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VIA Oberflächentechnik GmbH: Erfolgreich durch Kooperation

Text: Patrick Kohlberger, Fotos: Carsten Schmale

Als privat organisierte und gänzlich freiwillige Kooperation mittelständischer Firmen hat sich der „Verbund Innovativer Automobilzulieferer“ (VIA) längst im wirtschaftlichen Geschehen Südwestfalens und weit darüber hinaus etabliert. Der Zusammenschluss datiert aus dem Jahr 1993 und geht auf einen Unternehmerstammtisch zurück. Alle Partner haben sich dabei einem Ziel verschrieben: notwendige, nicht zu ihrem eigenen Kerngeschäft, der Blechumformung bzw. der Herstellung von Baugruppen aus Blechteilen, gehörende Tätigkeiten in Kompetenzzentren auszulagern. Über die Dekaden hinweg hat sich diese Form der Kooperation als sehr fruchtbar für alle beteiligten Partner erwiesen, und es sind mehrere gemeinsame Unternehmen entstanden – als erstes die VIA Oberflächentechnik GmbH, die einen sehr erfolgreichen Weg einzuschlagen vermochte.

Die Chronologie des inzwischen 180 Mitarbeiter starken Unternehmens begann im April 1996 im Lennestädter Ortsteil Elspe. Der Fokus lag von Anfang an auf den Bereichen Gleit- und Handschleifen. „Damals allerdings noch in deutlich kleinerem Rahmen als heute. Die Belegschaft zählte seinerzeit drei Beschäftigte“, erinnert Werner Schmidt, der gemeinsam mit Kai Lechner die Geschäftsführung innehat.

Zugleich ordnet er die Historie in die Gesamtentwicklung des VIA-Verbunds ein. Rasch habe sich die VIA Consult (technisch-wirtschaftliche Unternehmensberatung) als Profitcenter – und seit 2000 als Ausgründung – einen Namen gemacht und zu einer der führenden Mittelstandsberatungen in Südwestfalen entwickelt. Der bis dato letzte Baustein war die Gründung der VIA Beteiligung GmbH im Jahr 2018. Mit ihr wollen die Gesellschafter erfolgreiche Unternehmen in der Region übernehmen, die keine Nachfolge finden können oder die Wagniskapital für Wachstum benötigen.

Doch zurück zur VIA Oberflächentechnik GmbH: Das Team hat sein Leistungsportfolio im Laufe der vergangenen 25 Jahre sukzessiv erweitert und ist heute europaweit führend. Wichtige Eckpfeiler markieren nach wie vor das Gleitschleifen und das Kugelpolieren. In den Bearbeitungsverfahren werden die Werkstücke gemeinsam mit Schleif- oder Polierkörpern in eine Relativbewegung zueinander gebracht, in sogenannten Rundvibratoren oder Durchlaufanlagen bearbeitet und dabei entgratet und entölt. Den neuesten Standards entsprechende Maschinen gewähren ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit.

Gleiches gilt für den Bereich des Entfettens, für den moderne Großkammeranlagen zur Verfügung stehen. Die hohen Ansprüche, die beim Feinreinigen gelten, kann das Unternehmen ebenfalls erfüllen. Hierfür haben die Verantwortlichen in eine große Halle, einen vollwertigen Sauber- und Reinraum sowie ein zeitgemäßes Sauberkeitslabor investiert. Abgerundet wird das Portfolio der VIA Oberflächentechnik GmbH durch einen umfänglichen Logistik-Service. Die Mitarbeiter kontrollieren – je nach Wunsch manuell oder maschinell – die Ware und wickeln den Endversand zum Direktkunden ab. Pro Tag verbucht die Firma einen Umschlag von rund 600 t Material. Dies entspricht der Bewegung von 2.200 Behältnissen und der Abfertigung von 60 Lkw – beeindruckende Zahlen, die die Sauerländer nicht zuletzt durch ihren eigenen Fuhrpark erzielen können. Die komplette Arbeit ist zudem an den Standards des zertifizierten Qualitäts- sowie Energiemanagementsystems ausgerichtet.

Auch räumlich hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt. Nachdem man in Elspe auf einer Fläche von etwa 350 m² begonnen und diese einige Zeit später verdoppelt hatte, folgte schließlich der Umzug an den heutigen Standort Grevenbrück. Rund um die Jahrtausendwende nahm die Führungsriege Gespräche mit der Stadt Lennestadt auf. Diese war seinerzeit auf der Suche nach alternativen Gewerbeflächen. Für die VIA Oberflächentechnik GmbH erwies sich eine Industriebrache, auf dessen Areal zuvor eine Chemiefabrik ansässig war, als geeignet. „Der Standort galt zwar damals als echter Schandfleck und musste erst einmal grundlegend saniert werden, aber als das alles erledigt war, konnten wir hier durchstarten“, blickt Kai Lechner zurück.

