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Nr. 086: Wie digitale Daten Logistikabläufe verbessern: Echtzeitinformationen und Zeitfenstermanagement Thema in IHK-Arbeitskreis

14.10.2021 | Wichtig für eine erfolgreiche Logistik sind optimale Abläufe an den Laderampen. Hierzu braucht es eine bestmögliche Koordination der Be- und Entladeprozesse. Wie kann Digitalisierung dazu beitragen, die Arbeit an der Rampe nachhaltig zu verbessern? Antworten hierauf lieferte Diplom-Wirtschaftsinformatiker Christian Wicht im Arbeitskreis Verkehrswirtschaft der IHK Siegen. Der Head of Sales der Sixfold GmbH stellte heimischen Unternehmensvertretern die Vorteile der gezielten Nutzung von Echtzeitinformationen und eines Zeitfenster-Managements vor.

Wartezeiten bei der Abfertigung von bis zu 90 Minuten seien keine Seltenheit, erläuterte Christian Wicht. Das Ankunftsaufkommen der Lkw sei ungleichmäßig verteilt, es komme zu Warteschlangen und Sicherheits- oder Qualitätsproblemen. Zudem könne das Verladepersonal nicht gleichmäßig eingesetzt werden und es würden viele manuelle Eingriffe für die Mitarbeiter erforderlich. „Mit dem Angebot an die Speditionen, digitale Zeitfenster zu buchen, lassen sich die Wartezeiten um bis zu 40 % reduzieren und die Verladeleistung um bis zu 20 % steigern. Die Sicherheit und die Qualität im Verladebereich werden optimiert und es werden Einsparungen möglich.“ Neben einer besseren Ressourcenverwaltung ließen sich auch CO2-Emissionen reduzieren, die Pünktlichkeit erhöhen und die Kundenzufriedenheit steigern.

Grundbaustein für ein solches Zeitfensterbuchungssystem ist die Echtzeit-Datenerfassung (Real Time Visibility), wie sie etwa von der Sixfold GmbH angeboten wird. Zu ihr gehören Telemetriedaten aus den Fahrzeugen ebenso wie Daten aus der Produktion, aber auch aus weiteren Quellen. Berücksichtigt werden etwa Wetterdaten sowie Angaben zur Verkehrslage oder zum gewohnten Fahrverhalten. „Es werden Daten von Partnern aus der gesamten Lieferkette zusammengefasst, um Vorhersagen zu treffen. Erst dann wird es möglich, Ankunftszeiten zu berechnen und die Planung zu optimieren“, so Christian Wicht.

Der Hauptvorteil solcher Systeme dürfte eindeutig beim Verlader liegen, bilanzierte Ferdinand Menn, Geschäftsführer der Spedition Menn GmbH in Kreuztal, in der anschließenden Diskussion. Für die Speditionen bringe die Buchung von Zeitfenstern auch zusätzlichen Aufwand. „Die Disponenten haben ohnehin schon viele Termine zu koordinieren. Jetzt müssen sie auch noch Zeitfenster unter einen Hut bringen. Wir buchen Fenster zum Teil zwei Tage im Voraus. Ob die am Ende eingehalten werden können, ist zu diesem Zeitpunkt häufig sehr unsicher!“ Zwar ließen sich die Fenster unkompliziert verschieben. Gleichwohl wachse der Aufwand für die Speditionen mit der wachsenden Verbreitung solcher Systeme.

Die zusätzlichen Belastungen seien den Betreibern der Zeitfenster bekannt, verdeutlichte Christian Wicht. Womöglich ließen sich mit einer weiteren Flexibilisierung der Zeitfenster Lösungen finden. Er könne sich nicht vorstellen, dass diese Systeme wieder vom Markt verschwänden, betonte Arbeitskreis-Vorsitzender Michael Kröhl (Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG). Es sei zwingend notwendig, diese Systeme so zu optimieren, dass der Lkw gleichberechtigt in die Lieferkette eingebunden ist: „Wir müssen zu einer besseren Auslastung der Lkw kommen.“ Auf entsprechende Nachfrage von Christian Betchen, dem Geschäftsführer der KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH, bestätigte Christian Wicht, dass eine Nutzung der Echtzeitdaten-Übermittlung losgelöst von dem Zeitfensterbuchungssystem möglich sei. Allerdings gelte: „Je integrierter die Nutzung, desto größer der Nutzen!“

Weiteres Thema der Arbeitskreissitzung war die Straßenverkehr-Transportbegleitungsverordnung (StTBV). Sie bildet die rechtliche Grundlage für die private Begleitung von Schwertransporten durch „Beliehene“ und soll in den kommenden Monaten durch den Bundesrat beschlossen sowie anschließend in jedem Bundesland umgesetzt werden. Anders als die bislang für die private, also nicht-polizeiliche, Transportbegleitung eingesetzten „Verwaltungshelfer“ übernehmen „Beliehene“ hoheitliche Aufgaben und dürfen daher beim Transport Ermessenentscheidungen treffen. Fachleute sehen hierin grundsätzlich die Chance, den bürokratischen Aufwand deutlich zu reduzieren. IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer zeigte allerdings auch Schwächen des Verordnungsentwurfs auf. So sei das Anforderungsprofil an die künftigen „Beliehenen“ äußerst umfangreich und nur schwer zu erfüllen. „Bei der Umsetzung auf Landesebene muss zudem akribisch darauf geachtet werden, dass die Vorgaben der Länder möglichst wenig voneinander abweichen. Schwertransporte bleiben ja nicht an Landesgrenzen stehen.“

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