PDF wird generiert
Bitte warten!

Nr. 008: IHK-Konjunkturumfrage bei 528 Unternehmen: „Stimmung besser, Unsicherheit bleibt“

27. Januar 2023 / „Die Stimmung der heimischen Wirtschaft hat sich merklich aufgehellt. Der extreme Pessimismus des vergangenen Herbstes schwindet und die Hoffnung auf eine weiche Landung steigt, obwohl die Belastungen durch die Energie- und Rohstoffpreise, die hohe Inflation und den Fachkräftemangel enorm bleiben. Für eine Entwarnung ist es zu früh, dafür ist der Blick in die Zukunft zu ungewiss.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Walter Viegener die Ergebnisse der neuesten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 528 Unternehmen mit mehr als 38.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten. 

Der Konjunkturklimaindex – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung – macht einen beachtlichen Sprung um 34 Punkte auf einen Wert von 102. Damit liegt er nur noch knapp unter dem Mittelwert der letzten 20 Jahre (105). Sowohl die Lagebeurteilung als auch die Zukunftserwartungen entwickeln sich in nahezu allen Wirtschaftszweigen positiv. 33 % der Unternehmen berichten von guten Geschäften, nur noch 13 % von schlechten. Damit hat sich die Anzahl der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bewerten, fast halbiert. Vor allem in der Industrie, im Einzelhandel und im Dienstleistungsgewerbe verbessert sich die Lagebeurteilung merklich. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Gemessen an der noch vor Wochen um sich greifenden Agonie fällt die derzeitige Lagebeurteilung erstaunlich gut aus. Die heimische Wirtschaft manövriert erfreulich robust durch die Krisen. Dennoch bleibt die Geschäftslage für zahlreiche Unternehmen, insbesondere in der energieintensiven Industrie und dem Gastgewerbe, weiter angespannt und ernst.“ 

Zwar blicken immer noch 29 % der Betriebe pessimistisch in die Zukunft. Im Herbst waren es jedoch noch mehr als doppelt so viele. Besonders in der Industrie und im Dienstleistungsgewerbe hat sich der Blick in die Zukunft aufgehellt. Der milde Winter sowie die beschlossenen Strom- und Gaspreisbremsen der Bundesregierung lassen offenbar die Zuversicht auch in der Wirtschaft wachsen. Dennoch erblicken nach wie vor 81 % aller befragten Unternehmen in den Energie- und Rohstoffpreisen die größte konjunkturelle Gefahr. Vor diesem Hintergrund und auch angesichts der „administrativ perfekten Ausgestaltung“ bei den Preisbremsen warnt Klaus Gräbener jedoch eindringlich vor zu viel Euphorie: „Wir haben erhebliche Zweifel, dass die Preisbremsen in ihrer jetzigen Form tatsächlich die gewünschte Wirkung entfalten. Starr und bürokratisch statt nachvollziehbar und transparent kommen die Regelungen daher. Warum nicht einheitliche und niedrige Industriestrompreise nach französischem Vorbild, wie vom Bundeskanzler im Wahlkampf versprochen? Aber einfach geht in Deutschland eben nicht.“ Manch ein Unternehmen dürfte nach Auffassung der IHK sein blaues Wunder erleben. Entscheidende Konstruktionsfehler seien die verlangten massiven Gewinneinbrüche und der Bezug auf ein einziges Referenzjahr.

Investitionsabsichten steigen – Fachkräftemangel wird zum Flaschenhals
Erstmals seit einem Jahr überwiegt die Anzahl der Unternehmen, die einen Beschäftigungsaufbau erwarten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Investitionsabsichten. Walter Viegener: „Wer investiert, glaubt an sein Produkt, seine Dienstleistung und an eine positive Marktentwicklung. Letztlich glaubt er auch an seinen Standort. Dass die Investitionsneigung wieder zunimmt, ist daher ein wirklich gutes Signal, über das man sich nur freuen kann.“ Großer Hemmschuh ist der in vielen Branchen eklatante Fachkräftemangel. 6 von 10 Unternehmen sehen in ihm ein großes konjunkturelles Risiko, Tendenz steigend. Besonders problematisch ist der Fachkräftemangel im Einzelhandel sowie im Bau- und Dienstleistungsgewerbe.