Die Verlegung des Firmensitzes ermöglichte die genannte Erweiterung des Leistungsspektrums um den Bereich Entfettung und sorgte allein aus Platzgründen für ganz neue Chancen. So hat das Unternehmen seine Produktionsfläche mit dem Umzug im Jahr 2002 auf einen Schlag verzehnfacht. Im Jahr 2005 wurde dann das Tochterunterunternehmen „VIA TOP“ im polnischen ?roda ?l?ska gegründet. Dieses hat sich auf die Bereiche Gleitschleifen und Entfetten spezialisiert und ist erfolgreich unterwegs. Ab dem laufenden Jahr wird die „VIA TOP“ auch in Polen das Feinreinigen anbieten. Sie ist damit der erste entsprechende Dienstleister im Land.

Die Umsetzentwicklung in Lennestadt-Grevenbrück indes durchlief in den Jahren 2008/2009, der Phase der Weltwirtschaftskrise, ein leichtes Tief, bevor es in der Folge wieder bergauf ging. Inhaltlich hat sich der Betrieb bewusst den Geschehnissen auf dem Weltmarkt angepasst, um sich langfristig behaupten zu können. „In der Automobilindustrie hat sich ein Trend ganz besonders durchgesetzt: Die Kunden fordern definierte Sauberkeitszustände auf höchstem Niveau“, verdeutlicht Werner Schmidt. Es habe sich immer deutlicher eine Miniaturisierung entwickelt. „Die zu verbauenden Komponenten sollen immer kleiner, zugleich aber auch immer leistungsfähiger werden.“

Dieser Tendenz hat VIA Rechnung getragen – mit der 2011 realisierten Errichtung des Feinreinigungszentrums, das weit über erforderliche Standards hinausgeht und eine Reinigung bis hin zu metallischen Partikeln um 100 µm ermöglicht. Wenig später reagierten die Sauerländer auf die inzwischen wieder konstant positive Umsatzentwicklung, indem sie in Drolshagen ihr drittes Werk auf einer Hallenfläche von rund 4.000 m² eröffneten. Auch die VIA TOP in Polen wurde mittlerweile deutlich ausgebaut.

Die Corona-Pandemie hat sich indes ab dem Frühjahr des letzten Jahres merklich in den Geschäftsbüchern der Grevenbrücker niedergeschlagen. „Im April 2020 haben die europäischen Automobilhersteller nahezu kein einziges Fahrzeug hergestellt“, bringt es Kai Lechner auf den Punkt. Innerhalb weniger Tage habe die Schlüsselbranche mit ihren fünf bis sechs Mio. Arbeitsplätzen in der kompletten deutschen Lieferkette von Stahl und Chemie bis hin zu hiervon abhängigen Ingenieurbüros und dem Handel stillgestanden.

In der gesamten Branche sei ein durchschnittlicher Umsatzverlust von 20 % zu beklagen gewesen. Weltweit habe die Zahl der Pkw-Neuzulassungen 2020 um circa 17 % gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Eine Erholung der Wirtschaft werde frühestens 2022 eintreten. „Wir selbst mussten zwar zu keiner Zeit gänzlich den Betrieb einstellen, aber die Auswirkungen auf dem Markt waren natürlich sehr stark zu spüren – auch für uns“, erklärt Werner Schmidt. Insgesamt aber habe die VIA Oberflächentechnik GmbH die COVID-19-Krise bisher gut überstanden – auch durch die konsequente Umsetzung notwendiger Kapazitätsanpassungen. Letztlich sei es gelungen, das Jahr positiv abzuschließen.

VIA -Verbund: Innovativer Automobilzulieferer

Die Partnerunternehmen des Verbunds Innovativer Automobilzulieferer, unter dessen Dach 1996 auch die VIA Oberflächentechnik GmbH entstanden ist, beschäftigen heute insgesamt 17.000 Arbeitnehmer, davon rund 5.000 in Südwestfalen. Der Verbund ist grundsätzlich offen für neue Mitglieder. Jedes Gemeinschaftsunternehmen bietet spezialisierte Dienstleistungen an. Dadurch können sich alle VIA-Partner auf ihre jeweiligen Kerngeschäfte konzentrieren. Neben der Gründung von Gemeinschaftsbetrieben und dem regelmäßigen Informationsaustausch untereinander nehmen auch gemeinsame Aktivitäten eine wichtige Rolle ein – von Weiterbildungen über Projekte, etwa zur Fachkräftesicherung, bis hin zu konzertierten Messeauftritten.

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