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Bergbau und Montanhistorik - Hochwertiger Workshop in Wilnsdorf

Text: Patrick Kohlberger, Fotos: Torsten Sonnenschein, M. Zeiler (LWL Archäologie für Westfalen)

Ausarbeitungen mit wissenschaftlicher Expertise unterschiedlichster Fachrichtungen, historische und moderne Aufnahmen, lebendig und abwechslungsreich präsentiert – der Tagungsband zum 23. Internationalen Bergbau- & Montanhistorik-Workshop (IBMW) stimmt sowohl das geneigte Fachpublikum als auch alle anderen Interessierten auf die Veranstaltung ein, die vom 13. bis 18. September 2022 in Wilnsdorf stattfinden wird. Knapp 400 Seiten stark ist das Schriftwerk – ein Produkt akribischer Vorbereitung.

„Drei Jahre lang hatten wir Zeit, um diesen außergewöhnlichen Band anzufertigen“, berichtet Meinhard Weber, erster Vorsitzender des für die Organisation des Workshops verantwortlichen Vereins für Siegerländer Bergbau e.V. Hintergrund: Aufgrund der Pandemie konnte die eigentlich im jährlichen Turnus stattfindende Veranstaltung 2020 und 2021 nicht durchgeführt werden. Die erste Auflage des IBMW datiert aus dem Jahr 1998. Die Austragung übernimmt immer ein anderes Montanrevier. Das Siegerland fungiert nun zum zweiten Mal als Gastgeber. Umfassende Unterstützung erhalten die Initiatoren seitens des Kooperationspartners LWL-Archäologie für Westfalen, der Gemeinde Wilnsdorf sowie zahlreicher Sponsoring-Partner aus der hiesigen Industrie.

Mehr als 150 Teilnehmer erwarten die Organisatoren im Laufe des knapp eine Woche dauernden Workshops. Neben Vortragsblöcken nehmen dabei vor allem verschiedene Exkursionen eine zentrale Bedeutung ein. Entstehen soll so eine Begegnungsstätte, die den Teilnehmern die Möglichkeit zum überregionalen Austausch bietet. Ein facettenreiches und auf die Interessen einer breiten Zielgruppe abgestimmtes Programm gewährleistet, dass die größte Tagungsveranstaltung im deutschsprachigen Raum zum Themenkomplex „Altbergbau, Bergbaugeschichte und Montanarchäologie“ spannende Akzente für jeden setzt.

„Wir freuen uns über fachkundige Experten genauso wie über ehrenamtlich Aktive aus den vielen Vereinen bei uns im Siegerland, denen die Relikte, die Geschichte und der Erhalt des Wissens über unsere Montanregion ein Anliegen sind – und eben ganz besonders auch über jeden, der mit dem Thema bisher noch nicht so viel zu tun hatte und einfach aus Interesse vorbeikommt“, ordnet Meinhard Weber ein. Freuen können sich die Besucher darauf, dass sie umfassende Informationen zum aktuellen Forschungsstand in Bezug auf Lagerstättenkunde, Geologie, Archäologie, Bergbau- und Technikgeschichte des Siegerlandes erhalten. Insgesamt rund 40 Exkursionen über und unter Tage machen die Vielfalt der Montanregion hautnah erlebbar und geben Einblicke in die Industrie. Ziel: die Verbindung von Tradition und Moderne.

Der umfangreiche und hochwertige Tagungsband stimmt auf den Workshop und dessen Programm ein. Die Herangehensweise schildert Meinhard Weber so: Um 1900 habe es rund 15.000 Bergleute und 1953 noch 5.457 Bergleute im Siegerland-Wieder-Spateisen-Bezirk sowie viele weitere im angrenzenden hessischen Roteisensteinrevier, in der Braunkohle-Lagerstätte am Westerwald und im Dachschieferbergbau in Wittgenstein und im Sauerland gegeben. „Wir verlieren aber natürlich mit den Jahren unsere Zeitzeugen. Deswegen setzen wir in unserem Werk auf die Fachkunde von Wissenschaftlern unterschiedlichster Couleur, aber auch auf ebenfalls exzellent recherchierte Berichte von Mitgliedern verschiedenster Bergbauvereine.“

Auf den 400 Seiten finden sich etwa Beiträge von Archäologen, Mineralogen, Geologen und Historikern. Die Wissenschaftler, die sich als Autoren zur Verfügung stellten, stammen von renommierten Einrichtungen wie der Fachhochschule Georg Agricola in Bochum oder dem ebenfalls dort ansässigen Deutschen Bergbau-Museum. Die thematische Bandbreite ist groß. Den Ausgangspunkt markiert die Grube Landeskrone bei Wilnsdorf, die in verschiedenen Artikeln umfassend dargestellt und hinsichtlich aktueller Forschungsergebnisse beleuchtet wird. Die vielen aufwendigen Arbeiten der Vereinsmitglieder zur Rettung und Erhaltung der Maschinenschachthalle überzeugen durch Detailtiefe. Die lange Zeit verschollenen Analysen und Bewertungen des Bergmeisters Leonhardt Erbreich, die zum späteren Bau der Maschinenschachthalle führten, beschreibt Autor Stefan Hucko.

