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Bildungszentrum Wittgenstein - Neue Umschulung zertifiziert

Text: Patrick Kohlberger, Fotos: Carsten Schmale

„Den klassischen Instandsetzer, den man noch vor 30 Jahren kannte, gibt es heute in der Form natürlich nicht mehr“, unterstreicht Thomas Schäfer, Ausbildungsleiter des Bildungszentrums Wittgenstein (BZW) in Bad Berleburg. Gemeinsam mit seinem Team hat er in den vergangenen Jahren viel getan, um den veränderten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt Rechnung zu tragen. Jetzt können die Verantwortlichen den nächsten Meilenstein verbuchen: die erfolgreiche Zertifizierung der Umschulung zum Metallfacharbeiter.

Es ist ein wichtiges Zeichen in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels: Wenn die Qualifizierungsmaßnahme bald startet, werden junge Menschen aus der Region im BZW die Chance bekommen, die Grundlagen dreier klassischer Lehrberufe zu erlernen und sich dann ganz individuell auf eine der Fachrichtungen zu spezialisieren. So fasst das neue Konzept die Inhalte der Ausbildung zum Industrie- sowie zum Zerspanungs- und zum Werkzeugmechaniker zusammen.

Angelegt ist das Ganze auf 28 Monate. Das erste Jahr können die Teilnehmer dazu nutzen, herauszufinden, in welchem Bereich sie ihre größten Stärken sehen. In dieser Zeit vermitteln die Ausbilder ihnen alle wichtigen Grundlagen. „Wir wollen ein flexibles Angebot schaffen und jedem Einzelnen die Gelegenheit geben, seine individuellen Talente und Interessen in Ruhe zu identifizieren. Das ist sowohl für die Persönlichkeitsentwicklung als auch für den weiteren beruflichen Werdegang eminent wichtig“, ordnet BZW-Geschäftsführer Winfried Schwarz ein.

Adressiert ist die Umschulung an alle, die noch keine metallspezifische Ausbildung absolviert haben, aber über entsprechendes Brancheninteresse verfügen. „Viele können ihren Beruf – etwa aus gesundheitlichen Gründen – nicht mehr ausüben oder suchen einfach eine neue Herausforderung. Genau da setzt unser Angebot an“, berichtet der stellvertretende Ausbildungsleiter Bernd Bergmoser. Gerade in Wittgenstein gebe es viele in der Metallbranche agierende Betriebe mit starkem Wachstum und guten Jobperspektiven. Hier böten sich auch für Personen, die vorher in einem anderen Metier tätig gewesen seien, solide Chancen. „Unsere Unternehmen sind zum Teil Weltmarktführer in ihren Bereichen“, bekräftigt Winfried Schwarz.

Das BZW hat sich für die neue Umschulung einer aufwendigen und anspruchsvollen Prüfung durch die in Bonn ansässige CERTQUA, die akkreditierte Zertifizierungsinstitution für Bildungs- und Dienstleistungsorganisationen, unterzogen. Um die entsprechende Förderung der Bundesagentur für Arbeit zu erhalten, mussten die Bad Berleburger ein striktes Zeitdiagramm erstellen und die darin niedergeschriebenen Maßnahmen schnell mit Leben füllen. Sie gestalteten umgehend den Ausbildungsrahmenplan um. Der ungewöhnliche Zeitpunkt des Starts – die angehenden Metallfacharbeiter beginnen im Oktober mit den ersten Unterrichtseinheiten – resultiert aus der Orientierung am bundeseinheitlichen Rhythmus der Abschlussprüfungen.

Wie viele Teilnehmer es bei der ersten Auflage ab diesem Herbst geben wird, steht zurzeit noch nicht fest. Sicher ist aber, dass sie im BZW perfekte Bedingungen vorfinden werden, um das Rüstzeug für die drei integrierten Ausbildungsberufe zu erlernen. Für Bernd Bergmoser ist vor allem die Symbiose aus klassischer handwerklicher Tätigkeit und modernen Lernelementen von entscheidender Bedeutung: „Die digitale Komponente kann und wird das Arbeiten an der Werkbank oder der Drehmaschine niemals ersetzen, aber sie ermöglicht es uns gerade in Zeiten einer Pandemie, Wissen in einem bestimmten Rahmen auch ohne den Kontakt vor Ort zu vermitteln.“

Dank innovativer Einsatzmittel wie der 3-D-Brille sei es beispielsweise längst kein Problem mehr, das Innenleben eines Getriebes virtuell zu öffnen und den jungen Menschen anhand dieser Veranschaulichung technische Zusammenhänge zu erläutern. Erklärende Videos, Bilder und Animationen stellten für Dozenten ein durchaus probates Mittel dar. Alle Lernenden seien heutzutage darauf eingestellt, mit Laptops umzugehen. „Aber es ist eben auch wichtig, Werkstücke in den Händen zu halten, Späne fliegen zu sehen und die Haptik einer vibrierenden Maschine zu erleben“, betont Thomas Schäfer.

