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Nr. 074: „Ein zweites Rahmede unbedingt verhindern“: Autobahn-Chefin beim Olper Stammtisch der IHK zu den Brücken der A45

23. Oktober 2023/ „Wir ziehen Brückenbaumaßnahmen zeitlich vor, damit es auf keinen Fall zu einem zweiten Fall Rahmede kommen kann! Die Erneuerung der Brücken auf der A45 hat für uns oberste Priorität. Auch der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene sechsstreifige Ausbau der A45 muss daher in weiten Teilen zurückgestellt werden.“ Elfriede Sauerwein-Braksiek, Leiterin der Autobahn-Niederlassung Westfalen, sprach vor den 45 Unternehmensvertretern beim „Olper Stammtisch“ der IHK Siegen in Oberveischede Klartext: Viele Brücken in Westfalen sind in einem schlechten Zustand. „Die Brücken der A45 sind alle im selben Zeitraum errichtet worden – und das für eine deutlich niedrigere Verkehrsbelastung als die heutige. Und die Belastung nimmt zu: Alleine zwischen 2010 und 2030 steigt die Fahrleistung im Güterverkehr um 39 %!“ Zudem seien in der Zwischenzeit die Achslasten und Gewichtsbeschränkungen für Lkw erheblich erhöht worden. Hinzu komme der Zuwachs an Schwertransporten.

Die Folge: Die Brücken erreichen die Grenzen der Belastungsfähigkeit und müssen deshalb schnellstens modernisiert werden. Alleine auf der A45 werden insgesamt 60 Talbrücken und 120 kleinere Brücken erneuert. „Wir können aber nicht überall gleichzeitig bauen. Deshalb verlängern wir die Restnutzungsdauer mancher Bauwerke, indem wir sie verstärken“, erläuterte Elfriede Sauerwein-Braksiek. Eine Herkulesaufgabe. Die Autobahn Westfalen betreibt alleine an der Sauerlandlinie drei Außenstellen (Hagen, Netphen, Dillenburg). Derzeit befinden sich 13 Brücken in Bau, acht Brücken sind fertiggestellt.

Dabei sind manche Bauwerke äußerst anspruchsvoll, wie im Fall der Talbrücke Rinsdorf, bei der im übernächsten Jahr in einem deutschlandweit einzigartigen Verfahren ein Teilbauwerk samt Pfeiler an das andere Brückenbauwerk herangeschoben werden muss. Und für den Neubau der 1.050 Meter lange Siegtalbrücke steht die Realisierung einer landschaftsprägenden Schrägseilkonstruktion an. Beim Neubau der Talbrücke Rahmede konnte durch einen Verzicht auf ein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren nach einem Jahr Baurecht geschaffen werden. Am 5. Oktober war Baustart für das neue Brückenbauwerk. Zudem wurden mit erhöhtem Personaleinsatz und veränderten Arbeitsabläufen Prozesse beschleunigt. Doch bei jeder Brücke gehe dies nicht, so Sauerwein-Braksiek: „Uns fehlt hierfür das Fachpersonal, insbesondere Ingenieure. Wir stehen bei den Brücken mit dem Rücken an der Wand!“

Viel verspreche man sich daher von der auf politischer Ebene viel beschworenen Planungsbeschleunigung. Denn Erschwernisse tauchten auch an anderer Stelle auf, wie das Beispiel der Talbrücke Büschergrund zeige. Ein Umweltverband hatte hier erfolgreich gegen eine wasserrechtliche Genehmigung des Kreises Siegen-Wittgenstein geklagt. Hintergrund war die Verrohrung eines Baches für die Dauer der Brückenbauarbeiten. Nun muss ein zusätzliches Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden. Der Baubeginn verschiebt sich so um fünf weitere Jahre.

„Es wird Zeit, die Breite der Rechtsschutzmöglichkeiten von Verbänden zu hinterfragen, insbesondere bei solchen Vorhaben, die in einem besonderen öffentlichen Interesse umgesetzt werden sollen“, warf Olpes Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum ein. „Wir beobachten beispielsweise, dass geplante Windenergieanlagen von Organisationen beklagt werden, die gar nicht vor Ort sind, sondern ihren Sitz ganz woanders in Deutschland haben.“ Das Beispiel der Brücke in Büschergrund zeige ein grundlegendes Problem auf, betonte IHK-Präsident Walter Viegener: „Deutschland lahmt. Bürokratische Hindernisse liegen wie Mehltau auf dem Land. Das merken wir eben auch hier vor Ort!“ Er verwies hierbei auf das lange Tauziehen und die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen einem Naturschutzverband und der Kreisverwaltung Olpe um das Industriegebiet Fernholte bei Attendorn.

Bestärkt wurde die Einschätzung durch eine weitere Diskussion an diesem Abend im Landhotel Sangermann: Gegenwärtig werden der Landesentwicklungsplan und die bereits 2017 begonnene Neuaufstellung des Regionalplanes angepasst. Grund ist die gesetzlich notwendige Ausweisung neuer Flächen für erneuerbare Energien. Dabei droht die Energiedebatte aus Sicht der IHK andere Nutzungsbelange in den Hintergrund zu rücken. Walter Viegener: „Dieselbe Inbrunst, mit der man sich Flächen für erneuerbare Energien widmet, würden wir uns auch bei der dringend benötigten Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen wünschen!“

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