PDF wird generiert
Bitte warten!

Nr. 005: IHK-Konjunkturumfrage: Auftragseingang übersichtlich, Investitionsneigung bricht weiter ein

5. Februar 2024/ „Die Stimmung der heimischen Wirtschaft bleibt trübe. Eine komplexe Gemengelage zahlreicher Risiken belastet die Unternehmen. Nie zuvor kritisierten die heimischen Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen so stark wie derzeit. Investitionen werden aufgrund steigender Unsicherheiten und schwindenden Vertrauens verschoben oder ganz aufgegeben. Das macht mir erhebliche Sorgen. Die Konjunktur tritt auf der Stelle.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Walter Viegener die Ergebnisse der neuesten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 509 Unternehmen mit mehr als 38.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten. 

Der Konjunkturklimaindex – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung – steigt zwar leicht, bleibt aber mit einem Wert von 88 Punkten deutlich unter dem Mittelwert der letzten 20 Jahre (107). Die aktuelle Geschäftslage und die Zukunftserwartungen haben sich kaum fühlbar verbessert, insgesamt überwiegen weiterhin die negativen Einschätzungen. Dass sich das wirtschaftliche Klima in den kommenden Monaten erholt, erwarten nur 14 % der befragten Firmen. 34 % gehen von einer weiteren Verschlechterung aus. Walter Viegener: „Breiter Optimismus ist in der heimischen Wirtschaft gegenwärtig Mangelware. In weiten Teilen leeren sich die Auftragsbücher. Was fehlt, sind verlässliche Rahmenbedingungen, mehr Zuversicht, steigende Planungssicherheit und weniger bürokratische Bremsklötze.“

Die hohen Energie- und Rohstoffpreise werden weiterhin als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung eingestuft, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, der Inlandsnachfrage, dem Fachkräftemangel und den Arbeitskosten. Jeweils zwischen 60 und 70 % der Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe sehen darin die größten Herausforderungen. IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer: „Nicht alle, aber doch zahlreiche Belastungen, unter denen die Firmen leiden, sind hausgemacht. Das Vertrauen in die Bundesregierung schwindet merklich. Es herrscht der Eindruck vor, dass sich die politischen Entscheider im lähmenden Kleinklein verzetteln. An die vom Bundeskanzler angekündigten Wachstumsraten wie in den 50er Jahren glaubt niemand, im Gegenteil. Der Aufschwung fällt wahrscheinlich auch in diesem Jahr aus.“ Die politische Führung werde als wankelmütig wahrgenommen. Eine verlässliche Wirtschaftspolitik sei nicht erkennbar. Zugleich fehle es aus Sicht zahlreicher Unternehmen an Pragmatismus. Hans-Peter Langer: „Vielleicht würde es ja schon helfen, nicht mit jeder politischen Tat die Welt retten zu wollen und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, die Steigerung der privaten Investitionen im eigenen Land zum wesentlichen politischen Ziel auszurufen. Wer heute vor Ort nicht mehr investiert, hat gestern vergeblich nach genügend Gründen für den heimischen Standort gesucht. Mich regt auf, dass das in Berlin nicht mehr Leute aufregt.“ 

Beschäftigungspläne verhalten – Finanzielle Lage aber stabil 

Aufgrund der überwiegend schlechten Perspektiven sind die Beschäftigungspläne der Unternehmen verhalten. Nur 13 % der Betriebe rechnen mit einem Anstieg der Mitarbeiterzahl, jedoch 23 % mit einem Rückgang. Damit bleibt die Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung weiterhin verhalten. Walter Viegener: „Erfreulich ist: Trotz großer Herausforderungen und steigender Kosten bleibt die finanzielle Lage der heimischen Unternehmen in weiten Teilen stabil und äußerst robust. Das sieht in einigen Regionen Deutschlands ganz anders aus.“ Erneut geben mehr als 70 % der Betriebe eine unproblematische Finanzlage an. 

