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Nr. 033: IHK-Blitzumfrage: Heimische Wirtschaft rechnet mit langer Durststrecke

05.05.2020 | „Die meisten heimischen Unternehmen gehen davon aus, dass die Corona-Krise die regionale Wirtschaft noch lange begleiten wird. 42 % rechnen erst im Verlauf des Jahres 2021 mit einer Rückkehr zur Normalität. Nur 26 % der Firmen erwarten bessere Geschäfte bereits im zweiten Halbjahr 2020.“ Mit diesen Worten fasst IHK-Präsident Felix G. Hensel ein wesentliches Ergebnis einer neuerlichen IHK-Blitzumfrage zusammen, an der sich in den beiden letzten Tagen 703 Unternehmen beteiligten. COVID-19 habe „ganze Arbeit“ verrichtet. Die Auswirkungen blieben noch lange Zeit ein alltäglicher Begleiter der heimischen Unternehmen. Felix G. Hensel: „Auch wenn 21 % der heimischen Unternehmen bereits die Vorkrisenauslastung erreicht haben: Für die allermeisten Firmen gilt, dass man in einer solchen Ausnahmesituation nicht über eine ,Reset-Taste‘ verfügt. Etliche kämpfen ums Überleben. Für 7 % sind die Auswirkungen so gravierend, dass überhaupt nicht mit einer Rückkehr zur Normalität gerechnet wird.“ Lediglich jedes 28. Unternehmen erwarte „normale Verhältnisse“ bereits im 1. Halbjahr 2020. 

Vertrauen in politische Entscheider gestiegen
Mit welcher Wucht das Corona-Virus die heimische Wirtschaft traf, verdeutlicht ein weiteres Umfrageergebnis: 54 % der befragten Unternehmen gaben an, staatliche Unterstützungsmaßnahmen bereits in Anspruch genommen zu haben. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Die Krise trifft die meisten Firmen. Und das in nahezu allen Branchen fast gleichzeitig. Es gibt nur ganz wenige Unternehmen, die bislang ohne Blessuren davonkamen. Da ist es immerhin beruhigend, dass das staatliche Krisenmanagement nach wie vor gute Noten bekommt.“ Jedenfalls habe sich das rasche und zupackende Handeln der Regierungen in Bund und Land in der Corona-Krise sehr positiv auf das Vertrauen der Wirtschaft in die politischen Entscheidungsträger ausgewirkt. Klaus Gräbener: „Sicherlich sind den Regierungen in Düsseldorf und Berlin auch Fehler unterlaufen. Wo es keine Blaupausen gibt, ist das nicht zu ändern. Dennoch geben 39 % der befragten Firmen an, die Politik habe in der Krise bei ihnen gepunktet. Das zeigt, dass die die heimische Wirtschaft die schnelle Reaktion und die aufgespannten Corona-Rettungsschirme sehr positiv aufnahm.“ Die Befragung zeige allerdings auch, dass die Maßnahmen längst nicht alle Unternehmen gleichermaßen erreichten und zugleich der Unmut in der Wirtschaft wachse. Bei etwa 25 % sei das Vertrauen gesunken und für 36 % hätten die politischen Entscheidungen keine Auswirkungen auf ihr Vertrauen in die Politik gehabt. In diesen Ergebnissen trete sicherlich ebenfalls zutage, dass vielen Unternehmen der mittlerweile gegebene Flickenteppich unterschiedlichster Regelungen nur noch schwer vermittelbar sei. Etliche verstünden zudem nicht, dass man „große Einkaufstempel“ öffne, während man „kleinen Gastwirten“ das Geschäft nach wie vor untersage.

Interessant erscheint auch, dass das Corona-Krisenmanagement von Bund und Land durch die Unternehmen leicht unterschiedlich bewertet wird. Mehr als die Hälfte (56 %) der heimischen Unternehmen attestiert der Bundesregierung ein sehr gutes bzw. gutes Krisenmanagement, nur 12 % geben ihr ein „mangelhaft“ bzw. ein „ungenügend“. Die Durchschnittsnote für die Bundesregierung beträgt 2,7. Die Landesregierung erreicht dieses insgesamt gute Zeugnis nicht ganz. Ihr bescheinigen etwa 32 % eine gute bzw. sehr gute Krisenarbeit, jedoch auch 16 % eine mangelhafte bzw. ungenügende. Die von der NRW-Landesregierung erreichte Durchschnittsnote beläuft sich auf 3,1.

Rechtsanspruch auf Arbeit im Home Office wird abgelehnt
Die Corona-Krise wird sich nach Auffassung der regionalen Wirtschaft auch auf mittlere Sicht nachhaltig auf die Arbeitswelt auswirken. Etwa 82 % der Unternehmen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe rechnen mit einer Zunahme des Home-Office in den kommenden fünf Jahren. Kritisch werden jedoch Bestrebungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gesehen, das Recht auf Arbeit im Home-Office gesetzlich zu verankern. Nur 15 % befürworten dies. Eine erdrückende Mehrheit von 74 % lehnt dieses Ansinnen ab. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (51 %) steht einer gesetzlichen Verankerung wegen des Eingriffes in die unternehmerische Freiheit ablehnend gegenüber. 30 % bereitet das Gemeinschaftsgefühl im Unternehmen Sorge und 25 % sind der Meinung, dass das Personal besser im Unternehmen arbeitet. Klaus Gräbener. „Digitale Anwendungen haben durch die Corona-Krise erheblich an Fahrt aufgenommen. Dasselbe gilt für unorthodoxe Formen der betrieblichen Zusammenarbeit. Das alles läuft in die richtige Richtung und zeigt, wie vertrauensvoll in weiten Teilen der Wirtschaft zusammengearbeitet wird. Einige in der Politik meinen nun offenbar, dass man dann schnell gesetzlich regeln müsse, was ungeregelt doch bestens funktioniert. Das verstehe wer will.“

Künftige politische Handlungsfelder könnten vernachlässigt werden
Der Staat plant im Bundeshaushalt Mehrkosten von 156 Milliarden Euro. Hinzu kommen hunderte Milliarden für Kreditabsicherungen und weitere Schutzmaßnahmen. Die Höhe des staatlichen Corona-Rettungsschirms wird in der regionalen Wirtschaft unterschiedlich bewertet: Fast die Hälfte der befragten Firmen (45 %) schätzt die Höhe des staatlichen Ausgabevolumens als richtig ein. 36 % sind der Auffassung, Bund und Länder hätten noch mehr aufwenden müssen. Für 19 % der Firmen ist die Schmerzgrenze der öffentlichen Verschuldung bereits überschritten. Mehr als Dreiviertel der Betriebe (77 %) sehen hohe oder sehr hohe Risiken, dass durch den umfangreichen Einsatz von Corona-Hilfsgeldern in Zukunft weniger Geld für andere wichtige staatliche Aufgaben zur Verfügung steht. Felix G. Hensel: „Viele Unternehmen befürchten, dass Investitionen im Bildungsbereich oder in der Verkehrsinfrastruktur hierunter leiden werden. Wie hoch der Preis für den Corona-Schutzschirm am Ende wirklich ist, hängt jedoch nicht allein von den tatsächlich aufgewandten Finanzmitteln ab. Entscheidend ist vielmehr, ob der am Ende aufgetürmte öffentliche Schuldenberg dazu führt, Strukturreformen wie etwa die längst überfällige steuerliche Entlastung von Unternehmen und Arbeitnehmern weiter auf die lange Bank zu schieben. Hier werden wir weiter gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Druck machen.“

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Klaus Gräbener

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