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Firmenbegrünung - „Visitenkarte nach innen und außen“

Text: Patrick Kohlberger; Fotos: Carsten Schmale (2), SIEGENIA-AUBI KG (1)

Versiegelte Flächen, strenger Beton, graue Tristesse – diese Bilder assoziieren viele mit der Gestaltung von Firmenaußenbereichen. Doch es geht auch ganz anders: Mit einfachen Mitteln lässt sich der Wohlfühlfaktor eines Unternehmensstandortes steigern. Entsprechende Begrünungskonzepte sorgen für eine positive Atmosphäre und leisten gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. Der Wirtschaftsreport wirft einen Blick auf einige Beispiele aus dem heimischen Kammerbezirk.

Die in Siegen und Brachbach beheimatete Schuster GmbH steht für moderne Technik und zuverlässige Qualität auf höchstem Niveau. Der Hersteller von Sonderschraubenlösungen bedient mit seinem umfangreichen Produktsortiment Kunden aus unterschiedlichsten Branchen – vom Turbinenbau über die Gebiete Petrochemie und Anlagenbau bis zum technischen Handel. Zu den Leitlinien des 1971 gegründeten Unternehmens gehört der Anspruch, zielorientierte und systematische Arbeit zu leisten, dabei aber auch stets den eigenen „ökologischen Fußabdruck“ im Blick zu behalten und nachhaltig vorzugehen.

Wer das Firmengelände im Gewerbegebiet „Oberes Leimbachtal“ in Siegen betritt, sieht sehr schnell, dass die Verantwortlichen diese Philosophie mit Leben füllen. So hat sich die Geschäftsführung seinerzeit eine Gestaltung gewünscht, die im Eingangsbereich alle Besucher und Mitarbeiter gebührend willkommen heißt und im weiteren Verlauf der Anlage sowohl Raum für Entspannung als auch für die Durchführung von Firmenaktivitäten bietet. Die Planung und Realisierung dieses Vorhabens übernahmen die Burbacher Garten- und Landschaftsbau-Experten Beate Flender-Dietewich, Volker Dietewich und Johanna Dietewich samt Team. „Das Areal sollte strukturiert, hochwertig und lebendig werden, denn genau dafür steht Schuster“, blickt Flender-Dietewich auf das Projekt zurück.

Bei der Umsetzung habe das Ziel darin bestanden, die Unternehmens-DNA des Schrauben-Spezialisten zum Ausdruck zu bringen. Ein Beispiel: die schon auf den ersten Blick auffälligen, speziell ausgewählten Solitärgehölze, die – verstreut eingepflanzt – den Charakter einer kleinen, wertvollen Baumsammlung vermitteln. Dazu gehören unter anderem Schwarz-Birke, Pyramiden-Hainbuche und Feldahorn. „Die verschiedenen Formen wechseln sich angenehm ab – eine Einstimmung auf die individuellen Kundenlösungen der Firma Schuster“, verdeutlicht Flender-Dietewich. Moonlight-Kugeln sorgen abends für eine optisch ansprechende Inszenierung der Gehölze.

Der Weg zum Haupteingang führt über einen Pfad aus Basalt-Natursteinpflaster, der in einen radial angelegten Vorplatz vor dem Firmengebäude mündet. Der Mittelpunkt des Radius liegt im Nebeneingang für die Mitarbeiter. Die übrigen Flächen sind nicht versiegelt, sondern mit wassergebundener Wegedecke gestaltet; dazwischen schöne Sitzblöcke. Basalt-Findlinge lockern das Areal auf und bringen optische Abwechslung. Eine Rotbuchenhecke grenzt den Eingangs- vom Straßenbereich ab. Auf der Böschung hinter der Hecke zur Straße hin sorgt eine flächige Staudenpflanzung für bienenfreundliche Blüten das ganze Jahr über. Säulenförmige Hainbuchen-Hochstämme umrahmen das Gebäude, lassen aber gleichzeitig den Blick auf die Architektur zu.

