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Nr. 072: IHK-Blitzumfrage: Lieferengpässe und Vormaterialkosten entwickeln sich zum Flaschenhals

26.08.2021 | 88 % der heimischen Unternehmen sind derzeit von Lieferengpässen betroffen. Fehlendes Vormaterial wird immer mehr zum Flaschenhals der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die Vormaterial aus der Eurozone oder aus China beziehen. Für IHK-Präsident Felix G. Hensel verdeutlichen diese zentralen Ergebnisse einer aktuellen IHK-Blitzumfrage, wie fragil die derzeitige wirtschaftliche Lage ist: „Wir sehen auf der einen Seite deutliche Umsatzzuwächse in den Unternehmen. Auch der Auftragseingang hat sich in den letzten Monaten bei zahlreichen Unternehmen sehr positiv entwickelt. Gedämpft wird die positive Gesamtstimmung jedoch auf breiter Front durch eine Verknappung von Vormaterial und entsprechenden Preissprüngen in einem zumindest im Westen der Bundesrepublik wohl nie gekannten Ausmaß.“ Sichere Prognosen darüber, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln werde, seien auf dieser Grundlage so gut wie unmöglich. 93 % der Firmen gaben in der Blitzumfrage an, dass ihnen die allgemeine Materialverfügbarkeit erhebliche Probleme bereite. 56 % machen die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten für die derzeitigen Produktionsschwierigkeiten verantwortlich. 36 % sehen zudem Schwierigkeiten in der Logistik sowie im Zoll und bei den Transportwegen als wesentliche Ursache der von ihnen beobachteten Lieferengpässe. Felix G. Hensel: „Je stärker die Unternehmen in die internationale Arbeitsteilung eingebunden sind, desto gravierender fallen die Schwierigkeiten im Einzelfall aus. Fehlen Chips oder einfache Steckverbindungen in der PKW-Produktion, merken dies unsere Automobilzulieferer unmittelbar. Wir sehen derzeit, dass unser stark exportorientiertes Wirtschaftsmodell in solchen Zeiten durchaus sehr verletzbar ist.“ 

14 % der Firmen machen die Kurzarbeit in Werken ihrer Lieferanten für die Lieferengpässe verantwortlich. Immerhin jedes zehnte Unternehmen spürt auch Engpässe als Folge der Hochwasserkatastrophe. Wenig verwunderlich: Die starke Einbindung der deutschen Wirtschaft im europäischen Rahmen führt dazu, dass die Bezugsregion „Eurozone“ im Wesentlichen für die Erhöhung der Lieferzeiten verantwortlich ist. Dies gaben 89 % der 285 Unternehmen an, die sich in den letzten Tagen an der neuerlichen Blitzumfrage beteiligten. Immerhin 39 % verorten die Schwierigkeiten vor allem in China. Über drei Viertel der befragten Firmen beklagen einen gestiegenen Planungsaufwand in Folge der Lieferengpässe (77 %). Mehr als jedes vierte Unternehmen musste daher bereits seine Produktion einschränken. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „61 % der Firmen können bereits bestehende Aufträge nicht mehr abarbeiten, 26 % der Firmen geben an, neue Aufträge bereits abzulehnen. Es ist geradezu paradox: Früher wurde Kurzarbeit angemeldet, weil keine Aufträge da waren. Heute droht Kurzarbeit, obwohl die Auftragsbücher prall gefüllt sind.“ Dies alles sei nur noch sehr schwer nachzuvollziehen. Aus zahlreichen Gesprächen habe die IHK in den vergangenen Wochen den Eindruck mitgenommen, dass die Unsicherheit in der Wirtschaft „beinahe mit Händen greifbar“ sei. Klaus Gräbener: „Es wäre fahrlässig, angesichts steigender Umsätze von einem stetigen Aufschwung zu sprechen. Wir erleben eher Jo-Jo-Effekte, die eine optimistische Grundhaltung der Firmen immer wieder von neuem konterkarieren.“ 

Uneinheitlich reagierten die Unternehmen auf die Frage, in welcher Zeitspanne eine Überwindung der gegebenen Lieferengpässe aus ihrer Sicht realistisch erscheint. 44 % gaben an, sie hielten die Lieferengpässe für ein strukturelles Problem und daher eher von langfristiger Dauer. 22 % glauben dagegen, die Schwierigkeiten ließen sich kurzfristig auflösen. 34 % der Firmen konnten hierzu keine gesicherte Einschätzung übermitteln. Eindeutig fiel dagegen das Urteil über die Kostensituation aus. Felix G. Hensel: „93 % geben steigende Vormaterialkosten an. Diese steigern zwar die Umsätze, sagen jedoch über die Ertragslage nichts aus und machen zugleich eine gesicherte Planung vielfach nahezu unmöglich.“ Immerhin 47 % gaben an, dass ihre Vormaterialkosten um bis zu 20 % gestiegen seien. Alarmierend: Jedes achte Unternehmen gab Kostensteigerungen von mehr als 70 % an. Über die Hälfte der Firmen glaubt, dass das Problem steigender Vormaterialkosten von langfristiger Dauer sei. Klaus Gräbener: „Zahlreiche Unternehmen tätigen mittlerweile Hamsterkäufe, um eine höhere Bevorratung zu erreichen. Dies alles erinnert in gewisser Weise an die Verknappung des Toilettenpapiers zu Beginn der Covid19-Pandemie: Man bunkert, um die eigene Unsicherheit zu reduzieren – ein Verhalten, das in dieser Ausprägung neu, jedoch firmenindividuell durchaus nachvollziehbar ist.“

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Klaus Gräbener

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Fax: 0271 3302400
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