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Nr. 016: „Kompetenz-Erleben“ gegen Corona-Stress - IHK-Vortrag von Dr. Krückemeyer zu „Selbststeuerung und Resilienz“

25.02.2022 | „Ich schaffe das alles nicht mehr, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“: Die langanhaltenden Einschränkungen durch Corona führen bei vielen Beschäftigten zu negativen psychosozialen Folgen. Die Unsicherheit darüber, wie es mit der Pandemie weitergeht und wie es um den Arbeitsplatz und die Existenz bestellt ist, ist nur eine der Ursachen hierfür: Angst vor Ansteckung, Sorge um die Eltern und Großeltern, Verlust von Freizeit, Doppelbelastung von Homeoffice und Homeschooling, Kontaktbeschränkungen – die Liste lässt sich lange fortsetzen. 

„Die Probleme nehmen überhand. Viele fühlen sich erdrückt und fallen unwillkürlich in ihrem Erleben in eine ‚Opferposition‘. Sie orientieren sich an Vergangenem und wollen die Ursache für die Krise bei jemandem verorten, den sie als ,Schuldigen‘ sehen. Diese Einstellung jedoch lähmt uns. Sie führt dazu, dass wir weder handlungs- noch gestaltungsfähig sind!“ Dr. Katja Krückemeyer, Führungskräftecoach und Organisationsberaterin, beschrieb auf Einladung der IHK Siegen vor rund 50 heimischen Führungskräften, wie Wege aus der Stressfalle in Krisenzeiten aussehen können. In ihrem Online-Vortrag verglich sie die Corona-Krise in Anlehnung an den Soziologen Aaron Antonowsky mit einem Fluss, in den Menschen in schweren Zeiten hineinstürzen können. „Es ist im Leben nicht vermeidbar, hin und wieder in das Wasser zu fallen. Wichtig ist jedoch, dass wir schwimmen können, also fähig sind, uns auf die neue Situation einzustellen, und zurück an das Ufer gelangen können. In solchen Situationen erleben wir, dass das Schicksal einfach passiert und manchmal größer ist als wir.“ Corona sei wie der Fluss „einfach da“. „Es kommt darauf an, mit dem Unvermeidlichen angemessen umzugehen.“ 

Die Empfehlung der Referentin: sich immer wieder aktiv auf die Stärken und auf erreichbare Ziele konzentrieren. „Wer die ganze Aufmerksamkeit auf seine Fähigkeiten und Stärken richtet, bemerkt meist schnell, wie dies sein Erleben prägt.“ Mit dem „Kompetenz-Erleben“ werde dem „Opfer-Erleben“ eine konstruktive Alternative entgegengestellt. Statt auf dem „Was geht nicht?“ liegt der Fokus bei diesem Modell auf dem „Was will ich erreichen?“; statt der Frage nach den Einschränkungen bestimmen die Möglichkeiten das Denken. Die Folge: Das Gefühl von Ohnmacht tritt in den Hintergrund, das Bewusstsein der eigenen Kompetenzen rückt in den Vordergrund. 

Es liege in der Natur des Menschen, dass er im Angesicht einer Bedrohung unwillkürlich in einen Kampf- oder Lähmungszustand verfalle. Hinzu komme, dass wichtige Ur-Bedürfnisse in Corona-Zeiten, wenn überhaupt, nur eingeschränkt gestillt werden könnten. Hierzu zählten die Bindungen zu anderen Menschen, das Gefühl von Orientierung und Kontrolle, das Bewusstsein von Status und Selbstwert, Fairness, aber auch Lustgewinn. Dr. Katja Krückemeyer: „In derartigen persönlichen Drucksituationen hat sich bewährt, nachsichtig mit sich selbst zu sein und das Streben nach Perfektion auszusetzen. Dem Ideal nicht gerecht werden zu können, kann zu Schuldgefühlen und Selbstzweifeln führen, die das Gegenteil dessen bewirken, das eigentlich vonnöten wäre.“ 

Hilfreich sei, sich in solchen Situationen vor Augen zu führen, was man trotz der Krise jeden Tag erreiche. 
Zum Abschluss ihres Vortrages gab die Expertin für Führungskräfteentwicklung zahlreiche Tipps und Anregungen, wie auf die besonderen Bedürfnisse der Mitarbeiter in Krisenzeiten eingegangen werden kann. Neben den persönlichen Belastungen und Sorgen träten organisatorische Erschwernisse, etwa durch Kontaktbeschränkungen und Homeoffice. Besonders wichtig: die Anpassung der betriebsinternen Kommunikation. „Leitend sollte sein, dass Dinge klar und offen besprochen werden und die Wertschätzung für die Arbeit nicht unter die Räder gerät. Wichtig sind aber auch Verbindlichkeit und das Nachhalten von Ergebnissen“, betonte Dr. Katja Krückemeyer.

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