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„Siegen. Wissen verbindet“ - Vitaminspritze für Siegen

„Es ist ein Jahrhundertprojekt für die Stadt und die Universität Siegen.“ Davon ist Universitätskanzler Ulf Richter überzeugt. „Es ist eine Jahrhundertchance“, lobt auch Bürgermeister Steffen Mues. Beide meinen damit das Projekt „Siegen. Wissen verbindet“, bei dem mehr „Uni in die Stadt“ kommt. Und von dessen Strahlkraft nicht nur die Stadt, sondern auch ihre Menschen, die Wirtschaft, ja, die ganze Region langfristig profitieren sollen.

Text: Marco Butz

Foto: Uni Siegen (8), Stadt Siegen (2), Leder Jaeger GmbH (1)

Das Stereotyp des Siegener Studierenden ist Heimschläfer und kommt morgens mit Bus und Bahn oder dem Auto auf den Haardter Berg zur Vorlesung. „So war es noch vor wenigen Jahren“, erinnert Steffen Mues. Studentisches und städtisches Leben liefen weitgehend nebeneinander her – „ohne direkte und spürbare Berührungspunkte“. In historisch gewachsenen Universitätsstädten hingegen sei es „völlig üblich“, dass sich universitäres und studentisches Leben mitten in der Stadt abspielten, um auch den Einzelhandel, Gastronomie, Kino frequentieren zu können. Durchaus auch ohne Auto, stattdessen mit dem ÖPNV oder dem Rad. In dieser Liga, wenn auch nicht historisch gewachsen, werde Siegen demnächst mitspielen, wenn insgesamt etwa 14.000 Studierende und Universitätsangehörige aus dann drei Fakultäten die Innenstadt belebten.
„Eine Vitaminspritze für die Stadt."

Demnächst, das ist voraussichtlich 2028, verdeutlicht Ulf Richter. „Dann soll der letzte Baustein fertiggestellt sein.“ Als Beginn der Neubaumaßnahmen ist 2024 vorgesehen. „Neubaumaßnahmen“, betont der Kanzler. Die gebe es aber nicht nur. Auch bestehende Gebäude würden saniert, ertüchtigt, umgebaut. Eine gewaltige Investition in die Siegener Infrastruktur, in die Innenstadt. So soll beispielsweise das Student Service Center, ähnlich dem früheren Studierendensekretariat am Herrengarten, bereits 2023 im ehemaligen Möbelhaus Wonnemann eröffnen. „Ein erster Ankerpunkt des Campus Unteres Schloss Nord zwischen Sand- und Friedrichstraße.“ Ein Bereich, der in Siegen trotz zentraler Lage bisher untergenutzt ist und Hinterhof-Atmosphäre versprüht.


Bereits der Einzug der Fakultät III (Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht) in das Untere Schloss und die Gebäude drumherum habe die Innenstadt spürbar belebt, versichert der Bürgermeister. „Die Sandstraße und ganz besonders die Oberstadt – da waren zuvor mehr Leerstände.“ Aber dank der Universität hätten Einzelhandel, Gastronomie und auch Dienstleister Einzug in Leerstände gehalten. Dieser positive Effekt werde sich mit dem sukzessiven Einzug der Fakultäten I und II in naher Zukunft wiederholen. „Vermutlich deutlich kräftiger.“ Drei Fakultäten, kurze Wege, dazu das neue Hörsaalzentrum im Karstadt-Gebäude und die Mensa am Obergraben – die Innenstadt wird in wenigen Jahren spürbar mehr Leben erfahren.

