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Schnutz GmbH - Der Spezialist fürs Richten

Mit dem Thema Richtwalzen hatte Dr. Lutz-Stefan Henrich in seinem Studium und in seinen Anfangszeiten als Maschinenbau-Ingenieur wenig zu tun – bis zu dem Zeitpunkt, als sein damaliger Doktorvater an der Uni Siegen ihm vorschlug, zu diesem Schwerpunkt zu promovieren. „Ich gebe zu, ich hatte mich davor noch nicht wirklich damit auseinandergesetzt“, blickt der 59-Jährige zurück. „Und vor allem hätte ich nie damit gerechnet, dass dieses Thema mein Leben einmal so stark
beherrscht, wie es jetzt der Fall ist.“ Seit 2007 ist Henrich Geschäftsführer der in Siegen ansässigen Schnutz GmbH, eines Spezialisten für Richtmaschinen und Bandanlagen.

Text: Katja Sponholz

Fotos: Heiner Morgenthal

Aus dem „Pflichtthema“ ist inzwischen wahre Liebe geworden: Denn bis heute reizt den Unternehmer die Verbindung zwischen dem Produkt – hochwertigem Maschinenbau – und dessen Verwendung für eine anspruchsvolle Aufgabe – nämlich die Umformtechnik. Der Grundstein dafür wurde bereits 1846 gelegt. Damals war die von Martin Schnutz gegründete Firma eine Schmiede. Sie beschäftigte sich mit dem Bau von Dampfmaschinen und Gasmotoren. Vor der Jahrhundertwende und mit Beginn der industriellen Blechverarbeitung in der heimischen Region setzte Schnutz den Schwerpunkt auf die Konstruktion und den Bau von Blechverarbeitungsmaschinen.

Im Jahr 1882 wurden die ersten Walzenrichtmaschinen an Kunden innerhalb und außerhalb des Siegerlandes geliefert. Heute vertrauen führende Stahl- und Aluminiumproduzenten, Automobilhersteller und -zulieferer, Stahl-Service-Center und viele andere Blechverarbeiter weltweit auf die Richtmaschinen und Bandzuführanlagen aus Siegen. „Unsere Kundendatei ist sehr umfangreich“, erklärt Henrich. Die rund 150 Kunden befinden sind nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Südafrika, China,
Indien, Russland, Brasilien, den USA und der Türkei. Doch nicht nur Kundenstamm, Technik, Mitarbeiterzahl und Portfolio haben sich im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt. Seit 2014 bildet die Schnutz GmbH zusammen mit der Muttergesellschaft  Burghardt + Schmidt GmbH aus Remchingen und der Delta Technik GmbH aus Duisburg (künftig „b+s Automation“) die „b+s group“. Mit insgesamt rund 130 Mitarbeitern bietet diese eine Produktpalette vom Maschinen- und Anlagenbau über Richtmaschinen und Bandzuführanlagen bis zur Automatisierungstechnik. „Die Verknüpfung war ideal“, meint Henrich. „Mit diesem Schritt wurde unser Unternehmen zukunftssicher gemacht. Das hat uns eine neue Perspektive gegeben.“ Denn durch den Zusammenschluss sei man nun in der Lage, auch Gesamtanlagen, in die die Schnutz-Richtmaschinen oftmals integriert werden, anzubieten. Und auch jedes Einzelunternehmen profitiere: „Mit der Gruppe sind wir nun so aufgestellt, dass es uns
leichter fällt, den Weltmarkt zu erreichen. Wir haben einen deutlich internationaleren Auftritt“, verdeutlicht der Geschäftsführer. Auch eigene Vertriebsbüros in China und den
USA, die man sich als Einzelunternehmen nur schwer leisten könne, habe man dank der b+s group. Messen in Übersee zu besuchen, sei jetzt beispielsweise viel einfacher.

Die Gruppe funktioniert auch vor Ort. Das Zusammenwirken aller drei Unternehmen wurde besonders deutlich bei einem Auftrag für die Wolfgang Fischer Stahl GmbH in Netphen, die Coils, Spaltband und Bleche konfektioniert: Im Dezember 2020 nahm das Stahl-Service-Center aus dem Siegerland eine neue Querteilanlage der b+s group in Betrieb und profitierte dabei vom breiten Portfolio der Gruppe, die Bandbearbeitungsanlagen einschließlich der Automatisierung als Lösung aus einer Hand anbietet. Leistungsfähige Querteilanlagen sind ein Teil des Produktspektrums; die beiden verwendeten Richtmaschinen stammen von der Schnutz GmbH und bilden einen wesentlichen Bestandteil der Gesamtanlage. Eine Richtmaschine sorgt immer dafür, dass das Material wie Stahl, Aluminium, Kupfer oder Messing hinterher den Eigenspannungszustand, die Ebenheit und die Oberflächengüte hat, die es für die Weiterverarbeitung oder das fertige Produkt benötigt.


