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Nr. 088: Zunehmender Fachkräftemangel und anhaltende Sorgen um Lehrstellenmarkt

25.10.2021 | 38 % der heimischen Unternehmen können derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzen. Sie finden keine passenden Arbeitskräfte. 47 % der Unternehmen erwarten dadurch steigende Arbeitskosten. Fachkräfte zu halten und zu binden, wird deutlich teurer. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse einer neuerlichen IHK-Blitzumfrage bei 516 Unternehmen. Sie verdeutlichen, dass die Firmen neben den drastisch steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie den gegebenen Materialengpässen auch im Fachkräftemangel momentan wieder einen Flaschenhals der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung sehen, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Wenn ein Viertel unserer Firmen Aufträge nicht mehr abarbeiten kann, weil ihnen die Fachkräfte fehlen, dann haben wir ein Problem, das in Zukunft noch krasser ausfallen dürfte. Fachkräfte sind knapp; und sie werden noch knapper. Wir stehen hier erst am Anfang einer Entwicklung, für die es keinen betrieblichen Königsweg gibt.“

39 % der befragten Unternehmen gaben an, Mehrbelastungen der vorhandenen Belegschaften seien die unvermeidbare Folge dieser Entwicklung. Zugleich arbeitet bereits die Hälfte der Firmen daran, die eigene Arbeitgeberattraktivität zu steigern; etwa durch eine Reform der Vergütungssysteme oder auch durch flexiblere Arbeitszeitmodelle. 48 % der Firmen wollen in Zukunft mehr ausbilden. Das ist erfreulich, doch auch bei diesem betrieblichen Lösungsansatz existieren erhebliche Hemmnisse. IHK-Geschäftsführerin Sabine Bechheim: „Gut 1.900 Ausbildungsverträge werden im IHK-Bezirk 2021 zustande kommen. Der Zuwachs von 5 % ist zwar besser als befürchtet, aber immer noch weit von den durchschnittlichen Zahlen der vergangenen Jahre entfernt.“ Es müsse alles dafür getan werden, diesen positiven Trend auf dem Ausbildungsmarkt weiter zu stabilisieren und die durch die Corona-Pandemie verunsicherten Jugendlichen intensiver als bisher mit den Unternehmen zusammen zu bringen. Sabine Bechheim: „Sicherlich darf kein junger Mensch verlorengehen, aber möglichst auch kein freier Ausbildungsplatz. Ansonsten riskieren wir, dass der Corona-Krise die Fachkräfte-Krise folgt.“

Anzeichen hierfür gebe es genug. Seit Jahren veränderten sich die Wege von Jugendlichen in den Beruf. Zugleich gebe es weniger Schulabgänger in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Deren Zahl sei zwischen 2009 und 2019 um knapp ein Viertel auf rund 4.600 Jugendliche gesunken. Mindestens ebenso gravierend sei, dass der steigende Anteil an Abiturienten nahezu unaufhaltsam daherkomme. Im selben Zeitraum sei er von 32 % auf 41 % eines Jahrgangs gestiegen. Dies mache deutlich, wie sehr die berufliche Ausbildung unter Druck stehe. Klaus Gräbener: „Die Berufsorientierung konzentriert sich an Gymnasien weitgehend auf das Studium. Dem gegenüber ordnet man die betriebliche Erstausbildung vielfach als Plan B für die schwächeren Abiturienten ein. Dabei wird häufig verkannt, dass eine betriebliche Lehre und ein Studium zwar nicht gleichartig, jedoch gleichwertig sind. Dies muss wieder deutlicher werden. Der normale Mensch fängt schließlich nicht erst beim abgeschlossenen Master-Studium an.“ Deswegen helfe es auch nicht, abstrakte Diskussionen über Ausbildungsgarantien oder Ausbildungsumlagen zu führen. Wenn Hunderte von Lehrstellen offen seien, gingen solche Lösungsansätze vollkommen an der Wirklichkeit vorbei, betont Sabine Bechheim: „Zielführender erscheint, sehr viel stärker bei den jungen Menschen anzusetzen. Das gelingt, wenn Eltern ihren eigenen Kindern wieder häufiger eine betriebliche Lehre für den Start ins Berufsleben ans Herz legen. Die Karrieremöglichkeiten nach einer Berufsausbildung müssen noch besser kommuniziert sowie die Leistungen der Auszubildenden intensiver gewürdigt werden. So können heute auch zahlreiche Auszubildende einen Teil der betrieblichen Ausbildung im Ausland absolvieren. Kurz gesagt: Wir müssen die Ausbildung wieder zum Plan A machen, zur besten Möglichkeit, beruflich Fuß zu fassen.“

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Ansprechpartner

Sabine Bechheim

Tel: 0271 3302-200
Fax: 0271 3302400
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