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Nr. 067: Keine Entwicklung ohne Anstrengung und Schmerzen: Kurzweiliger Abend mit Olympia-Silbermedaillengewinner Frank Busemann im Haus der Siegerländer Wirtschaft

28. September 2023/ Rund 120 Gäste lockte Frank Busemann kürzlich auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) und der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein (AGV) ins Haus der Siegerländer Wirtschaft. „Ein volles Haus – das passiert mir nicht oft“, schmunzelte der Zehnkampf-Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele in Atlanta mit Blick auf den Stellenwert von Leichtathletik in der Öffentlichkeit. Dabei gab es durchaus Zeiten, in denen die Deutschen international hatten mithalten können. Nicht so bei der kürzlich zu Ende gegangenen WM in Ungarn: „Burkina Faso und Botswana haben uns fertig gemacht“, blickte der sympathische Dortmunder auf den Medaillenspiegel, der für die Bundesrepublik in allen drei Edelmetall-Kategorien eine „Null“ ausweist.  

Dabei zog der 48-Jährige im Laufe seines unterhaltsamen Vortrags durchaus Parallelen zwischen dem Sport und der Arbeitswelt. Nicht umsonst lautete der Titel auch „Mach’s doch einfach – Die Erfolgsprinzipien des Sports für Beruf und Alltag“. Tenor: Es ist wichtig, etwas zu haben, für das man „brennt“, und: „Ohne Anstrengung und ohne Schmerzen wird man nicht besser.“ 

Damit beantwortete der Gast die zu Beginn der Veranstaltung von IHK-Präsident Walter Viegener aufgeworfene Frage, ob das sportliche Erscheinungsbild einer Nation nicht immer auch ein Spiegelbild ihrer inneren Verfassung sei. Eine wichtige Erkenntnis Frank Busemanns, die zum unternehmerischen Handeln Viegeners und den zahlreichen anderen Unternehmen im IHK-Bezirk sowie in der AGV-Mitgliedschaft passt: „Beim Elfmeter hat der Fußballtorwart drei Möglichkeiten, um den Ball des Schützen zu halten. Er kann nach rechts oder links springen oder stehen bleiben.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ball in der Mitte lande, sei 1:3. Und dennoch bleibe ein Torwart fast nie in der Mitte stehen. Doch warum ist das so? „Weil wir was tun müssen. Weil wir uns dann besser fühlen!“ Ein Leitsatz, der auch erfolgreiches unternehmerisches Handeln charakterisiere.  

Der Weg zum Erfolg finde immer in Wellenbewegungen statt – in der Wirtschaft und im Sport: „Erst kommt die Belastung, dann die Regeneration – und dann die Superkompensation, die zu einem höheren Level führt.“ Eine Erklärung, wie Erfolg physisch funktioniert. Doch auch im psychischen Bereich bezog Frank Busemann klar Stellung – beispielsweise zu der Diskussion um die Abschaffung bzw. Veränderung der Bewertung bei Bundesjugendspielen. „Kinder wollen wissen, welchen Platz sie haben. Sie wollen sich messen.“ Und das sei eben in der Geschäftswelt genauso. Nur durch Wettbewerb gebe es – beispielsweise auf dem Automobilsektor – Weiterentwicklung: „Deswegen darf es auch keine Abschaffung von Leistung geben. Die DDR hat das lange ausprobiert.“ Ein Ergebnis sei der jahrzehntelang beinahe unverändert gebaute Trabbi. 

Und auch die Motivation, sich immer wieder neue Ziele zu setzen, sei alles andere als schädlich. Allerdings gab Busemann auch einen wichtigen Tipp, der sich aus einer Kurve, bestehend aus Motivationsdefizit und -überschuss, ableitet: „Warten Sie nicht länger als 72 Stunden, um mit der Umsetzung zu beginnen!“ Der Leichtathlet, seit dem Ende seiner aktiven Karriere als ARD-Experte medial sehr präsent, blickte in diesem Zusammenhang auch auf die Monate vor seinem Olympiasieg anno 1996, als er quasi im Wochentakt unzählige Verletzungen hatte. Immer wieder habe er dagegen angekämpft. Im Blick ein Ziel: Den Olympiasieg. Und das obwohl da der übermächtige sportliche Rivale Dan O’Brien wartete. Mit dem Olympiasieg hat es bekanntlich nicht geklappt, es wurde Silber. Doch rückblickend ist Busemann mit sich und seiner Leistung im Reinen. Auch das war für die Besucher eine wichtige Erkenntnis aus dem Vortrag: Im Rückblick sollte man nicht ewig verpasste Chancen bedauern, sondern zu den seinerzeit getroffenen Entscheidungen stehen. Wichtig sei ein gesunder Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen.  

Christian F. Kocherscheidt, Vorsitzender der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, dankte Frank Busemann für seine lebendigen und treffenden Worte. „Ich habe es selten erlebt, dass mich ein Vortrag vom Anfang bis zum Ende so gefesselt hat“, war Kocherscheidt zufrieden und moderierte im Anschluss einige Fragen aus dem Publikum.  

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