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mapAds GmbH: „Digitales Schaufenster“

Text: Frank Steinseifer, Fotos: Carsten Schmale

Ein paar Klicks am PC, und schon kommt die Ware ins Haus: „Sofa-Shopping“ ist einfach und bequem. Der Online-Handel boomt – ein Trend, den die Corona-Pandemie noch erheblich verstärkt. Das hat mitunter katastrophale Folgen für den stationären Einzelhandel, dem oft die Instrumentarien zur Sichtbarmachung im World Wide Web fehlen. Damit der Online-Kunde wieder zum Offline-Käufer im örtlichen Einzelhandel wird, hat das Siegener Start-up mapAds GmbH ein digitales Marketing-Tool entwickelt. Mittels einer Software kann der Einzelhändler durch automatisierte Werbung auf Google, Instagram, Facebook und YouTube ganz gezielt Kunden in seiner unmittelbaren Nähe ansprechen. Das „digitale Schaufenster“ garantiert dem stationären Handel lokale Sichtbarkeit im weltweiten Netz.

„Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen“, soll Autobauer Henry Ford einmal gesagt haben. Ein weiteres Zitat von ihm lautet: „Wer nicht wirbt, stirbt!“ Diese Aussage müsste bezogen auf den stationären Einzelhandel und den Trend zum E-Commerce so aktualisiert werden: Wer mit seinen Produkten und Dienstleitungen online nicht gefunden wird, verliert seine Kunden nicht nur vorübergehend, sondern auf Dauer an die großen Online-Shops. Gerade in der COVID-19-Krise hat sich gezeigt: Verlierer sind die Händler, die sich der Online-Öffnung verweigern, nur auf das Prinzip Hoffnung setzen und auf die Rückkehr des Präsenzgeschäfts warten.

Damit der Kunde, der sich online über ein Produkt und seine Verfügbarkeit informiert, wieder zum Käufer im stationären Einzelhandel vor der Haustür wird, hat das Start-up mapAds GmbH mit Sitz im Summit in der Siegener Leimbachstraße eine innovative Geschäftsidee entwickelt: eine Software, die mittels selbstlernender künstlicher Intelligenz dafür sorgt, dass das Angebot des Händlers auch wirklich gezielt und zum richtigen Zeitpunkt bei dem Kunden landet, der sich für den Kauf des Produktes interessiert. „Den Einzelhändlern wollen wir ein Instrument an die Hand geben, mit dem sie die Kundengewinnung einfacher, gezielter und kostengünstiger gestalten können. Wir bieten eine Software an, die vollautomatisch Werbung über Kanäle wie Google, Facebook, Instagram und YouTube ausspielt und nebenbei auch noch eine Website für den lokalen Händler erzeugt. Das Besondere: Wir erstellen anhand der online gestellten Produkte des Händlers Werbevideos für YouTube“, erläutern Daniel Schütz und Marius Ruhrmann, die Firmengründer und Geschäftsführer.

Eher zufällig hatten sich die beiden Unternehmer seinerzeit über Startpunkt57 – Die Initiative für Gründer e. V. kennengelernt. Für das neue Start-up war es sogleich ein perfekter Mix zweier unterschiedlicher Gründerpersönlichkeiten. Der gebürtige Lennestädter Marius Ruhrmann (28), der seine Ausbildung bei VIEGA in Attendorn und seinen Master in Wirtschaftsinformatik an der Universität Siegen absolvierte, bringt mehr als zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen Software-Entwicklung, IT-Consulting und -Beratung mit und ist bei mapAds vor allem für die Technik und die Software-Programmierung verantwortlich. „Doch was nutzen die beste Idee und die beste Technik, wenn man wenig Ahnung vom Vertrieb hat“, bekennt Ruhrmann.

