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Schneider Technologies GmbH + Co. KG - „Vom Vlies bis in die Verpackung“

Text: Patrick Kohlberger, Fotos: Werkfotos

Die Corona-Pandemie verlangt Unternehmen sehr viel ab. In Zeiten finanzieller Unwägbarkeiten und unsicherer Perspektiven zeigt sich aber auch immer wieder, dass es möglich ist, Wege aus der Krise zu finden. Eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat dies seit dem Frühling des vergangenen Jahres die Schneider Technologies GmbH + Co. KG aus Lennestadt. Das Unternehmen, das im Kern auf die Konstruktion und den Bau von Sondermaschinen spezialisiert ist, etablierte ein sehr erfolgreiches zweites Standbein – die Herstellung und den Vertrieb von hochwertigen FFP2-Masken sowie den dazu benötigten Produktionsanlagen.

„Durch diese Entscheidung gelang es uns einerseits, unsere Firma in einer schwierigen Situation auf Kurs zu halten und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Zudem leisten wir einen bedeutsamen gesellschaftlichen Beitrag. Das ist mir genauso wichtig“, unterstreicht Inhaber und Geschäftsführer Stephan Schneider. Den Grundgedanken, selbst Produkte zu entwickeln und diese auf eigenen Maschinen herzustellen, habe er schon seit vielen Jahren gehegt. Die Zielsetzung, ein stetiges, gesundes Wachstum zu generieren und fortschrittlich zu agieren, sei schließlich ein wichtiger Bestandteil der Unternehmens-DNA. „Wir haben uns immer vorgenommen, uns breiter aufzustellen, zusätzliche Felder zu erschließen und dadurch auch ein Stück mehr Unabhängigkeit zu gewinnen.“

Die Schneider Technologies GmbH + Co. KG ist seit mehr als zwei Dekaden im Bereich Maschinen- und Anlagenbau tätig. Die Kernkompetenzen liegen in der Automatisierung und Rationalisierung von Fertigung und Montage sowie in der Planung, der Konstruktion und dem Bau kundenspezifischer Sonderanlagen. Das Unternehmen beschäftigt circa 60 Mitarbeiter an zwei Standorten, ist nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert und seit vielen Jahren offizieller Kuka-Systempartner. Weltweit sind mehr als 400 Sondermaschinen in vielen Branchen im täglichen Einsatz.

Der Fokus auf die Konzeption und den Bau innovativer Sondermaschinen brachte großen Erfolg mit sich – aber eben auch durchaus nennenswerte Nachteile, wie Stephan Schneider einordnet: „Wir liefern hochwertige technische Lösungen und Maschinen, unterliegen dabei jedoch technischen und finanziellen Risiken. Man muss so lange nachrüsten, bis der Kunde vollends zufrieden ist. Wer selbst Artikel auf seinen eigenen Maschinen herstellt, kann letztlich ganz anders wirtschaften.“

Ein Zufall sorgte dann an Ostern 2020 dafür, dass die Unternehmensausrichtung eine ganz neue Facette erhalten sollte. In einem renommierten Nachrichtenmagazin las Stephan Schneider einen Artikel mit dem Titel „Schutzmasken – Protokoll eines Versagens“. Darin wurde während der damaligen Frühphase der Pandemie kritisiert, die Bundesrepublik Deutschland sei zu sehr von asiatischen Herstellern abhängig. Verzögerte Lieferungen in mangelhafter Qualität und zu überhöhten Preisen seien die Folge – eine Nachricht, die den Lennestädter Unternehmer zum Nachdenken anregte und ihn gleichzeitig motivierte, selbst anzupacken, um eine Verbesserung herbeizuführen: „Unser Team ist jung, kreativ und sehr leistungsbereit. Sich ständig mit neuen Fragestellungen auseinanderzusetzen, ist unser Tagesgeschäft. Warum sollten wir also nicht in dieses Segment einsteigen, eigene Maschinen bauen und selbst Masken herstellen?“, habe sich Schneider seinerzeit gefragt.

Aus der Idee wurde schnell Realität. Das ehrgeizige Ziel von Beginn an: eine Produktionsanlage errichten, die schneller, besser und effizienter arbeitet als vergleichbare Maschinen auf dem Weltmarkt. „Und das haben wir inzwischen nachweislich geschafft“, erklärt der Geschäftsführer stolz. Nachdem das Konzept stand, kreierten die Verantwortlichen zunächst in Kooperation mit dem Institut für Textiltechnik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) ein eigenes FFP2-Masken-Modell. „Denn immer häufiger trat damals das Problem zutage, dass die chinesischen Masken den Menschen hier von der Passform her nicht passten. Wenn diese Medizinprodukte nicht richtig sitzen, können sie ihren Zweck letztlich nicht vollständig erfüllen“, beschreibt Schneider den Hintergrund.

