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Nr. 025: Großflächige Auswirkungen der A45-Sperrung: Wirtschaft und Gewerkschaften zeigen, wie Betriebe betroffen sind

22. April 2022 / Die wirtschaftlichen Folgen der Autobahnsperrung gehen weit über den Raum Lüdenscheid hinaus und betreffen auch Betriebe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe massiv. Das zeigt eine Zusammenstellung von 54 Unternehmensbeispielen der IHK Siegen, die Vertreter der Kammer, der Arbeitgeberverbände, des Handwerks und der Gewerkschaften gemeinsam öffentlich vorstellten. „Die Auswirkungen spüren große wie auch kleine Unternehmen, die Industrie ebenso wie Dienstleister und das Handwerk, die Geschäftsleitungen ebenso wie die Belegschaften“, bilanziert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. Die gesamte Region drohe vor diesem Hintergrund in den kommenden Jahren an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Deshalb gelte es, schleunigst dafür zu sorgen, sie im Gegenzug voranzubringen und, wo notwendig, Unterstützung einzufordern.

Dies soll in den kommenden Wochen in einem gemeinsamen Prozess mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung geschehen. Die Themen reichen von der Bildungs- und Forschungslandschaft sowie klimaschonender Mobilität über digitale Chancen, strukturpolitische Verbesserungen und die Fachkräftegewinnung bis hin zu energiepolitischen Impulsen. Klaus Gräbener: „Die gewonnenen Erkenntnisse werden für die Region selbst eine wertvolle Orientierung sein und sollen verdeutlichen, welche Unterstützung aus Sicht der Wirtschaft sinnvoll und erforderlich wäre.“

Gewinnung von Fachkräften und Auszubildenden erschwert

In kompromissloser Klarheit zeigen die Beispiele aus den Unternehmen, dass unmittelbarer Handlungsbedarf besteht, soll die Wirtschaftskraft erhalten bleiben. In einigen Feldern wird das Ausmaß der Auswirkungen erst nach und nach erkennbar. Beispiel: Fachkräftegewinnung. „Etliche Pendler aus dem Raum Hagen oder weiter nördlich nutzen regelmäßig die A45, um zum Betrieb zu kommen. Für sie entwickelt sich der Weg zur Arbeit zur Zumutung, zumal es ohnehin schon viele Baustellen auf der Strecke gibt. Vielen nutzen jetzt die Bahn, aber nicht immer ist dies gut möglich“, erläutert Ingo Degenhardt, Geschäftsführer der DGB-Region Südwestfalen. Der in vielen Branchen bestehende Fachkräftemangel werde sich noch einmal deutlich verschärfen. So rechnet Walter Viegener (Viega Holding GmbH & Co. KG) in Folge der Sperrung mit einer steigenden Personalfluktuation. Niemand aus dem bisherigen relevanten Einzugsgebiet werde unter diesen Rahmenbedingungen eine Stelle auf der anderen Seite der Talbrücke Rahmede antreten, zeigt sich Teresa Mason-Hermann (KRAH Elektronische Bauelemente GmbH) überzeugt. Die Region oberhalb von Lüdenscheid falle für die kommenden Jahre als Recruiting-Bereich vollständig weg, bestätigt auch Andrea Schell (Schell GmbH & Co. KG).

„Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Auszubildenden“, unterstreicht André Arenz. „Der eine oder andere, der in Hagen oder Dortmund zweimal in der Woche in die Berufsschule muss, wird sich überlegen, ob und wie lange er sich das antut. Das ist bitter, zumal wir uns gerade jetzt dringend mehr Auszubildende wünschen!“ Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Olpe sieht hier das Land gefordert, in jedem Fall eine Beschulung in den Berufskollegs vor Ort oder aber Blockunterricht zu ermöglichen.

Transportkosten explodiert, Lieferketten gestört

Schon kurze Zeit nach der Sperrung der Talbrücke Rahmende im Dezember 2021 schnellten die Transportkosten in die Höhe. Wie dramatisch dies ausfallen kann, zeigt das Beispiel der Röpa Römer Metallbau GmbH. Das Drolshagener Unternehmen ist häufig auf Großraumtransporte angewiesen. „Die Auslieferung von acht Containereinheiten nach Dortmund musste umgeplant werden. Es bedurfte neuer Transportgenehmigungen. Anstatt fünf mussten nunmehr neun Lkw eingesetzt werden. Für neun Fahrten verlängerte sich die Route von 70 auf 160 Kilometer. Die Transport- und Nebenkosten haben sich mehr als verdoppelt“, erklärt Geschäftsführer Volker Römer.

Massiv betroffen ist auch die Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG. Für die gesamte Lieferkette hat das Unternehmen einen Schaden von 4 Mio. € jährlich berechnet. „Wir selbst müssen von diesen Mehrkosten bis zu 3 Mio. € jährlich tragen, da unsere Kunden aufgrund der harten Wettbewerbssituation nicht in der Lage sind, diese Mehrkosten zu verkraften“, betont Michael Kröhl, Leiter der Krombacher-Logistik. Bereits wenige Tage nach der Sperrung habe das Unternehmen Kontakt zur DB Cargo und zur Kreisbahn Siegen-Wittgenstein aufgenommen, um ein alternatives Verkehrskonzept aufzubauen.

Zahlreiche Unternehmen kämpften mit Kostensteigerungen durch längere Fahrtstrecken und durch den zusätzlichen Einsatz von Personal und Fahrzeugen, verdeutlicht IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer. „Sie stehen zum Teil in einem harten Wettbewerb. Deutliche Preissprünge drohen damit zu dauerhaften Auftragsverlusten zu führen.“ Daneben sähen sich Betriebe Lieferproblemen ausgesetzt. „Wir werden im täglichen Ablauf immer wieder damit konfrontiert, dass unsere Logistikabläufe gestört werden, da die Ver- und Entsorgung unseres Werkes aufgrund verspätet oder überhaupt nicht eintreffender Lkw nicht planmäßig funktioniert“, erläutert etwa Harald Rackel (Fritz Schäfer GmbH). Die Versorgungsengpässe führten zu Störungen in den Produktionsabläufen und höheren Kosten.

Stefan Simon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, sieht auch das heimische Handwerk zum Teil erheblichen Auswirkungen der Brückensperrung ausgesetzt: „Kundenbesuche über den gesperrten Abschnitt hinaus sind nun deutlich erschwert, zeitkritische Reparatur- und Wartungsarbeiten für gewerbliche wie für private Kunden werden verzögert, Wege- und Transportzeiten zu überregionalen Baustellen sind kaum noch zu berechnen. Handwerksbetriebe sind auf eine funktionsfähige Verkehrsinfrastruktur angewiesen, da Dienstleistungen regelmäßig beim Kunden vor Ort erbracht werden.“ Auch sie hofften auf einen deutlich beschleunigten Neubau der Brücke.

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Tel: 0271 3302-300
Fax: 0271 3302400
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Fax: 0271 3302400
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