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TRIZ - Theorie des erfinderischen Problemlösens

Mit Systematik und Strategie marktorientiert und langlebig die Zukunft gestalten.

Ideen nicht einfach passieren lassen, sondern hochkreativ, gezielt und genau dann, wenn sie gebraucht werden, erzeugen: das ist TRIZ. Die "Theorie des erfinderischen Problemlösens" ist in der Welt der Technik entstanden, lässt sich aber auf andere Gebiete des Tuns (Management, Prozesse, etc.) durchaus übertragen.

Innovationen und deren Realisierungs-Geschwindigkeit sind eine der entscheidenden Voraussetzungen, um auf dem heutigen globalisierten und hart umkämpften Markt Erfolg zu haben bzw. dort bestehen zu können. Innovativ sein oder zurückfallen? So einfach lautet heute das Gesetz des Wettbewerbs. Weil der Kostendruck steigt und das Erneuerungstempo sich ständig beschleunigt, werden schnellere, preisgünstigere, aber auch innovativere Problemlösungen verlangt. Somit stellt sich die entscheidende Frage: Sind Innovationen immer das Ergebnis von Geistesblitzen, oder gibt es eine Methodik bzw. einen Prozess, um systematisch nachvollziehbare Innovationen auf hohem Niveau nach erlernbaren Regeln zu generieren? Die traditionelle Vorgehensweise, mehr oder weniger zufallsgesteuert eine Idee nach der anderen auszuprobieren, nach dem Motto: 1 % Inspiration und 99 % Transpiration, lässt sich unter der Druck des globalen Wettbewerbs nicht mehr durchhalten.
Wer in der Arbeitswelt nach Kreativitätstechniken fragt, muss damit rechnen, "Brainstorming" als einzige Antwort zu erhalten. Wenn man von forschungs- und entwicklungsintensiven Firmen einmal absieht, bleibt die Ideenproduktion vielerorts dem Zufall überlassen, ausgefeilte Instrumente dafür sind weitgehend unbekannt. Doch über weite Strecken ist Kreativität bzw. kreatives Problemlösen harte und systematische Arbeit, die sich durchaus formalisieren und erlernen lässt.
Mit dieser Frage beschäftigte sich bereits vor dem zweiten Weltkrieg der russische Wissenschaftler Genrich Saulowitch Altschuller. Durch die zielstrebige Analyse und Klassifizierung von mittlerweile ca. 3 Millionen Patenten gelangte er zu der Erkenntnis, dass jede bahnbrechende Innovation bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt. Er identifizierte wiederkehrende Muster kreativer Problemlösungen, die für verschiedenste Technologien gültig sind. Dies führte zur Entwicklung der "Theorie des erfinderischen Problemlösens" kurz TRIZ (Teorija Re–enija lzobretatel–skich Zadac). In den USA ist die Methode unter dem Kürzel TIPS (Theory of Inventive Problem Solving) bekannt.

Doch was ist nun TRIZ?

Diese Kreativitäts-Methode stellt unterschiedliche Vorgehensweisen und Werkzeuge zur Verfügung, mit denen systematisch Probleme gelöst, Ideen generiert und innovative Konzepte im Sinne eines "systematischen Innovierens" erarbeitet werden können. Der Schlüssel in der Konzeption von TRIZ liegt in der Abkehr von der herkömmlichen Suche nach Trade-offs. Stattdessen steht das Formulieren, Verstärken und Eliminieren von Ziel-Konflikten und Widersprüchlichkeiten in technischen Systemen im Vordergrund, denn erst das überwinden eines Widerspruchs macht eine Innovation möglich.

Als Beispiel zur erfolgreichen Identifizierung und Überwindung eines Widerspruches soll hier die Auslieferung einer Pizza herangezogen werden. Welche Anforderungen bestehen nun an einen Karton, mit dem Pizza ausgeliefert wird? 1.) Er soll die Pizza warm halten. 2.) Er soll die Pizza knusprig belassen. Aus diesen Aussagen lässt sich ein Widerspruch formulieren, den es zu überwinden gilt: Zum einen soll die Box gut verschlossen sein, um die Wärme möglichst gut halten zu können. Gleichzeitig muss jedoch dafür gesorgt werden, dass die Verdunstungsfeuchtigkeit abgeführt wird, um die Pizza nicht "weich" werden zu lassen. Der Widerspruch lautet somit: "Der Karton muss über die Öffnung Feuchtigkeit abgeben können, gleichzeitig muss er geschlossen sein, um die Wärme zu halten." Durch Anwendung der TRIZ-Methode wurde das Problem innerhalb kurzer Zeit bearbeitet, kostengünstig gelöst und Mit Systematik und Strategie marktorientierte und langlebig die Zukunft gestalten ein Patent angemeldet, indem der Hersteller (Firma Pizza Hut, Niederlande) die Idee entwickelte, eine Einlage aus Wellpappe mit Löschpapier (bekannt aus Keks-Verpackungen) unter die Pizza in die Schachtel zu legen, die die entstehende Feuchtigkeit aufnimmt und somit Lüftungslöcher in der Karton-Verpackung überflüssig macht. Die Pizza bleibt in der geschlossenen Box also warm und knusprig.

Empirische Methode

TRIZ stellt somit eine empirische Methode dar, die sich das Wissen aus Patentschriften zunutze macht. Ihre Vorgehensweise gestattet im Gegensatz zu den bisher bekannten Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Synectics, etc. das "Innovieren" gewissermaßen systematisch durchzuführen. Man kann TRIZ fast als "Allzweckwaffe" zur Problemlösung verstehen. In den unterschiedlichsten Fachrichtungen, sei es Technik, Management, Erziehung, Medizin, Politik oder Kunst, müssen Probleme gelöst werden, Widersprüche und Denkblockaden überwunden werden. Allerdings nimmt einem diese Methode nicht das eigenständige Denken ab! Patente auf Knopfdruck gibt es auch mit TRIZ nicht!

Inzwischen hat TRIZ weltweite Anerkennung gefunden. Namhafte Großunternehmen in Amerika wie die NASA, Boeing oder Procter&Gamble setzen TRIZ mit Erfolg in unterschiedlichen Bereichen ein. Durch die Erfolgsmeldungen aus den USA aufmerksam geworden, nutzen heute auch Unternehmen im deutschsprachigen Raum wie Bosch, DaimlerChrysler, Hilti, LuK, Roche, Siemens, VW, etc. TRIZ. So prognostiziert sogar der bekannte Technologieprognostiker Daniel Burrus vor ein paar Jahren, dass TRIZ in Zukunft zu einer Methode wird, die weltweit Erwachsenen und Schülern gelernt wird, um ihre Innovationsfähigkeit zu verbessern.

von Dr.-Ing. Carsten Gundlach*1

*1 Dr. Carsten Gundlach ist seit vielen Jahren im Innovationsmanagement tätig. Seine Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen QM/QS, QFD, TRIZ, FMEA und DoE sowie im Bereich des kreativen Problemlösens. Weiterhin ist er Vorstandsmitglied im Europäischen TRIZ-Centrum für kreatives Problemlösen e.V.

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