Auch die anschließenden Fachaufsätze behandeln überwiegend bislang unveröffentlichte und für die Montanregion Siegerland bedeutende Themenfelder. Aus der Sicht von Meinhard Weber ist unter anderem der Übersichtsartikel von Prof. Thomas Kirnbauer „absolut herausragend“. Hierin geht es um die allgemeinen Vererzungen im Siegerland. Als sehr wertvoll stuft Weber auch das im Tagungsband dargestellte archäologische Experiment mit einem eisenzeitlichen Siegerländer Kuppelofen ein. Der Wissenschaftler Rolf Golze liefert zudem mit dem Beitrag „Frühe Tiefbauanlagen im Siegerland-Wieder-Spateisenbezirk“ einen Überblick zur hiesigen montantechnischen Entwicklung. Wichtig: Wie bei allen bisherigen Tagungsbänden des IBMW steht nicht nur die betreffende Region im Fokus. So beziehen sich zahlreiche Texte auf Inhalte von allgemeiner Tragweite. Historische und aktuelle Fotos sowie eine Vielzahl informativer Grafiken runden das Werk ab.

 

Verein für Siegerländer Bergbau e.V.

Der gemeinnützige Verein für Siegerländer Bergbau e.V. wurde 1991 gegründet. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Erhaltung und die Erforschung der Relikte der heimischen Montanregion. Inzwischen zählt der Verein 54 Mitglieder. „Wir haben auch viele jüngere Menschen in unseren Reihen und sind sehr aktiv“, freut sich der Vorsitzende Meinhard Weber. Zu den wichtigsten Projekten zählen beispielsweise die Erforschung der Grube Landeskrone in Kooperation mit dem LWL und dem Bergbaumuseum Bochum, der Bergbau-Wanderweg an der Eisernhardt, Exkursionen über und unter Tage umfangreiche Archivarbeit in unterschiedlichsten Belangen sowie die regelmäßige Durchführung von Ausstellungen und anderen Veranstaltungen.

Abseits der Pandemie treffen sich die Mitglieder in der Regel mehrfach pro Woche. Corona hat dazu geführt, dass viele Meetings digital stattfanden. Bei allen Aktivitäten hat sich der Verein der Aufgabe verschrieben, den Erhalt und die Vermittlung von Wissen über den Bergbau und das Hüttenwesen im Siegerland in den Mittelpunkt zu stellen. Artenschutz, etwa mit Blick auf die Fledermaus, ist dabei ebenso wichtig wie geologische und mineralogische Aspekte rund um die Lagerstätte Siegerland.

Immer wieder suchen die Verantwortlichen den Kontakt zu den Heimatvereinen im Siegerland, um Synergien zu schaffen. Dabei stehen der allgemeine Austausch und nicht zuletzt auch ganz konkrete Projekte im Vordergrund. Mit dem Heimatverein Alte Vogtei Burbach arbeitete man beispielsweise gemeinsam an der Rettung des Bergwerks „Schöne Aussicht“. „Solche Erfolge entfachen immer wieder eine Signalwirkung und ermuntern die Menschen, weiter für die Themen, mit denen wir uns befassen, einzustehen“, betont Meinhard Weber.

 

Der Tagungsband: Zahlen und Fakten

Der Tagungsband kann seit dem 15. Oktober zum Subskriptionspreis von 27,50 € verbindlich vorbestellt werden. Ab dem 15. November ist er regulär zum Verkaufspreis von 35 € erhältlich. Die Bestellung erfolgt online über bergbau-siegerland.de sowie über die Bergbau- und Mineralien-Börse in Wilnsdorf am 5. Dezember. Der Verein für Siegerländer Bergbau e. V. erwirtschaftet mit dem Werk keine Gewinne, sondern refinanziert damit die Erarbeitungskosten des Bandes und im besten Fall die Tagung im kommenden Jahr. Direktvertrieb: im Rahmen des Internationalen Bergbau- & Montanhistorik-Workshops vom 13. bis 18. September 2022 in Wilnsdorf.

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Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
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Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
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