Das wird auch bitter nötig sein, glaubt Thomas Weissner. Der geschäftsführende Gesellschafter der Leder Jaeger GmbH in
Siegen leidet wie der gesamte Handel und mit ihr die Gastronomie enorm unter Corona-bedingten Umsatzrückgängen.
„Längst nicht jedes Einzelhandelsgeschäft wird nach der Pandemie noch geöffnet sein. Wir werden sicherlich Leerstände
bekommen.“ Aber auch wenn noch einige Jahre ins Land gingen, bis weitere Teile der heimischen Universität in Siegens
Zentrum angekommen seien, Leerstände zögen Gründer an. Gerade aus der Universität. „Sie verdichten die Innenstadt, das Angebot im Einzelhandel verjüngt sich“, freut er sich. „Durch Studierende und Absolventen ergeben sich neue, kreative Geschäftsmodelle im Handel, in der Gastronomie und im Dienstleistungssektor – auch in der Innenstadt.“ Er selbst beweist mit einem Geschäft in der Oberstadt einen langen Atem. „Ich war damals, als die ersten Gedankenspiele auftauchten, Teile unserer Hochschule in die Innenstadt zu holen, davon überzeugt, dass die Oberstadt davon über kurz oder lang profitieren wird.“ Zwei Jahre zuvor, 2006, hatte Thomas Weissner eine weitere Filiale im Sieg Carré am Bahnhof eröffnet. Unten modern, oben etwas gemütlicher, so könnte man die beiden Standorte beschreiben. „Gerade die Oberstadt lebt ja von ihrem Flair, vom
Stöbern, Entdecken. Auch bei jungen Leuten. Die Unterstadt ist da unmittelbarer aufs Shoppen ausgerichtet.“ Wichtig sei nur, dass die beiden Stadtteile noch mehr miteinander verknüpft würden. Doch auch da macht sich Thomas Weissner keine Sorgen. „In der Unterstadt kommen Studierende, Lehrende und Mitarbeiter an. Sowohl in der Unter- als auch in der Oberstadt lernen und arbeiten sie. Die gesamte Stadt profitiert.“


Sie kommen vor allem mit dem ÖPNV oder dem Rad an, bekräftigt Bürgermeister Mues. „Wir wollen den motorisierten Individualverkehr aus dem Zentrum so weit es geht raushalten.“ Das wolle man erreichen, indem man am Rande der City drei Parkhäuser baut: eines an der Siegerlandhalle (300 Stellplätze), eines an der Tiergartenstraße (375 Stellplätze) und ein kleines am Fuße der Melanchtonstraße (60 Stellplätze). „In die Innenstadt muss niemand erst mit dem Auto kommen, da es dort quasi keine Stellplätze gibt. Aus diesem Grund werden sich auch Befürchtungen um einen zunehmenden Park-Suchverkehr schnell von selbst erledigt haben.“ Außerhalb der Vorlesungszeiten stehen die Parkhäuser auch der Öffentlichkeit
zur Verfügung. Ziel ist, die Möglichkeiten und die Attraktivität des ÖPNV und des Fahrrads zu verbessern – und so die Innenstadt verkehrstechnisch zu entlasten. Studenten, die künftig mit dem Fahrrad oder zu Fuß den Weg zum Innenstadt-Campus zurücklegen, profitieren von den kurzen Wegen in der Innenstadt. Allein der universitäre Pendelverkehr zwischen den Uni-Standorten wird um ein Drittel sinken. Stadt und Universität
leisten so einen Beitrag zur Mobilitätswende.


„Hinzu kommt, dass zukünftig Teile der Hochschullehre mehr als vor Jahren auf digitaler Ebene stattfinden werden“, blickt Ulf Richter nach vorn. Das gelte auch für Beschäftigte, Stichwort: Homeoffice. „Der Bedarf nach Parkplätzen sinkt also durch das Anwachsen der digitalen Elemente in der Hochschul-Welt.“


Ob mit Homeoffice oder ohne, Heinjochen Fuchs stellte schon vor der Corona-Pandemie eine gesteigerte Frequenz fest. In seinem Geschäft wie auch in der Oberstadt als Ganzes. „Der Siegberg ist bereits beliebt bei den Menschen, Jung und Alt.“ Auch dank der Fakultät III. „Wenn man am Kölner Tor steht und sieht nur eine Handvoll Menschen die Kölner Straße hoch gehen, dann hat man doch nur wenig Lust, ihnen zu folgen“, sagt das Vorstandsmitglied der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Oberstadt e.V. „Sieht man aber gleich zwei, drei Dutzend Menschen auf dem Weg in die Oberstadt, dann muss es oben etwas geben, bei dem es sich lohnt, den Anstieg ebenfalls in Angriff zu nehmen.“ Allein schon aus diesem Grund sei es ein Segen, dass Siegen noch ein Karstadt-Warenhaus habe und auch behalte. Bürgermeister Mues stimmt zu: „Die Existenz dieses Magneten ist mit dem Einzug der Universität auf das Dach des Gebäudes und der gemeinsamen Nutzung auf Jahre gesichert.“