Lage und Erwartungen in der Industrie deutlich verbessert
Die Industrieunternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe sind zu Jahresbeginn deutlich zufriedener mit den laufenden Geschäften als noch im Herbst. Nur noch 12 % der Unternehmen melden eine schlechte Geschäftslage. Im Herbst waren es noch doppelt so viele. Die Spitzenauslastung der Produktion geht zwar leicht zurück, bleibt aber noch auf einem passablen Niveau. Die Auftragsbücher sind in weiten Teilen der Industrie weiterhin gut gefüllt. Insbesondere die Auftragseingänge aus dem Ausland ziehen wieder an. Klaus Gräbener: „Die Exporterwartungen steigen merklich, auch wegen der Aufhebung der ,Null-Covid-Politik‘ in China. Aber nicht überall in der Industrie wird das Licht am Ende des Tunnels heller. Nicht nur in der besonders energieintensiven Metallerzeugung besteht die Befürchtung, dass aus der politisch gewünschten Dekarbonisierung letztlich eine Deindustrialisierung wird.“ Erfreulich positiv sei hingegen die Lage im Maschinenbau. 6 von 10 Maschinenbauer berichten von einer guten Geschäftslage. Auch bei den Zukunftserwartungen überwiegt hier der Optimismus. 

Bausektor ist pessimistisch – Auftragseingänge sinken
Die Lagebeurteilung im Bausektor verschlechtert sich seit einem Jahr kontinuierlich auf den nun niedrigsten Wert seit 10 Jahren. Dennoch überwiegt weiterhin eine positive Bewertung. Beim Blick in die Zukunft sind die pessimistischen Stimmen jedoch klar in der Überzahl, wenn auch nicht mehr so deutlich wie noch im Herbst. Walter Viegener: „Die hohen Hypothekenzinsen und die teilweise extrem gestiegenen Materialkosten belasten die regionale Baubranche stark. Zwar sind aktuell die Lage und der Auftragsbestand noch immer auf einem ordentlichen Niveau, aber die Auftragseingänge gehen spürbar zurück. Zudem berichten zahlreiche Unternehmen von Auftragsstornierungen und Liquiditätsengpässen.“ Daher müsse die öffentliche Hand nach Auffassung des IHK-Präsidenten mehr Geld für Verkehrsinfrastruktur und Förderprogramme in die Hand nehmen, um den Abschwung abzufedern. Daneben sei wichtig, die Planung und Umsetzung von Investitionen in Straßen, Brücken und Schienenstränge deutlich zu beschleunigen. 

Groß- und Einzelhandel mit der Geschäftslage zufriedener 
Der regionale Einzelhandel ist deutlich zufriedener als noch im Herbst. 34 % der Händler bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, 16 % als schlecht. 38 % konnten in den vergangenen Monaten ihre Umsätze steigern. Stephan Häger, Leiter des Referates Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Das für große Teile des Einzelhandels so wichtige Weihnachtsgeschäft fiel besser aus als erwartet. Immerhin ein Drittel war mit dem Ergebnis zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Weitere 40 % meldeten ein durchwachsenes Weihnachtsgeschäft. Die Konsumstimmung der Verbraucher arbeitet sich langsam aus dem Tief.“ Der regionale Großhandel ist mit den laufenden Geschäften ein Stück weit zufriedener als noch im Herbst. Die Erwartungen sind ebenfalls leicht gestiegen, bleiben aber deutlich pessimistisch. 

Dienstleistungsbranche deutlich optimistischer - Gastgewerbe bleibt pessimistisch
Während sich sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen im Dienstleistungsgewerbe deutlich spürbar verbessern, bleibt die Lage im Gastgewerbe angespannt. Stephan Häger: „Die sprunghaft gestiegenen Kosten, die hohe Inflation und große Personalnot dämpfen erheblich die Stimmung. Vor allem die Zukunftsaussichten bereiten den Betrieben Sorgen.“ Nur 4 % der Gastronomen erwarten in den kommenden Monaten bessere Geschäfte. Fast die Hälfte blickt pessimistisch auf die kommenden Monate.

Seiten-ID: 4352

Seiten-ID4352

Ansprechpartner

Stephan Häger

Tel: 0271 3302-315
Fax: 0271 3302400
E-Mail

Zum Seitenanfang springen