Wenig Licht und viel Schatten in der Industrie 

Die Industrieunternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe bewerten ihre Geschäftslage etwas positiver als im Herbst. 20 % melden gute Geschäfte und 28 % schlechte. Allerdings tritt der Auftragsbestand bei zahlreichen Betrieben auf der Stelle. Der Auftragseingang kommt nicht in Schwung. Nur 6 % der Industrieunternehmen melden steigende Inlandsaufträge. Das ist der niedrigste Wert seit 15 Jahren. Hans-Peter Langer: „Die Produktionsauslastung bleibt weiterhin deutlich unter dem Durchschnittswert der letzten 20 Jahre. Zwar ziehen die Auslandsaufträge zum Jahresbeginn etwas an. Große Impulse fühlen sich jedoch anders an. Die Exporterwartungen sind überwiegend negativ.“ Die Stimmung innerhalb der Industrie ist weiterhin äußerst heterogen. Während die Lage im Maschinenbau mit einem zufriedenstellenden Auftragsbestand sowie steigenden Auslandsaufträgen erfreulich positiv ist, bleibt die Situation in der besonders energieintensiven Metallerzeugung äußerst angespannt und ernst.

Zukunftsaussichten im Bausektor düster

Zwar meldet fast jedes zweite Bauunternehmen aktuell noch eine gute Geschäftslage. Allerdings ist inzwischen fast ein Viertel mit seinen Geschäften nicht mehr zufrieden. Das ist der höchste Wert seit 14 Jahren und eine Verzehnfachung gegenüber der Herbstumfrage. Der Blick in die Zukunft ist deutlich pessimistisch. Stephan Häger, Leiter des Referates Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Der Tiefbau und Teile des Ausbaugewerbes melden weiterhin einen zufriedenstellenden Auftragsbestand. Der Hochbau und im Besonderen der Wohnungsbau leiden nach wie vor unter der geringen Bautätigkeit.“ 

Kaufzurückhaltung im Groß- und Einzelhandel 

Im regionalen Großhandel hat die weitgehend gute wirtschaftliche Lage nun ein Ende gefunden. Er wird von zwei Seiten in die Zange genommen. Die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte und der Rückgang bei den industriellen Aufträgen führen dazu, dass die Lagebeurteilung auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 fällt. Zu Jahresbeginn bewertet der regionale Einzelhandel die Geschäftslage ausgewogen. 29 % melden eine gute Geschäftslage, 26 % eine schlechte. Stephan Häger: „Das Weihnachtsgeschäft fiel bestenfalls durchwachsen aus. Während ein Drittel seine Umsätze steigern konnte, musste ebenfalls ein Drittel Umsatzrückgänge verkraften. Hoffnung auf zukünftig bessere Geschäfte ist kaum vorhanden.“ Sieben von zehn Einzelhändlern berichten von einem nach wie vor zurückhaltenden Kaufverhalten. Besonders betroffen ist der Kfz-Handel.

Deutliche Aufhellung der Stimmung im Dienstleistungsgewerbe 

Die Stimmung im regionalen Dienstleistungsgewerbe hat sich indessen in großen Teilen aufgehellt. Die Anzahl der Unternehmen, die von einer guten Geschäftslage berichten, hat sich im Vergleich zum Herbst auf 37 % verdoppelt. Das Verkehrs- und Transportgewerbe bleibt bei den positiven Entwicklungen allerdings außen vor. Die Branche ächzt unter den hohen Energie- und Rohstoffpreisen und der Mauterhöhung für den Güterverkehr. Im Gastgewerbe hat sich die Stimmung deutlich eingetrübt. Die Betriebe berichten überwiegend von geringeren Umsätzen sowohl mit Geschäfts- als auch mit Urlaubsreisenden. Stephan Häger. „Neben den hohen Energie- und Rohstoffpreisen schlägt die Mehrwertsteuererhöhung bei zahlreichen Gastronomen nun voll ins Kontor. Um die Konsumlaune nicht komplett in den Keller zu drücken, müssen sie Teile der Mehrkosten selbst schultern. Die Finanzlage ist bereits bei mehr als der Hälfte der Befragten angespannt.“ 

Seiten-ID: 4570

Seiten-ID4570

Ansprechpartner

Stephan Häger

Tel: 0271 3302-315
Fax: 0271 3302400
E-Mail

Zum Seitenanfang springen