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Nr. 077: Industrie mit weniger Neuaufträgen – Standortverlagerungen drohen

3. November 2023/ „Der Auftragseingang lahmt derzeit in weiten Teilen der heimischen Industrie. Das Neugeschäft schrumpft sowohl im Inland als auch im Ausland. Die Investitionsneigung ist deutlich rückläufig. Und schlimmer noch: Fast jedes fünfte Unternehmen denkt konkret über Standort- oder Teilverlagerungen nach. Bleibt es so, können wir uns warm anziehen. Dann droht ein schleichender Exodus, an dessen Ende die seit jeher starke Industrieprägung des heimischen Wirtschaftsraumes deutlichen Schaden nehmen dürfte.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Umfrage, an der sich 210 Industriebetriebe mit mehr als 28.000 Beschäftigten aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten. Von dem aus der Politik wiederholt prognostizierten Aufschwung sei die heimische Industrie meilenweit entfernt. Zuversicht fühle sich jedenfalls anders an als der derzeitige Zustand.

58 % der Industriebetriebe aus Siegen-Wittgenstein und Olpe geben fallende Inlandsaufträge an – eine Steigerung gegenüber dem Frühjahr um satte 27 Prozentpunkte. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 %) melden auch rückläufige Auslandsaufträge – eine Steigerung um immerhin 21 Prozentpunkte. Von einem ordentlichen Auftragsbestand kann in etlichen Firmen keine Rede mehr sein. Klaus Gräbener: „Sorge bereitet uns der spürbare Rückgang der Produktionsauslastung, den zahlreiche Unternehmen melden. Der Auslastungsgrad rutscht deutlich unter den Durchschnittswert der letzten 20 Jahre. Ein klares Indiz für die angespannte konjunkturelle Lage der heimischen Industrie.“ Meldeten im Frühjahr noch 41 % der Betriebe eine Spitzenauslastung von mehr als 85 %, sind es derzeit nur noch 29 %. Der Anteil der Unternehmen, deren Produktionskapazität zu weniger als 70 % ausgelastet ist, hat sich im Vergleich zum Frühjahr sogar verdoppelt, auf 34 %. 

Besonders bei den Metallerzeugern und den Herstellern von Metallerzeugnissen ist die Lage angespannt. In diesen Industriezweigen meldet mehr als ein Drittel der Betriebe einen niedrigen Auftragsbestand. Acht von zehn Unternehmen berichten von rückläufigen Auftragseingängen. Der heimische Maschinenbau manövriert bisher etwas ruhiger durch die Krisen. Zwar gehen auch hier die Neuaufträge zurück, aber der Auftragsbestand und die Auslastung sind in weiten Teilen noch zufriedenstellend. 

Exportgeschäft lahmt 

Der Auslandsumsatz der regionalen Industrieunternehmen ging in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 3 % zurück – und damit auch der Exportanteil. Machte das Auslandsgeschäft zu Spitzenzeiten (2011) noch etwa 50 % des Gesamtumsatzes aus, sind es aktuell nur noch knapp 42 %. Die Auslandsnachfrage wird inzwischen von fast jedem zweiten Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung eingestuft. Stephan Häger, Leiter des Referates Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Der Exportmotor stottert deutlich vernehmbar. Die im internationalen Vergleich deutlich höheren Energie- und Rohstoffpreise, die hohen Unternehmensabgaben und Arbeitskosten sowie die überbordende Bürokratie ziehen die Schlinge immer enger zu.“ „Made in Germany“ und damit verbunden das Gütesiegel von Verlässlichkeit und hoher Qualität reichten in Teilen allein immer weniger aus, um sich gegen die globale Konkurrenz durchzusetzen. Die Wettbewerbsfähigkeit sinke offenkundig. Stephan Häger: „Bedenklich ist zudem, dass auch in den kommenden Monaten zu wenig Impulse durch das Auslandsgeschäft erwartet werden. Ein Drittel der Befragten geht von weiter rückläufigen Exporten aus.“

Die finanzielle Lage der Industrieunternehmen bleibt weitestgehend stabil. Wie im Frühjahr melden 7 von 10 Betrieben eine unproblematische Finanzlage. Allerdings berichten doppelt so viele Unternehmen von einem erschwerten Fremdkapitalzugang (10 %) sowie von Eigenkapitalrückgängen (10 %).

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Stephan Häger

Tel: 0271 3302-315
Fax: 0271 3302400
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