Die Schuster-Belegschaft kann im neuen Firmengarten zum Beispiel während der Mittagspause gemeinsam entspannen – ein ganz wichtiger Punkt, wie Beate Flender-Dietewich einordnet: „Eine schöne Begrünung des Firmengeländes dient dem jeweiligen Unternehmen als Visitenkarte nach außen, aber natürlich auch nach innen. Ideal ist es, wenn die Besucher an dem Anblick Gefallen finden und sich die Mitarbeiter voll und ganz mit der Gestaltung identifizieren können.“ Der Wohlfühleffekt, der mit einer Grünanlage einhergehe, sei nicht zu unterschätzen.

Ein professionell und harmonisch gestaltetes grünes und blühendes Arbeitsumfeld verbessere die Kommunikation, steigere die Zufriedenheit sowie die Motivation – und damit letztlich auch die Leistungsfähigkeit. Dass auch Geschäftskunden die positive Atmosphäre wahrnähmen, sei freilich ebenfalls vorteilhaft. Der repräsentative Charakter rund um den Eingangsbereich der Schuster GmbH ist darüber hinaus noch aus einem weiteren Grund strategisch relevant: Das Unternehmen möchte den Firmengarten für die Ausrichtung von Hausmessen nutzen.

Für Beate Flender-Dietewich steht fest: Ansprechend und ökologisch gestaltete Grünflächen auf Unternehmensgeländen setzen ein klares Signal und können letztlich sogar einen prägnanten Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung leisten. Firmen, die mit gutem Beispiel vorangingen, inspirierten andere dazu, es ihnen gleichzutun und ebenfalls ein zeitgemäßes, mitarbeiter- und umweltfreundliches Statement zu setzen. Wer ein Begrünungskonzept realisiere, setze sich aktiv für Artenschutz ein und trage dazu bei, Staub- und Lärmimmissionen zu reduzieren – vor allem dann, wenn sich die Begrünung auch noch auf Dächer und Fassaden ausdehne. Die genannten Ideen in der Unternehmensphilosophie zu verankern, bedeute, Imagepflege zu betreiben und Umweltschutz, gesellschaftliche Verantwortung sowie Lebens- und Arbeitsqualität miteinander in Einklang zu bringen.

 

Ein besonders schönes Projekt mit Vorbildcharakter setzt die SIEGENIA-AUBI KG um. Erst kürzlich habe das Unternehmen an seinem Hauptstandort in Wilnsdorf-Niederdielfen 140.000 „neue Mitarbeiter“ eingestellt, berichtet Vladimir Sizikov, Koordinator Digitalisierung, augenzwinkernd. Es ist nur ein kleiner Bestandteil des großen Maßnahmenpakets, das die Siegerländer derzeit realisieren, um ihrem Anspruch in puncto Ökologie und Zukunftsausrichtung gerecht zu werden – einer jedoch, der sowohl intern als auch extern Zuspruch findet.

Auf einer von der Unternehmensgruppe eigens angelegten Magerwiese mit einer speziell für die Region zusammengestellten Saatmischung, aber auch im Umkreis von mehreren Kilometern, sammeln zwei Bienenvölker seit einigen Monaten von morgens bis abends Blütennektar und erzeugen Honig. Mit der Schaffung eines artgerechten Lebensraums für die Tiere – sie leben in zwei dreistöckigen Bienenkästen – unterstreicht SIEGENIA seine Bemühungen, neue Wege zu gehen und den Anspruch an nachhaltiges Arbeiten mit Leben zu füllen.

„Dieses Projekt macht das gesamte Thema für unsere Belegschaft erlebbar und kommt einfach gut an. Es bereitet uns allen Freude“, unterstreicht Katja Schreiber, die für den Bereich Marketing-Kommunikation verantwortlich zeichnet. Möglich wurde die Umsetzung durch eine konsequente Planung. Marcel Krombach, Leiter Facility Management, hatte sich frühzeitig mit dem Imkerverein Wilnsdorf in Verbindung gesetzt, um sich entsprechend beraten zu lassen. Mehrere Vorstandsmitglieder des Vereins erklärten sich bereit, die Umsetzung fachmännisch zu begleiten.

Kleines Schmankerl: Auch die Kunden des Unternehmens profitieren von dem Projekt: Nach der ersten Honigernte füllte SIEGENIA das „flüssige Gold“ in Gläser, um es in den kommenden Wochen als Präsent überreichen zu können. Da die Maßnahme in Niederdielfen sehr gut angelaufen ist, weitet die Geschäftsführung das Konzept nun auch auf die weiteren Standorte aus. Im kommenden Jahr soll der Startschuss in Velbert, Hermeskeil und Reinsfeld fallen.