Die Kombination der drei Unternehmen ist also für die Kunden ideal: Der Geschäftsführer legt aber besonderen Wert auf die Tatsache, dass Schnutz nach wie vor auch Richtmaschinen als Einzelmaschinen anbietet und verkauft. Und deren Einsatzorte erscheinen nahezu unbegrenzt. „Unser Kundenkreis ist extrem breit gestreut“, bestätigt Henrich. In vielen Branchen ist der Betrieb von Richtmaschinen unverzichtbar bei der Herstellung von Präzisionsblechen und Bändern: So werden die Bleche nicht nur im Bereich der weißen Ware benötigt, sondern auch Lochbleche zur Fassaden- oder Deckenverkleidung oder bei Server-Schränken für Rechner. Auch die Lautsprecherverkleidung in hochwertigen Autos oder dekorative Edelstahlbleche in Aufzügen sind ohne den Einsatz von Richtmaschinen nicht vorstellbar. Aber es geht nicht immer nur um die Optik. Vor allem in der Automobilindustrie spielen andere Anforderungen eine Rolle: Dann ist es von besonderer Bedeutung, dass Bleche, wenn sie vom Coil abgewickelt werden, gerichtet werden, damit sie nicht nur eben sind, sondern auch eine geringe innere Spannung haben. „Eine gute Planlage und ein geringer Eigenspanungszustand sind dringend erforderlich für den weiteren Verarbeitungsprozess“, erläutert Henrich. So habe die Schnutz GmbH auch ein festes Standbein im Bereich der hochfesten Stähle: Sie baute beispielsweise Bandzuführanlagen mit Hochleistungsrichtmaschinen für Autositzschienen, die vom weltweittätigen Automobilzulieferer Adient produziert werden.


Die Siegener Richtmaschinen werden zudem in der Röhrenindustrie eingesetzt, aber auch in Service-Centern, wo Aluminium und Stahl verarbeitet werden – etwa für Stahlschränke oder für Edelstahl in der Beleuchtungsindustrie. „Bei den hochglänzenden Oberflächen, die verarbeitet werden, muss das Blech perfekt gerichtet sein; sonst wirft es das Licht in alle möglichen Richtungen“, erklärt der Maschinenbauer. Der Richt-Experte aus Siegen ist dafür bestens geeignet. Über Marktanteile will
Henrich zwar nicht sprechen, aber klar sei: Bei anspruchsvollen Richtmaschinen sei die Schnutz GmbH „sehr weit vorne“. Schließlich stehe man für einen hochwertigen Maschinenbau, der individuelle Lösungen biete – auch für einfache Anwendungsfälle, nicht jedoch für „Low-Budget“-Produkte.

Mit seinen Richtmaschinen und Bandanlagen bewegt sich das Siegener Unternehmen in einem besonderen Umfeld: Denn dabei handle es sich laut Henrich um keinen Wachstumsmarkt wie beispielsweise bei Handys, sondern eher um einen kleinen und hart umkämpften Markt. Dieser biete aber durchaus Perspektiven, weil er sich den metallischen Werkstoffen widme. „Die sind alle um Klassen besser recycelbar als alle Kunststoffe.“ Man könne Blechdosen wieder einschmelzen und aus Autos wieder Autos machen. Kunststoffe jedoch, insbesondere hochwertige Faserverbundwerkstoffe, ließen sich nur noch schreddern, weil ihr Recyceln durch die zusammengeklebten
Fasern extrem teuer und aufwendig wäre. Doch auch wenn der Blech-Markt eine Zukunft habe, bedeute dies nicht, dass man automatisch mit großen Gewinnsprüngen rechne. Zwar strebe die Gruppe natürlich Wachstum an, räumt der 59-Jährige ein, „aber wir wollen nicht in drei Jahren unseren Umsatz verdoppeln. Das ist in unserem Geschäft vollkommen unmöglich.“ Eher gehe es um ein gesundes Wachstum und darum, die Kunden zu halten und weiterhin zufriedenzustellen. Denn auf diese
besondere, langjährige Verbindung ist der Geschäftsführer stolz: „Als ich 2007 hier angefangen habe, hatten wir Kunden, die wir heute immer noch haben.“ Vielleicht hat sein Unternehmen auch deshalb solch einen guten Ruf in der Branche, weil es nicht nur hohes technisches Niveau, kompromisslose Qualität, zuverlässigen Betrieb und Präzision verspricht, sondern auch engagierten Service – etwa für die Richtwalzenkassetten, die regelmäßig gewartet werden müssen; je nachdem, wie schnell die Anlage läuft und wie verdreckt das Material ist. Schnutz demontiert diese Kassette, schleift die Walzen im eigenen Betrieb nach, versieht sie mit neuen Lagern und baut sie wieder beim Kunden ein. Um weiter für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein, will das Unternehmen seinen Maschinenbau durch den Aspekt der Digitalisierung abrunden. Die digitale Steuerung an den Maschinen müsse in einer Art und Weise vorangetrieben werden, dass der Kunde einen echten Nutzen davon habe. „Es geht nicht um 
einen Showroom-Effekt, sondern darum, die Bedienung der Anlagen zu erleichtern“, betont Henrich.


Innerhalb des Personals stehen die Zeichen ebenfalls auf Zukunft: Hier werde es vor allem darum gehen, das Team aus derzeit 30 Mitarbeitern weiter zu verjüngen. Die richtigen Fachkräfte zu finden, werde zunehmend schwerer, sei aber nicht unmöglich. Und die Schnutz GmbH habe auch ein Pfund, mit dem sie wuchern könne: „Wir sind ein kleineres, mittelständisches Unternehmen, aber deshalb können wir jungen Leuten ein extrem breites Aufgabenfeld und ein individuelles, eigenständiges Arbeiten ermöglichen“, wirbt der Geschäftsführer. „Ich bin für die kommenden Jahre optimistisch. Konsequentes Change Management ist dabei jedoch eine wichtige Voraussetzung – dazu muss man bereit sein. Und dafür stellen wir uns gerade auf.“ Anders formuliert, so, wie es das Unternehmen auf seiner Homepage tut: „Mehr als 170 Jahre Schnutz
– eine Geschichte, die wächst.“

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