Winfried Schwarz stimmt mit Blick auf die zunehmende Relevanz digitaler Instrumente zu, relativiert aber zugleich: „Apparative Probleme gibt es nicht. Das Material steht ausreichend zur Verfügung. Wir sehen aber sehr deutlich, dass gerade Jugendliche trotz digitaler Affinität nicht die im beruflichen Kontext notwendigen Kompetenzen mitbringen.“ Sein Urteil: „Kontakte rund um die Uhr über soziale Medien pflegen oder am Handy spielen kann heute jeder. Aber wenn es etwa darum geht, Programme fürs technische Zeichnen am PC zu erlernen, stoßen einige schnell an ihre Grenzen.“

Insofern handle es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Nachwuchs Stück für Stück an die Anforderungen der sich immer schneller verändernden technologischen Welt heranzuführen und ihn für die Industrie 4.0 zu begeistern. Genau in diesem Bereich tätige das BZW regelmäßig horrende Investitionen. Bester Beleg dafür sei das DIGITALUM Wittgenstein, das zurzeit auf dem Gelände des Bildungszentrums entstehe. Diese digitale Zukunftswerkstatt verstehe sich als ein strategisches Instrument zur Personal- und Regionalentwicklung.

Die Qualifizierungsangebote sollen sich an Industrie und Handwerk, Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus, Kommunen, Kirchen, Schulen und Vereine richten. 15 Partner aus Wirtschaft und Gesellschaft tragen das gemeinnützige Projekt – stets im engen Kontakt zu den handelnden Personen in der Bezirksregierung und im Bildungsministerium. Das Vorhaben soll allen Interessierten den direkten Zugang zu Orientierung und Wissen, zum methodischen Handwerkszeug, zu konkreten Qualifizierungsinhalten sowie zu Forschungs- und Entwicklungsthemen ermöglichen.

Auch abseits der Planungen rund um das DIGITALUM legt das BZW als überbetriebliche Lehrwerkstatt großen Wert darauf, den Weg der Digitalisierung mit großen Schritten zu gehen – in allen Bereichen: von der Hydraulik über die Pneumatik bis hin zur Steuerungstechnik. In puncto digitale Werkzeuge ist die Bildungseinrichtung stets auf dem neuesten Stand.

 

Das BZW im Überblick

Das Bildungszentrum Wittgenstein richtet seinen Fokus auf die überbetriebliche Ausbildung. Es bietet diese Möglichkeit für zahlreiche Berufe an. Je nach Ausbildungsberuf verbringen die Auszubildenden sechs bis zwölf Monate im BZW. Die hier erworbenen Kenntnisse können die jungen Menschen später in der betrieblichen Ausbildung in ihren jeweiligen Unternehmen erweitern und vertiefen. Das Angebot reicht von Ergänzungslehrgängen bis hin zu Vorbereitungskursen für die Zwischen- und Abschlussprüfung Teil 1 und 2. Außerdem steht auch Studenten und Praktikanten eine Grundausbildung offen.

Zu den von der CERTQUA zertifizierten Qualifizierungen für Arbeitssuchende zählen neben der neuen Umschulung zum Metallfacharbeiter beispielsweise auch die Umschulung zum Maschinen- und Anlagenführer sowie der Lehrgang „CNC-Fachkraft“.

Das Portfolio beinhaltet zudem berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, durch die man den Teilnehmern zur Ausbildungsreife verhelfen will. Darüber hinaus hat sich das BZW als außerschulischer Lernort etabliert. Ein Beispiel dafür ist das Drehuhrenprojekt, das Haupt- und Realschüler immer in den Herbstferien im Umgang mit Metallplatten schult.

Weitere Informationen: bz-wittgenstein.de

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Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
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Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
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