Im Anschluss an diesen ersten Entwicklungsschritt richteten die Sauerländer ihre Maschinentechnik gezielt an den gewonnenen Erkenntnissen aus. Zentraler Anspruch: Die komplette Anlage sollte dem Kennzeichen „Hochinnovativ“ und dem Siegel „Made in Germany“ gerecht werden. Alle bei der Produktion eingesetzten Materialien kommen aus Deutschland. Die DEKRA in Stuttgart prüft die Maskenqualität, um sie mit dem Gütesiegel „CE 0158“ versehen zu können. Das Schneider-Netzwerk, zu dem neben der RWTH Aachen auch beispielsweise die Universität Siegen und die Freie Universität Berlin gehören, trägt dazu bei, wissenschaftlich immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und höchsten Anforderungen gerecht zu werden.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erkannte früh den hohen Innovationsgrad des Sauerländer Geschäftskonzeptes und die Bedeutung, die dahinter liegt. Es attestierte dem Unternehmen eine ausgeprägte Förderwürdigkeit. „Für uns war es ein echter Ritterschlag, auf eine solch große Akzeptanz in Berlin zu stoßen“, betont Stephan Schneider. Der 40-seitige, mit expliziten technischen Details versehene Antrag zur Förderung der innovativen Anlagentechnik wurde bewilligt. Insgesamt mehr als 5 Mio. € beträgt die Investition in die vollautomatisierte Produktionslage sowie in ein Prüflabor zur Sicherstellung der hohen Qualität. „Eine komplexe Situation, die uns forderte, neue Entwicklungs-, Vertriebs- und auch Finanzierungswege zu suchen und zu finden“, verdeutlicht Stephan Schneider. Derzeit arbeitet das Team noch an einem weiteren Antrag zum aktuellen BMWi-Förderprogramm, um die Innovationskraft der Maskenproduktion bezüglich Industrie 4.0, KI und Digitalisierung weiter zu steigern.

Schon jetzt vermögen die Zahlen zu beeindrucken: Mehr als 100 Mio. hochwertige FFP2-Schutzmasken kann die Firma pro Jahr im Drei-Schicht-Betrieb herstellen. „Wir verfügen über drei vollautomatisierte Linien, die in Summe 360 Masken pro Minute produzieren können. Das ist in dieser Form einzigartig“, schwärmt der Geschäftsführer. Eine Erweiterung der Kapazitäten sei jederzeit realisierbar. Das Unternehmen bildet unter dem Leispruch „Vom Vlies bis in die Verpackung“ den kompletten Herstellungsprozess ab und verpackt die Masken anschließend dank modernster Robotertechnik automatisiert auf Transportpaletten fertig für den Versand. Renommierte Institute und Spezialisten, erklärt Schneider, seien übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass die Sauerländer wohl eine der weltweit besten FFP2-Masken-Produktionsanlagen hinsichtlich relevanter Kriterien wie Performance, Leistung, Qualität und Automatisierungsgrad betreiben.

Die Masken sollen auch mittel- und langfristig ein wichtiges Standbein des Unternehmens markieren: „Der Bedarf wird weiter bestehen – auch unabhängig von der pandemischen Entwicklung. Der Aspekt der Hygiene im Alltag wird in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen, als es in der Zeit vor Corona der Fall war.“ Hinzu komme, dass der hochwertige Mund-Nasenschutz für viele Personen ohnehin als Teil der persönlichen Schutzausrüstung im Job eminent wichtig sei – egal, ob Dachdecker, Verzinker, Entsorger oder Lackierer. „Wir werden unsere Maschinen weiterhin laufen lassen und dadurch nicht zuletzt auch neue Arbeitsplätze schaffen.“ Das Credo, hohe Leistung, größtmögliche Zuverlässigkeit und Qualität sowie faire Preise zu garantieren, schaffe Vertrauen und Perspektive.

Auch das eigentliche Kerngeschäft – die Konzeption und Fertigung von Sondermaschinen – wird die Firma aufrechterhalten. „Im Übrigen können wir die Anlagen, die wir für die Maskenproduktion nutzen, ja auch jederzeit auf dem Markt verkaufen, wenn wir selbst wieder andere Wege gehen möchten“, ordnet der Geschäftsführer ein. Dies jedoch sei nach jetzigem Stand absolut nicht vorgesehen. Um der geschäftlichen Neuaufstellung des Unternehmens auch auf dem Papier Bedeutung zu verleihen, erfolgte vor wenigen Wochen die offizielle Umfirmierung: von der Schneider Maschinenbau GmbH + Co. KG zur Schneider Technologies GmbH + Co. KG.

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Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
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Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
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