Als erfahrener Vertriebler ist Daniel Schütz (34) der ideale Partner. Der gebürtige Siegener ist beruflich ein Weltenbummler. Nach dem Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Fachhochschule in Köln ging er nach Finnland und arbeitete dort für ein Start-up, das sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern entwickelte. Als der Betrieb dann eine Niederlassung im Zentrum des Silicon Valley eröffnete, war Schütz dort für die Neukunden-Akquise verantwortlich. „Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt. Da lautete das Motto: einfach machen“, erinnert er sich an die Aufbruchstimmung in Kalifornien. Zurück in Deutschland war er bei einem börsenorientierten Unternehmen für Industrieroboter jüngster Betriebsleiter. „Schon während des Studiums habe ich mich mit Online-Shops für unterschiedliche Produkte ausprobiert. Das hat sofort funktioniert. Ich wollte mich schon immer selbstständig machen und ein eigenes Unternehmen aufbauen.“ Die beiden Gründer einte die Idee, dem Einzelhandel ein wirksames und leicht handhabbares Tool für regionales Direktmarketing zur Verfügung zu stellen – das war die Geburtsstunde von mapAds.

Mit der Rohversion der selbst entwickelten Software sind die Gründer dann in den Markt eingetreten. „Wir haben mit vielen Einzelhändlern gesprochen, um zu erfragen, was sie brauchen und wie so eine Software bzw. App aufgebaut sein sollte. Am Ende sind von unserer Grundidee nur 10 % übriggeblieben, aber nach einem Jahr Arbeit hatten wir ein gutes Produkt entwickelt, unser Start-up zur Marktreife gebracht und im Juni 2020 dann auch offiziell als Unternehmen gegründet,“ erläutert Ruhrmann. Mit der Vorländer Mediengruppe gewannen die beiden Gründer einen heimischen Vertriebs- und Medienpartner. Ruhrmann: „Die Siegener Zeitung hat sofort das Potenzial des regionalen Direktmarketings gesehen und war ab dem ersten Tag mit an Bord. Wir hatten die Möglichkeit, uns auf der Plattform zu präsentieren und so die Online-Leserschaft und damit auch die Kunden für den Einzelhandel zu erreichen.“

Nicht zuletzt hat auch die Corona-Krise dazu geführt, dass der Handel die Notwendigkeit von Online-Präsenz und Online-Marketing für den wirtschaftlichen Erfolg erkannt hat. Mehr als 50 Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen in der Region zählen schon nach kurzer Zeit zu den mapAds-Kunden. Unter anderem Juweliere, Möbelhändler, Schuhgeschäfte, Optiker, Lebensmittelhändler, Biomärkte und Buchhändler nutzen die innovative App. Die Handhabung ist kinderleicht, verspricht IT-Experte Marius Ruhrmann: „Der Einzelhändler ist kein Techniker und hat keine Zeit, sich stundenlang mit der richtigen Platzierung seiner Werbung im Netz zu beschäftigen. Er will seine Produkte oder seinen Service verkaufen. Ihm fehlen meist die Zeit und das Know-how, um sich um die Online-Werbung zu kümmern. Wir stellen ihm ein einfach zu bedienendes Software-Tool zur Verfügung, mit dem er schnell und kostengünstig sein Warensortiment anbieten kann. Unser Motto: Lehnt euch zurück, unsere Software weiß es besser!“

Und so funktioniert das Ganze: Der Händler scannt mit seinem Smartphone und mithilfe der mapAds-App den Barcode und damit die europäische Artikelnummer (EAN-Code) der Produkte, die er bewerben will. Auch die direkte Anbindung an ein bestehendes Warenwirtschaftssystem ist möglich. Danach stellt der Händler den Preis dazu. Den Rest übernimmt die mapAds-Software, die weitere Informationen wie Bilder und Texte aus der ständig erweiterten Datenbank mit bereits mehr als 250 Millionen Produktinformationen ergänzt. Die künstliche Intelligenz sorgt schließlich automatisch für die Produktplatzierung im World Wide Web – und das ganz unabhängig davon, ob der Händler über eine eigene Homepage oder ein Shop-System verfügt. In nur 20 Sekunden ist alles digitalisiert und online. Die Produktbewerbung erfolgt zielgruppenspezifisch und ausgewählt auf den entsprechenden Netzwerk-Kanälen, sodass die Angebote auch wirklich diejenigen Kunden erreichen, die sich für das Produkt interessieren. Die künstliche Intelligenz berücksichtigt das Nutzerverhalten, den Standort des Online-Nutzers und seine Präferenzen und spielt die Werbung zur für das Produkt entsprechend besten Tageszeit aus.

