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Walter Viegener: „Auswirkungen sind gravierend!“
Walter Viegener, Geschäftsführender Gesellschafter der Viega Holding GmbH & Co. KG mit Sitz in Attendorn, war langjähriger Vorsitzender des Industrie- und Verkehrsausschusses und ist seit 2022 Präsident der IHK Siegen. Er geht im Interview auf die Folgen der Brückensperrung für den Wirtschaftsstandort im Kreis Olpe ein und erläutert, was die Situation für sein eigenes Unternehmen bedeutet.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Vollsperrung auf die Wirtschaft im Kreis Olpe ein?
Das ist ein „Supergau“: Die A45 ist aus verkehrstechnischer Sicht ein Nadelöhr. Die Auswirkungen der Sperrung sind gravierend. Bei uns spielt das produzierende Gewerbe eine wichtige Rolle. Zudem ist die Wirtschaft sehr exportorientiert. Beide Tatsachen erklären, warum Güterverkehr hier besonders wichtig und der Transportbedarf hoch ist. Jetzt werden Lieferketten zusätzlich stark belastet. Auch mit Blick auf die Fachkräfte ist das ein Rückschlag: Für Beschäftigte aus der Region nördlich der Vollsperrung ist es schwieriger, zum Arbeitsplatz zu gelangen. Es muss mit einer steigenden Personalfluktuation und einem höheren Aufwand bei der Gewinnung von Fachkräften gerechnet werden.
Wie wirkt sich das auf Ihr Unternehmen aus? Wie reagieren Sie hierauf?
Zunächst verlängern sich die Laufzeiten aller Transporte. Dies wirkt sich auf die operativen Prozesse aus und muss durch geeignete Maßnahmen, etwa im Rahmen der Disposition, kompensiert werden. Wir werden vermutlich die Rohstofflagerung etwas erhöhen müssen, was Auswirkungen auf das direkt gebundene Kapital hätte. Zudem wird dies direkte Folgen für die Transportpreise haben. Im schlimmsten Fall kann es dazu führen, dass uns Firmen gar nicht mehr anfahren, weil die verlängerte Laufzeit den ganzen Plan beim Spediteur durcheinanderbringt oder ein Transport in eine „andere Richtung" lukrativer und einfacher ist.
Glücklicherweise haben wir derzeit eine gute Homeoffice Regelung. Diese deckt aber nur den Verwaltungsbereich ab. Es kann also sein, dass gewerbliche Mitarbeitende aus dem Bereich „nördlich von Lüdenscheid" sich einen anderen Job suchen, weil sie nicht bereit sind, die zeitliche und finanzielle Mehrbelastung über Jahre hinweg zu tragen. Viele von ihnen arbeiten bereits verstärkt von zuhause. Hier werden wir noch flexibler sein müssen.
Für die Auslieferung der Produkte und beim Warenerwerb ist es jetzt wichtig, mehr Zeit und höhere Kosten einzuplanen. Diese Kosten müssen natürlich auf unsere Produkte umgelegt werden.
Wie bewerten Sie das Problem aus gesamtgesellschaftlicher Sicht?
Es ist nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine Verbindung zerteilt worden. Je schlechter wir von außerhalb erreichbar sind, desto mehr leben wir für andere hinter den sieben Bergen. Das kann auch unseren Einfluss auf die Politik in der Landeshauptstadt schwächen. Wichtig ist deshalb zunächst, den Druck zur Erneuerung der Lüdenscheider Brücke nicht nur jetzt, sondern möglichst dauerhaft hochzuhalten. Sonst kommt da nicht das Tempo rein, das wir brauchen. Ziel muss sein, den schon jetzt absehbaren Schaden für den Wirtschaftsstandort einzudämmen. Es ist gut, dass das Thema bis zum Bundeskanzler durchgedrungen ist. Aber jetzt müssen Taten herbei. Und: Wir alle, vor allem aber die Politik, sind gefordert, künftig besser auf unsere Infrastruktur achtzugeben, das heißt, sie zu erhalten, ggf. neu zu bauen und auch Alternativen zu schaffen. Deshalb müssen die Ruhr-Sieg-Strecke und die Siegstrecke jetzt endlich ausgebaut werden.
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Ansprechpartner
Hans-Peter Langer
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