu, die Rohschokolade zu erhitzen und anschließend auf die richtige Temperatur zu kühlen, um sie zu veredeln – zum Beispiel mit Curry-Cashewkernen oder mit getrockneten Kirschtomaten.

So entstehen nicht nur besondere, teils exotische Geschmackserlebnisse, sondern auch etwas fürs Auge. Zu dem kleinen, aber edlen und erlesenen Sortiment des „Xocólea“ gehören ganz besondere Schokoladentafeln und Bruchschokolade, Schokoladenskulpturen, Pralinen und dragierte Schokolade. Auch Lokalkolorit spiegelt sich in den Kreationen der Oberveischederin wider, etwa in den süßen Wappen der Stadt Olpe und der Pannenklöpper (Schmiedezunft).

Ihr Café hat Lea Hoberg schlüssig eingerichtet, gemütlich und schick zugleich. Sie kombiniert in den Gewölben modernen, schnörkellosen Stil – weiße Wände und klare Linien – mit Gemütlichkeit. Für diese sorgen Stühle und Couches im Biedermeier-Stil. Trotz ihres Weinkeller-Charakters sind die Räume hell, denn große Fenster lassen viel Licht hinein. Hier kann man entspannt ein Frühstück genießen, und außer den eigens kreierten Schokoladenspezialitäten kredenzt Lea Hoberg ihren Gästen hausgemachte kleine Törtchen zum Kaffee und Tee. Für ihr Geschäft und Café kauft sie in der Region ein, soweit es möglich ist. Den fair gehandelten Kaffee bezieht sie zum Beispiel aus der Rösterei Pagnia in Siegen. Der Wein kommt von einem Winzer aus Mainz. Bei Kakao und Rohschokolade legt Lea Hoberg nicht nur Wert auf die Qualität der Ware, sondern auch auf die Herkunft und die Arbeitsbedingungen vor Ort. Sie kauft die hochwertige Kuvertüre, die Schokolade zum Weiterverarbeiten, bei einem renommierten Produzenten ein.

Erfahrung mit dem Kreieren von Schokoladenspezialitäten hat die Konditormeisterin zuletzt in der Schweiz gesammelt. Dort entwickelte sie in der Confiserie-Abteilung der Bäckerei-Konditorei-Confieserie Wüst im Kanton Schwyz in leitender Position Pralinenrezepte. Auf dieser letzten Station ihrer „Wanderschaft“, die sie zuvor unter anderem ins Kempinski-Hotel am Münchner Flughafen, nach Österreich und auf Schloss Bensberg geführt hatte, reifte Lea Hobergs Entschluss, ihre eigene Schokoladenmanufaktur zu eröffnen, endgültig. Die Selbstständigkeit war schon lange ihr Wunsch. Außerdem wusste sie schon als Kind, in welche genaue Richtung es nach Möglichkeit gehen sollte: „Schokolade ist so vielfältig. Es gibt zahlreiche Sorten und man kann so vieles mit ihr machen.“ Vor ihrer letzten Station in der Schweiz hat sich Hoberg in einer zweijährigen Vollzeit-Weiterbildung zur staatlich geprüften Betriebswirtin mit Schwerpunkt Hotellerie und Gastronomie qualifiziert. Gut in ihrem Metier war sie von Anfang an: Ihre Berufsausbildung in Attendorn absolvierte sie mit Auszeichnung. Als Prüfungsbeste durfte sie, gefördert von der Handwerkskammer, direkt im Anschluss die Meisterschule besuchen.

Und nun, knapp zehn Jahre später, begeistert die engagierte Unternehmerin ihre Kunden und Gäste in Olpe. Sie eröffnete ihr Geschäft pünktlich zum Herbstmarkt 2019 und bewarb es in den sozialen Medien sowie durch klassische Anzeigen – mit Erfolg. Schnell sprach sich herum, dass Lea Hoberg den Gewölbekeller am Rande des Marktplatzes aus seinem Dornröschenschlaf erweckt hat. Die Anfangszeit im letzten Herbst und auch das daran anschließende Weihnachtsgeschäft bestätigten die Gründerin in ihrer Ausrichtung: „Mit so viel Zulauf hatte ich nicht gerechnet“, betont sie. Nach dem branchenüblich eher ruhigen Jahresbeginn freute sie sich auf das normalerweise umsatzstarke Ostergeschäft. Doch statt des Kundenansturms kam das Corona-Virus.

Seither war das Café über viele Wochen hinweg geschlossen und der Laden nur samstags geöffnet. Lea Hoberg hätte zwar auch während dieser Zeit regulär öffnen dürfen. „Aber es kam momentan sowieso fast niemand, weil es hier rund um den Marktplatz wie ausgestorben war. Es lohnte sich einfach nicht“, erklärt die Gründerin, für die die COVID-19-Krise ganz besonders zur Unzeit gekommen ist. Der Konditormeisterin wäre eine behördlich angeordnete Schließung lieber gewesen. Dann hätte sie wenigstens auf Leistungen ihrer Betriebsschließungsversicherung hoffen können. 

Bis März lief es richtig rund. Neben ihrer Teilzeitangestellten und den drei 450-€-Kräften, die sie bereits beschäftigte, suchte Lea Hoberg noch einen Mitarbeiter in Teilzeit. „Doch das ist nicht so ganz leicht. Wer hier arbeitet, muss schon etwas von seinem ‚Handwerk‘ verstehen“, verdeutlicht die Unternehmerin. Schließlich seien mit ihren hochwertigen Produkten auch hohe Ansprüche der Kunden und Gäste im Service verbunden. Schon Anfang März habe sie gespürt, dass der Andrang nachließ. Die geplanten Veranstaltungen, ein Schokoladen-Bier-Tasting und eine Schokoladen-Wein-Verköstigung, sind verschoben. Das Preisgeld, das Lea Hoberg durch ihren zweiten Platz beim Gründerwettbewerb „JU DO!“ der Wirtschaftsjunioren Südwestfalen gewonnen hatte, wollte sie eigentlich in die Fortbildung ihrer Mitarbeiterinnen in der Schweiz investieren. Stattdessen bezahlt sie davon nun Gehälter und die Ladenpacht. Bei dem Wettbewerb hatte sie zudem auch den Publikumspreis „Goldene Ananas“ errungen. „Sie hat sich mit ihrem Wahlspruch ‚Ein Leben ohne Schokolade ist sinnlos‘ sehr sympathisch und ganz ohne Hilfsmittel präsentiert – und ihr verführerisches Produkt hat das Seinige dazugetan. Mit Schokolade kann man eben punkten“, schmunzelt Dr. Christine Tretow von der IHK Siegen, die den Wettbewerb moderierte – und die das Konzept der 30-Jährigen ebenso überzeugte wie das Publikum und die Jury.

Lea Hoberg tut, was sie kann, um ihren Laden und ihr Café irgendwie am Laufen zu halten. Den Online-Shop, der eigentlich für später geplant war, aktivierte die Gründerin nun vorzeitig. Erste Bestellungen sind bereits eingegangen. „Aber ich kann derzeit nichts investieren“, schildert sie. Schließlich möchte sie in der Krise auf ihre Art helfen. Dabei verbindet Hoberg das Gute mit dem Nützlichen: Sie hat eine Spendenaktion gestartet, von deren Erlös sie für das medizinische Personal des St.-Martinus-Hospitals in Olpe ein großes Spezialitäten-Paket an exklusiver Nervennahrung schnüren möchte. Auch damit lag sie richtig: So sind hierbei 2086,30 € zusammengekommen. Hoberg stockte auf 2500 € auf.

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