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Nr. 007: Nationalpark Gefahr für Unternehmen und Mitarbeiter: Wittgensteiner Wirtschaftsvertreter, IG Metall und Verbände warnen vor schlimmen Folgen für den Standort

16. Februar 2024/ Die aktuelle Debatte um einen Nationalpark in Siegen-Wittgenstein bereitet den Wittgensteiner Industrieunternehmen und auch den Arbeitnehmern große Sorgen. Vertreter von Firmen mit insgesamt fast 4.000 Beschäftigten am Standort Wittgenstein, der IG Metall Siegen, der IHK Siegen und der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein brachten ihre Bedenken um den ohnehin schon schwierigen Standort im Rahmen einer Pressekonferenz zum Ausdruck. „Es geht um die Basis unseres Wohlstands“, warnt Christian F. Kocherscheidt, Geschäftsführender Gesellschafter der EJOT SE & Co. KG, vor einem Nationalpark: „Wir wünschen uns eine verlässliche, auf wirtschaftliche Belange orientierte Politik. Nur so können wir den Menschen dauerhaft Beschäftigung, Wohlstand und eine gute Lebensqualität vor Ort ermöglichen.“ Trotz drängender Probleme ziehe es die heimische Politik vor, über einen Nationalpark zu debattieren und monatelang wichtige Ressourcen hierauf zu verwenden. „Es ist bemerkenswert, dass ein solches Naturschutzprojekt innerhalb weniger Monate durchgepaukt werden soll, während man auf die Genehmigung eines Windparks acht Jahre und auf eine Ortsumgehung 50 Jahre warten muss.“

Dirk Pöppel (REGUPOL Germany GmbH & Co. KG) erinnert zudem an die überbordende Bürokratie im Land: „Früher waren wir Macher und heute sind wir Verwalter.“ Der drohende Nationalpark zementiere eine zusätzliche, dann auch verbriefte Grenze zwischen Siegerland und Wittgenstein und schaffe neue Hürden auf dem Weg zu einer besseren Verkehrsanbindung Wittgensteins. „Das ist der nächste Sargnagel für Wittgenstein!“, wird Dirk Pöppel deutlich.

Er verweist auf die schlechte Anbindung, die neben vielen logistischen Erschwernissen verhindere, dass genügend Einpendler für die international erfolgreichen Familienunternehmen gewonnen werden können. Andreas Klein vom Maschinenbauer Heinrich Wagner Sinto GmbH (HWS) macht damit ebenfalls regelmäßig seine Erfahrungen: „Wenn potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Kölner Raum oder dem Ruhrgebiet zum Vorstellungsgespräch zu uns kommen, sind sie schon zum ersten Mal ‚bedient‘.“ Die meisten seien innerhalb der Probezeit wieder verschwunden. Die Standortqualität leide. „Wir sind Teil eines internationalen Konzerns. Natürlich werden die Ergebnisse der Standorte miteinander verglichen.“ Und da sei man in anderen Ländern bei zahlreichen Faktoren einfach besser aufgestellt.

Umgekehrt könne man froh sein, dass es noch so viele Familienunternehmen gebe, deren Inhaber am Standort verwurzelt seien, ist sich Nils Benfer von der Wittgenstein Gruppe sicher: „Wenn es nur nach den Zahlen ginge, sähe es hier in Wittgenstein schwierig aus.“ Christoph Schorge, Erndtebrücker Eisenwerk GmbH, verweist darauf, dass die mit Einschränkungen einhergehende Gebietskulisse praktisch bis an eine potenzielle Erweiterungsfläche vor seinem Firmentor führe.

Das Thema betrifft auch die Belegschaften und etliche Familien in Wittgenstein. Andree Jorgella, Bevollmächtigter der IG Metall Siegen, sieht in der Harmonisierung von Transformation und Umweltschutz ein vorrangiges Ziel: „Wir stehen jedem Naturschutzprojekt offen gegenüber und fördern solche Vorhaben, müssen aber beides im Blick haben: den Erhalt der Industriearbeitsplätze sowie den Naturschutz. Keines der beiden darf ohne das andere gedacht werden. Natürlich ist es nicht abschließend absehbar, welche Folgen ein Naturpark in der Region langfristig konkret haben würde, jedoch sollten wir nicht einfach umsetzen und dann abwarten, was passiert.“ Sorgen bereitet ihm, dass das Thema sehr emotional diskutiert werde. „Ich bin immer dafür, leidenschaftlich für etwas einzutreten. Aber ich sehe die Gefahr, dass eine Polarisierung der Gesellschaft durch eine monatelange Diskussion über solche Themen am Ende nur den politischen Rändern nutzt.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener richtet einen klaren Appell an den Kreistag: der ganzen Diskussion schnellstmöglich ein Ende bereiten! „Es ist geradezu absurd, dass die Landesregierung beim Thema Nationalpark offenkundig uneins ist und gleichzeitig von einem Konsens in der Region innerhalb weniger Monate träumt, der Lichtjahre entfernt ist!“

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