PDF wird generiert
Bitte warten!

Grün GmbH Spezialmaschinenfabrik - Bodenständig und innovativ

Text: Patrick Kohlberger, Fotos: Sascha Müller-Harmsen (2), Werkfoto (1)

„Für ein Unternehmen unserer Größe haben wir sicherlich ein sehr vielseitiges Portfolio“, berichtet Hendrik Stähler, kaufmännischer Geschäftsführer der Grün GmbH Spezialmaschinenfabrik. Die vor 102 Jahren in Wilnsdorf-Niederdielfen gegründete Firma steht für umfassendes Know-how in verschiedensten Segmenten – vom Dach-, Straßen- und Fassadenbau über Markiertechnik bis hin zum Bereich Absturzsicherung. Für die Herausforderungen der Zukunft sehen sich die Verantwortlichen gewappnet.

Während der langen Historie des Unternehmens erwies sich vor allem ein Charakteristikum immer wieder als wegweisend: der Mut, Entscheidungen zu treffen und neue Pfade zu beschreiten. „Das kann natürlich nicht in jedem Einzelfall zum Erfolg führen, aber letztlich hat uns diese Einstellung zu der guten Position verholfen, in der wir uns heute befinden“, erklärt Hendrik Stähler. Die Handwerkstradition am Standort Niederdielfen begann 1919 mit der Herstellung von Bitumen-Kochern für den Dachdeckerbedarf.

Fortan bestand der stetige Anspruch darin, hochwertige Spezial­maschinen für den Bausektor zu produzieren. Ziel war und ist es, den Verarbeitern technisch hochentwickelte Geräte für den rationellen Arbeitseinsatz zur Verfügung zu stellen. „Dabei legen wir Wert auf eine praxisorientierte Zusammenarbeit mit Verlegebetrieben, Herstellern von Verarbeitungsmaterialen sowie arbeitstechnischen Sicherheitsgremien“, verdeutlicht Stähler. Für die nationalen und internationalen Kunden erarbeite das Unternehmen maßgeschneiderte Systemkonzepte samt Installation.

Zum Hintergrund: Zur Grün-Gruppe gehören noch zwei Tochterunternehmen. Die ebenfalls in Niederdielfen beheimatete WINTER GRÜN Markiertechnologie GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung innovativer Wasserhochdrucktechnikanlagen für Straßen und Flughäfen. Diese Geräte kommen beispielsweise auch auf Formel-1-Strecken zum Einsatz, wenn es darum geht, Gummiabrieb zu entfernen. Komplementär dazu sorgen die Maschinen der WINTER Markiertechnik GmbH dafür, Farbe auf die Straße zu bringen – beispielsweise Begrenzungslinien. Der Betrieb hat einen weiteren Produktionsstandort 65 Kilometer nördlich von Hamburg und bietet ein Portfolio, das sich konsequent nach den Anforderungen der Abnehmer richtet – von individuell nach Kundenwunsch gefertigten Lkw über selbstfahrende Maschinen für große Distanzen bis hin zu handgeführten Maschinen.

Insgesamt sind unter dem Grün-Dach 122 Mitarbeiter beschäftigt. Sie wickeln jährlich rund 11.000 Kundenaufträge ab – eine beeindruckende Zahl, die das Resultat einer konsequenten Wachstumsstrategie darstellt. Die Firma steht heute auf vier Säulen: Absturzsicherungen/Dachsicherheit, Dachgeräte/Bautechnik, Straßenbaumaschinen sowie Steuerregelungstechnik. Hinzu kommen die Sortimente der Tochterunternehmen.

Der Geschäftsführer hat die Verantwortung Ende 2018 übernommen – für ihn beruflich wie privat ein wichtiger Schritt. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann und dem anschließenden Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Siegen sowie einem nebenberuflichen Fernstudium an der Cardiff University war der heute 42-Jährige unter anderem einige Jahre lang als Finanzprokurist für die Rostocker Dependance eines großen Wittgensteiner Unternehmens aktiv. Die Heimatverbundenheit hat er aber nie verloren: „Ich bin ein Kind des Siegerlands. Hierhin zurückzukehren und dann auch noch eine solch verantwortungsvolle Position bekleiden zu dürfen, war für mich ein echter Traum – und eine Herzensangelegenheit.“

Den Posten in der Unternehmensleitung teilt er sich seither mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Ralf Vogelsang, der auch sein Schwiegervater ist. Beide sind nun noch für einige Jahre gemeinsam in der Firma aktiv. Diesen Umstand stufen beide als sehr wertvoll ein. Inhaltlich sei man freilich nicht immer auf derselben Linie, unterstreicht Hendrik Stähler: „Als Ingenieur hat er einen anderen Blick auf viele Themen als ich, da ich die kaufmännische Sichtweise habe. Aber unterschiedliche Meinungen können die Entwicklung eines Unternehmens auch beflügeln – solange man es am Ende immer schafft, einen guten Kompromiss zu finden und umzusetzen.“

Die von seinem Schwiegervater und auch dessen Vater, der bis 2000 im Unternehmen tätig war, verankerten Werte, die das Familienunternehmen starkmachen, will Stähler bewahren: „Das ist gerade aktuell nicht immer einfach zu vermitteln. Wir befinden uns in Transformationsprozessen und Corona ist noch nicht überstanden. Die Bewahrung unserer Werte und Identität ist für uns extrem bedeutsam, was aber leider nicht ausschließt, dass mitunter Entscheidungen zu treffen sind, die nicht überall Begeisterung auslösen. Daher ist es mir wichtig, dass wir hier in der Firma einen lebendigen Austausch pflegen. Meine Mitarbeiter sind in ihren jeweiligen Fachgebieten mit wahnsinnig viel Wissen ausgestattet. Jeder darf und soll sein Know-how und seine Ideen einbringen.“ Daher habe er für alle Beschäftigten ein offenes Ohr und die Bereitschaft, sich „über das, was arbeits- und tarifvertraglich geregelt ist, hinaus“ mit den Sorgen und Wünschen seiner Mitarbeiter auseinanderzusetzen.

