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Nr. 035: „Höchste Zeit für Befreiungsschlag“: IHK sieht große Chancen des Mercosur-Abkommens für heimische Wirtschaft

1. Juni 2023/ „Wenn die Ratifizierung des Mercosur-Abkommens lange auf sich warten lässt, könnte sich das auch für etliche heimische Unternehmen nachteilig auswirken. Noch lässt sich ein zeitlicher Vorsprung sichern, denn das Abkommen wäre das erste zwischen den Mercosur-Staaten und einem bedeutenden Partner!“ Ginge es nach Rainer Dango, würde das Freihandelsabkommen besser heute als morgen beschlossen. Der Vorsitzende des IHK-Außenwirtschaftsausschusses verweist darauf, dass auch andere große Wettbewerbsnationen zunehmend im Mercosur-Raum („Mercado Común del Sur“ – Gemeinsamer Markt des Südens) aktiv sind. Hintergrund: Die „Mercosur-Länder“ Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay beraten seit den 90er Jahren mit der EU über ein umfassendes Freihandelsabkommen. Die Verhandlungen sind zwar seit vier Jahren abgeschlossen, allerdings steht die Ratifizierung durch alle EU-Mitgliedsstaaten noch aus, bevor es in Kraft treten kann. Es wird erwartet, dass es wichtige Wachstumsimpulse für die international stark vernetzte deutsche Wirtschaft setzt und die Diversifizierung von Lieferketten vorantreibt – gerade mit Blick auf die Rohstoff- und Energieversorgung. 

Mit dem Abkommen sollen im Laufe der nächsten Jahre fast alle Zölle mit dem bisher wirtschaftlich protektionistisch aufgestellten lateinamerikanischen Wirtschaftsraum entfallen. Zudem ist vorgesehen, den Marktzugang im Dienstleistungshandel auszuweiten, öffentliche Beschaffungsmärkte zu öffnen, regulatorische Kooperation zu vereinfachen und etwa traditionelle europäische Spezialitäten im Mercosur zu schützen. Bislang unterliegen 85 % der europäischen Ausfuhren in diesen über 260 Mio. Konsumenten umfassenden Markt einem Zoll. Rainer Dango: „Das verursacht enorme Kosten. Das Handelsabkommen ist hier ein dringend benötigter, echter Befreiungsschlag, für den es höchste Zeit wird.“

Mehr als 8.500 deutsche Betriebe exportieren in die Mercosur-Länder. „Alleine aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe unterhalten 85 Betriebe Handelsbeziehungen mit einem oder mehreren Staaten aus dem Mercosur-Raum. Gerade für den Export spielen diese Länder eine gewichtige Rolle“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. 16 Unternehmen unterhalten laut IHK dort sogar eine Auslandsvertretung, eine Niederlassung oder eine Produktionsstätte. Angesichts der heimischen Wirtschaftsstruktur ist Klaus Gräbener ein Punkt besonders wichtig: „Das Handelsabkommen verfügt über ein gezieltes Mittelstandskapitel. So erreichen die Vorteile nicht nur die großen, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)!“

Auch für sie werden neue Märkte angesichts der aktuellen wettbewerblichen und geopolitischen Spannungen interessanter. Erst im Februar hatten sich die im Außenwirtschaftsausschuss der IHK vertretenen Unternehmen mit alternativen Wachstumsmärkten und Perspektiven befasst. Mittel- und Südamerika sind hierbei nicht mehr wegzudenken. Beispiel Brasilien: Das Land gehört zu den 30 größten Export- und Importnationen weltweit und verfügt bei moderatem Wachstum über ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Das Interesse an den Ländern im Mercosur-Raum beschränkt sich dabei längst nicht auf die heimische Wirtschaft: Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt jedes fünfte auslandsaktive deutsche Unternehmen an, Lateinamerika als zunehmend wichtigen Markt zu betrachten. 

Die größten Marktchancen für deutsche Unternehmen sieht die DIHK vor allem in den Bereichen Maschinenbau, Automobil und Ernährung. Hier erheben die Mercosur-Länder bisher mitunter sehr hohe Zölle. Fachleute sehen in einer Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Lateinamerika eine wichtige Grundlage dafür, in Umwelt- und Klimafragen gemeinsam Fortschritte zu machen. „Entscheidend dafür, dass das Handelsabkommen am Ende die gewünschten Effekte auch für die Unternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe auslöst, ist seine Umsetzung“, unterstreicht IHK-Außenwirtschaftsreferent Jens Brill. „Wichtig sind insbesondere klare und harmonisierte Regeln für den Warenursprung, ein umfassendes Online-Tool zu Ursprungsregeln und standardisierte Ursprungsnachweise.“ Außerdem komme es darauf an, die Zollprozesse schneller zu digitalisieren und den EU-Zolltarif zu vereinfachen. „Das würde vor allem auch KMU entlasten und den Handel erleichtern“, betont Brill. 

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Ansprechpartner

Jens Brill

Tel: 0271 3302-160
Fax: 02761 944-540
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