Während die Nutzergruppe von Facebook älter geworden ist, zieht Instagram zunehmend die junge Generation an. Das Videoportal YouTube wiederum bietet für Dienstleister und Händler ganz andere Möglichkeiten, Angebote zu platzieren. „Jede Generation ist inzwischen online und hat ihren Kanal. Deshalb erreicht der Händler manchen Verbraucher eher über Facebook, andere wiederum besser über Instagram und YouTube. Im Endergebnis erreicht er damit alle“, betont Ruhrmann. Der Händler entscheidet mit der Höhe seines investierten Marketingbudgets darüber, wie groß das Software-Paket sein soll und auf welchen Online-Kanälen sowie in welchem Kilometerradius seine Produkte beworben werden sollen. Daniel Schütz: „Er kann zunächst mit der App in der kostenlosen Basisversion starten. Für monatlich 300 € bekommt er schon ein umfangreiches Marketingpaket.“ 

Doch die mapAds-Software kann noch viel mehr, als die Werbung des stationären Einzelhandels mit einem Klick in den sozialen Online-Kanälen auszuspielen. Sie ist die Schnittstelle zwischen dem regionalen Einzelhändler und Google, denn mithilfe der Suchmaschine „Google Local Inventory Ads“ können Suchergebnisse aus der unmittelbaren Umgebung des Internetnutzers angeboten werden. So bietet Google Händlern die Möglichkeit, den stationären Handel durch Online-Maßnahmen zu unterstützen. Statistiken belegen: Neun von zehn Google-Usern suchen regelmäßig nach lokalen Angeboten. Was dem stationären Einzelhandel allerdings lange Zeit fehlte, war eine Gelegenheit, diese lokalen Suchabfragen für sich nutzen zu können. Und hier kommt mapAds ins Spiel, denn das Start-up ist einer von zwei Partnern in ganz Deutschland, die direkt mit Google in den USA zusammenarbeiten. Über den besonderen Coup sagt Daniel Schütz: „Chris Lydl, Geschäftsführer Google Local Inventory in New York, hatte uns gebeten, einen Pitch, also eine Präsentation unserer Geschäftsidee, zu schicken. Als Antwort kam: ,Hey, wir haben die gleiche Vision. Wir müssen unbedingt zusammenarbeiten.‘“

In den vergangenen Monaten ist die Kooperation immer enger geworden. Alle zwei Wochen besprechen die beiden mapAds-Gründer via Video-Konferenz mit Google in New York die aktuelle Entwicklung und das weitere Vorgehen. Neben der Siegener Zeitung hat mapAds mit der Sparkasse nun einen weiteren heimischen Partner gewinnen können. So wird auf der S-Cashback-App künftig die Werbung der lokalen Händler angezeigt. Das junge Start-up hat aber noch weitere Pläne. So sind zum Beispiel die Zusammenarbeit mit einem bargeldlosen Bezahlsystem-Anbieter, eine Kooperation mit einem Kassensystem-Anbieter sowie ein erweiterter Online-Shop angedacht. Daniel Schütz: „Vieles ist im Hintergrund schon fertig angelegt und mit ein paar wenigen Klicks online.“

Die Siegener wollen ihr Marketing-Tool aber nicht nur „klein denken“ und auf die Region begrenzen. „Wir wollen wachsen und expandieren. Uns liegen schon Anfragen aus England und Finnland vor. Diese Märkte zu bedienen, wäre kein Problem. Wir können das alles von hier steuern,“ freut sich das Gründer-Duo auf eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft. Ein Ziel möchten die Gründer jedoch nicht aus den Augen verlieren: „Die Einzelhändler vor Ort dürfen nicht aussterben. Der stationäre Handel hat einen unheimlichen Kampfgeist und viele Ideen. Wir wollen diese Händler mit unserem regionalen Marketing-Instrument unterstützen, ihnen eine lukrative Online-Alternative aufzeigen und so die Konsumenten zurück in die Innenstädte führen.“

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