Vladimir Sizikov weist darauf hin, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit in den langfristigen strategischen Überlegungen der Firma eine ganz zentrale Rolle einnehme: „Unsere Ambition ist es, klimaneutral zu arbeiten. Um diesem ehrgeizigen Anspruch sukzessive näherzukommen, entwickeln wir einen ausgefeilten Fahrplan – mit klar festgelegten Schritten und einem Fokus auf Verbindlichkeit. Wir fühlen uns den Zielen verpflichtet und möchten sie alle gemeinsam erreichen.“

Über das Intranet wird die SIEGENIA-Belegschaft direkt eingebunden. Die zu ergreifenden Maßnahmen sollen auf diese Weise messbar werden – bei maximaler Transparenz und Mitsprachemöglichkeit. Alle Vorhaben, die dabei eine Rolle spielen, sind quantifiziert – von der für die nächsten Jahre vorgesehenen Reduktion des CO2-Verbrauchs bis hin zu den finanziellen Effekten, die die Anbringung von Solarzellen generiert. Die Mitarbeiter können ihre Ideen zur Sprache bringen und damit ihre Kollegen zum Diskurs anregen. „Da ist es ganz egal, ob es um Anregungen zur Nutzung von Prozessabwärme, um E-Mobilität oder um kreative Ansätze für die Verwendung moderner Materialien in der Produktion geht“, erläutert Sizikov. Das Unternehmen sei für jede Art der Beteiligung dankbar.

Um die Ecke denken, gemeinsam an neuen Ideen feilen und damit das eigene Unternehmen in eine umweltfreundliche Zukunft führen – diesen Ansatz sieht auch Thomas Kramer (Kramer Garten GmbH & Co. KG, Olpe) gerne. Er ist Sprecher der Bezirksgruppe Olpe-Siegen-Wittgenstein innerhalb des Landesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW und steht, genau wie Beate Flender-Dietewich und alle anderen Vorstandsmitglieder, den interessierten Betrieben mit fachlichem Know-how und jeder Menge Erfahrung hinsichtlich der baulichen Umsetzung verschiedener Begrünungskonzepte zur Verfügung. Der 61-Jährige unterstreicht: „Egal, ob Blumenwiesen, Dachbegrünung, Teich oder Bienenhotel: Indem man vom klassischen Grau abweicht und Akzente setzt, präsentiert man sich als moderner Arbeitgeber. Und die Botschaft kommt schnell in der Öffentlichkeit an.“

Ziel müsse es sein, diese Erkenntnis möglichst bei allen Unternehmen zu etablieren – unabhängig von deren Größe und Branchenzugehörigkeit: „Begrünung darf kein Thema sein, das ausschließlich die ,Industriekapitäne‘ auf dem Schirm haben.“ In den vergangenen Jahren sei glücklicherweise schon ein gewisser Wandel erkennbar gewesen. Gemeinsam mit seinem Team, erklärt Kramer, habe er einige Projekte unterschiedlichster Art auf den Weg gebracht, sowohl bei hiesigen Unternehmen als auch bei karitativen Institutionen, Pflegeheimen, Kindergärten und anderen Einrichtungen.

Freilich stünden auch die Städte und Gemeinden in der Pflicht, ökologische Ansätze zu fördern. Es obliege der Politik, durch entsprechende Konzepte die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen: „Wenn bei neuen Gewerbegebiete die Flächen überwiegend asphaltiert werden, ist das schon mitunter enttäuschend.“ Kommunen sollten ihre Bebauungspläne demnach so aufstellen, dass der Grünaspekt ausreichend Berücksichtigung finde.

Kramers Idealvorstellung: ein „Industriegebiet der Zukunft“, das sich nach architektonisch-ökologischen Richtlinien orientiere. Gut gelungen sei dies beispielsweise bereits in Attendorn; genauer: im Industriegebiet Ennest. „Hier ist Begrünung eine zwingende Bedingung für die Baugenehmigung.“ Die individuelle Umsetzung richte sich dann nach den jeweiligen Vorstellungen der Unternehmen – von Bäumen und Kräutern auf dem Vorplatz bis hin zu mit Wildgrünmischung eingesäten Böschungen.

