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Nr. 043: "Glaubwürdigkeit für den Verbraucher wichtig“: Wege zur richtigen Preisgestaltung Thema im IHK-Einzelhandelsausschuss

14.06.2022 | „Einzelhändler sollten in der gegenwärtigen Lage mit notwendigen Anpassungen von Preisen für ihre Waren nicht zu lange warten und dabei von großen Preissprüngen absehen. Sinnvoller sind kleinere Preisänderungen, die in mehreren Schritten vorgenommen werden.“ So lautete die Empfehlung von Professorin Dr. Hanna Schramm-Klein von der Universität Siegen in der jüngsten Sitzung des Einzelhandelsausschuss der IHK Siegen in Erndtebrück. Besonders wichtig sei, den Verbrauchern die Preisgestaltung und ihre Hintergründe offen zu kommunizieren. „Glaubwürdigkeit spielt hier eine herausgehobene Rolle. Viele Kunden sind skeptisch, dass die Kostenveränderungen genutzt werden, um den Preis höher als eigentlich notwendig anzuheben“, erklärte die Expertin.

Hintergrund ist die gestiegene Inflationsrate. Sie habe im Mai bei 7,9 Prozent gelegen, das sind fast drei Prozentpunkte mehr als noch im Februar dieses Jahres. Verbraucher hätten 38 Prozent mehr für Energie und elf Prozent mehr für Nahrungsmittel zahlen müssen, deutlich mehr als im Februar. Dabei sei das Ende der Preissteigerungen noch nicht erreicht. Es sei absehbar, dass vor allem Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs noch teurer würden.

„Immer mehr Menschen können sich Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr ohne weiteres leisten“, erläuterte Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein. Vor allem die Durchschnittsfamilie sei betroffen. „Viele Verbraucher leben seit zwei Jahren mit einer diffusen Angst. Jetzt kommen noch der Krieg und die Engpässe in vielen Bereichen hinzu. Das sorgt dafür, dass die gefühlte Inflation noch viel höher ist als die tatsächliche“, hob die Expertin hervor. Die gefühlte Inflationsrate liege demnach bei etwa 14 Prozent. Deshalb würden viele Kunden den Konsum aktuell stark einschränken. Das betreffe vor allem langlebige Konsumgüter, wie etwa Kleidung, Schuhe, Lederwaren und Unterhaltungselektronik.

Eine Zurückhaltung der Kunden hat Steffen Baumhoff (Autohaus Egon Baumhoff Lennestadt) schon seit Ende des vergangenen Jahres bemerkt. „Elektroautos werden immer beliebter, aber die Lieferzeit beträgt mittlerweile bis zu eineinhalb Jahre. Dadurch werden die Kunden vorsichtiger mit ihrer Kaufentscheidung, weil einfach keine Klarheit da ist“, bekräftigte er.

Expertin Schramm-Klein betonte, viele Verbraucher hätten keine Erfahrung damit, wie sie mit einer Inflation umgehen müssen. Denn die letzte Phase stärkerer Inflation habe es in den 1970er Jahren gegeben. Das bringe Händler in eine Zwickmühle: Einerseits seien die Belastungen durch die gestiegenen Einkaufspreise und die Energiekosten sehr groß, andererseits hielten sich viele Verbraucher aktuell beim Kauf zurück.

Zusätzlich gebe es bei einigen Produkten Lieferengpässe, fügte Prof. Dr. Schramm-Klein hinzu. Gleichwohl richtete sie an die Händlerschaft die Empfehlung, die Preise der aktuellen Entwicklung anzupassen. „Wenn Kostensteigerungen nicht zumindest teilweise weitergegeben werden können, wirkt sich das langfristig negativ auf die betriebliche Gewinnentwicklung aus.“ Der Vorsitzende des IHK-Einzelhandelsausschusses, Wolfgang Keller (Autohaus Keller GmbH& Co. KG), bedankte sich bei der Referentin. „Das Thema ist für den Einzelhandel von übergeordneter Bedeutung. Nach den Einschränkungen und Kundenrückgängen im Zuge der Pandemie erschwert jetzt der enorme Preisdruck für viele den Neustart.“ Einmal mehr müsse sich nun ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Kunden als stabiles Fundament erweisen.

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