Einen wichtigen Eckpfeiler der Unternehmensphilosophie markiert zudem der Anspruch, möglichst viele Fachkräfte selbst zu qualifizieren. Zurzeit bildet Grün einen Konstruktions- und einen Industriemechaniker sowie einen Elektriker aus. Auch im administrativen Bereich durchlaufen regelmäßig Azubis ihre Lehre bei den Siegerländern – egal, ob Industriekaufleute oder zum Beispiel Technische Zeichner. „Gerne würden wir etwa auch im Segment der Lagerlogistik Nachwuchs für uns gewinnen“, erklärt Hendrik Stähler. Entsprechende Bewerber seien jederzeit willkommen.

Insgesamt gehe es der Firma darum, die Auszubildenden inhaltlich so breit wie möglich aufzustellen. „Für uns ist es sehr bedeutsam, dass die jungen Leute später an verschiedenen Positionen einsetzbar sind. So können sie alle ihre individuellen Talente entfalten und gleichzeitig dem Betrieb zu maximaler Flexibilität verhelfen – eine Win-win-Situation“, erläutert der Geschäftsführer. Schließlich bediene das Unternehmen auch Nischenmärkte. Da müsse das Ziel darin bestehen, jeden Einzelnen fundiert zu qualifizieren: „Das ist am Ende des Tages Notwendigkeit und Wettbewerbsvorteil in einem.“

Genauso entscheidend sei es aber auch, auf dem Gebiet der Produktinnovation und Digitalisierung Fachkräfte mit Berufserfahrung zu rekrutieren. Die Firma strebe stets danach, eigene Akzente zu setzen und in puncto Forschung ein Wörtchen mitzureden. Beispiel: die Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) München. Gemeinsam mit der Hochschule entwickelt Grün ein Konzept für autonom fahrende Baumaschinen im Bereich Straßenmarkierung. Eine stete Weiterentwicklung erfährt auch das Firmengelände in Niederdielfen. Hier haben die Verantwortlichen die Kapazitäten mit den Jahren deutlich vergrößert. 2016 wurde eine zusätzliche Halle gebaut. Die Bürokapazität erweiterte man um 50%. Gerade abgeschlossen ist zudem der Umzug der WINTER Markiertechnik GmbH, die sich am neuen Standort in Kellinghusen ebenfalls vergrößert hat.

Als Unternehmen variabel und flexibel zu sein, sieht Hendrik Stähler auch im Hinblick auf die Bewältigung schwieriger äußerer Umstände als einen echten Vorteil: „Die Risikostreuung hat uns unter anderem durch die Weltwirtschaftskrise vor rund einem Jahrzehnt geführt. Auch in der Corona-Pandemie ist es gelungen, konjunkturelle Schwankungen in einzelnen Segmenten durch stärkere Bilanzen in anderen Zweigen zu kompensieren.“

Während beispielsweise auf dem Geschäftsfeld der Absturzsicherung rückläufige Auftragszahlen zu verzeichnen waren und das Instrument der Kurzarbeit bedient werden musste, erwies sich etwa die Entwicklung bei den Dachgeräten – seit vielen Jahren der „Spitzenreiter“ im internen Ranking – als sehr robust. „Bei den Straßenmaschinen wiederum konnten wir 2020 sogar eine deutliche Steigerungsrate verbuchen“, bilanziert Stähler.

Gleichwohl berichtet der Geschäftsführer von einer insgesamt sehr beanspruchenden Situation – gerade mit Blick auf das zweite Corona-Jahr: „2021 mussten wir mehr Kurzarbeit anmelden als noch im Vorjahr. Die Perspektive für die kommenden Monate ist angesichts der aktuellen Entwicklung auf den Märkten mit einigen Unwägbarkeiten verbunden.“ Die Auftragseingänge und die Umsatzzahlen seien im ersten Halbjahr 2021 rückläufig gewesen. „Viele Kundenprojekte sind erst einmal verschoben worden. Man muss das Ganze immer als Kreislauf betrachten: Wenn beispielsweise ein Dachdecker Probleme mit der Materialversorgung hat und daher seine Aufträge aussetzen muss, ist auch unsere Arbeit erst einmal nicht gefragt, denn er wird dann bei uns kein Equipment kaufen.“

Allgemein stellten Preissteigerungen und beschränkte Lieferketten ein echtes Problem dar. Im Bereich der Großmaschinen, die Grün herstelle, müsse das Unternehmen momentan mit der Verunsicherung, die auf Seiten der Kunden herrsche, leben: „Es ist ja klar, dass Firmen angesichts der derzeitigen Lage vorsichtig und eher defensiv agieren, wenn es um größere Anschaffungen geht. Diese Investitionszurückhaltung ist eine logische Begleiterscheinung der Pandemie.“

Seiten-ID: 4054

Seiten-ID4054

Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
E-Mail

Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
E-Mail

Zum Seitenanfang springen