Umgesetzt hat Thomas Kramer in diesem Kontext zum Beispiel auch in Olpe verschiedene Maßnahmen, etwa bei der Bade und Rinscheid Metallwarenfabrik GmbH (BARI). Deren Geschäftsführer Heinz Rinscheid zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Was hier entstanden ist, überzeugt uns zu 100 %. Es erweist sich als ökologisch sinnvoll, schön anzusehen und vor allem auch in Sachen Unterhaltung nicht überfordernd. Für ein Industrieunternehmen ist dieser Punkt ganz wichtig.“

In dem Zusammenhang seien zunächst ganz praktische Fragen von Belang: Wie oft muss die Anlage gepflegt werden? Wie intensiv sind die Arbeitseinsätze? Welche Kosten kommen auf das Unternehmen zu? Gemeinsam mit Thomas Kramer hat BARI ein Konzept erarbeitet, das die Rahmenbedingungen erfüllt. Ein ansprechender „Fluss“ aus Steinen mit stilvoll eingebundenen Findlingen ist attraktiv für die Pausen der Mitarbeiter und für die Besucher auf dem Weg zum Haupteingang. Die Optik passt sehr gut zum Firmengebäude. Kantig geschnittene Eiben und weiterer rund um den Parkplatz angebrachter, einheitlicher Bewuchs sorgen für eine wohltuende Begrünung.

„Die Bäume sehen schön aus, werden aber auch nicht so hoch, dass sie die Lichter auf dem Vorplatz abschatten“, erklärt Heinz Rinscheid. Pflegearbeiten seien nur im Frühjahr und im Herbst erforderlich. Von Kunden und Besuchern erhalte er regelmäßig sehr positive Rückmeldungen, betont der Unternehmer.

Sonderprogramm des Landes NRW

Einen Anreiz, Flächen gezielt zu begrünen und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, gibt das von der NRW-Landesregierung im Rahmen der Corona-Hilfe initiierte Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“. Es richtet sich an Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen sowie deren Zusammenschlüsse, Zweckverbände und Eigenbetriebe. Beantragen lassen sich Zuschüsse für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Hierzu zählen insbesondere investive Maßnahmen zur Herstellung hitzemindernder Strukturen. Das Thema „Dach- und Fassadenbegrünung“ ist ein elementarer Baustein. In diesem Bereich liegt die mögliche Förderhöhe zwischen 50.000 und 100.000 €.

Wichtiger Hinweis: Zurzeit ist das Budget des Sonderprogramms ausgeschöpft. Der Projektträger Jülich wird aber umgehend informieren, sobald wieder Anträge gestellt werden können oder es vergleichbare Programme gibt. Weitere Informationen unter: ptj.de/projektfoerderung/sonderprogramm_klimaresilienz.

 

Wettbewerbe für Firmengärten

Projekte mit Vorbildfunktion vorstellen und damit bei anderen Firmen und Institutionen das Bewusstsein für ein grünes Arbeitsumfeld schaffen – dieser Zielsetzung widmet sich die Stiftung „Die Grüne Stadt“. Sie unterstützt regelmäßig die Durchführung von Firmengärten-Wettbewerben in einigen Bundesländern und Städten. Auch in Nordrhein-Westfalen fanden derartige Ausschreiben bereits statt. Klare Maxime dabei: Ein Firmengarten lässt sich ganz individuell gestalten und kommt nie „von der Stange“. Ob im sogenannten „Urban-Gardening-Look“ mit Gemüse und Kräutern oder als repräsentativer Park mit Formgehölzen und gepflegten Rasenflächen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Ausführliche Informationen zur Stiftung „Die Grüne Stadt“ finden Interessierte unter die-gruene-stadt.de/. Hier erläutern die Verantwortlichen auch detailliert, wie die Wettbewerbe aufgebaut und welche Voraussetzungen zu erfüllen sind.

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Ansprechpartner

Patrick Kohlberger

Tel: 02713302-317
Fax: 0271 3302400
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Hans-Peter Langer

Tel: 0271 3302-313
Fax: 0271 3302400
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