Stichwort Anstieg: Nicht wenige Menschen sperren sich gegen einen Besuch der Oberstadt über „Deutschlands steilste Einkaufsstraße“. „Selbst dieses Argument nimmt ihnen die Uni“, schmunzelt Heinjochen Fuchs. Schließlich sorge die Hochschule mit ihrem Hörsaalgebäude an der Friedrichstraße dafür, dass die Oberstadt rund um die Uhr per Fahrstuhl erreichbar ist. „Übrigens eine Besonderheit, die es vor vielen Jahren schon mal gab: im Hettlage Kaufhaus von der Friedrichstraße aus.“ Auch hier schließt sich der Kreis. Wird doch das einstige Hettlage- Kaufhaus Universitätsbibliothek für den Campus Unteres Schloss und ein weiterer Leerstand wieder mit Leben gefüllt.


„‚Siegen. Wissen verbindet‘ ist ein wichtiges Projekt. Und es ist ein richtiges Projekt“, stellt Christian Weber klar. Es sei „überfällig“, die Uni in die Stadt zu integrieren, also das zu tun, was die Ortsschilder bereits seit einigen Jahren vorgeben. „Erst mit der Universität in der Innenstadt wird Siegen eine richtige Universitätsstadt, werden universitäre und Stadtgesellschaft vereint.“ Bei allem Lob bittet der Geschäftsführer der Emil Weber GmbH & Co. KG dennoch um Verständnis für die Belange der innerstädtischen Bestandsunternehmen. So seien naturgemäß Erweiterungsflächen in der Ober-, aber auch in der Unterstadt schon jetzt rar gesät, in Zukunft nicht mehr vorhanden. Oder Mitarbeiterparkplätze: Er allein beschäftigt am oberstädtischen Kornmarkt rund 100 Mitarbeiter. „Einige von denen kommen aus dem Oberbergischen oder aus dem Raum Limburg täglich nach Siegen.“ Was angesichts des Fachkräftemangels keine Seltenheit ist. „Denen muss ich Parkplätze in der Nähe des Unternehmens anbieten.“ Doch diese würden mit dem Wegfall der Parkflächen in der Friedrichstraße deutlich reduziert. „Es geht bei den betroffenen Unternehmen auch um die Arbeitgeberattraktivität. Da bitte ich in deren aller Namen um Verständnis.“

Dieses Verständnis hat Bürgermeister Mues natürlich. Schon von Amts wegen. „Wir wären ja nicht gescheit, wenn wir Unternehmen, von denen in den letzten Jahren mangels Erweiterungsflächen schon zu viele unsere Stadt verlassen haben, Steine in den Weg legen würden.“ So entstünden allein am Campus Nord zwischen Sand- und Friedrichstraße unterhalb der dortigen universitären Neubauten 50 Stellplätze. „Die sollen u.a. dazu dienen, den hier wegfallenden Parkraum für Unternehmen und Anwohner zu kompensieren.“

Dass Siegen gut daran tut, einen Großteil der universitären Fakultäten in der Innenstadt zu konzentrieren, belegen auch die Anstrengungen der NRW-Landesregierung. So hat Bau und Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) 100 Millionen € für die Stärkung der Innenstädte in NRW zu vergeben. Sie möchte den „Innovationsraum Innenstadt“ an den Start bringen, die City zum Marktplatz des 21. Jahrhunderts machen. Der Anlass ist – natürlich – die nach wie vor alles beherrschende Corona-Pandemie, die seit mehr als einem Jahr alles verändert.


Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, Bauingenieurin und Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen, sieht darin das Positive. „Wir sollten diese Veränderungen, so tragisch sie auch sind, als Chance begreifen.“ Angesichts von Homeoffice und wegbrechendem stationären Einzelhandel verursache die Pandemie „die größten Ruinen unserer Zeit“. Dass diese Leerstände nach der Pandemie automatisch die gleichen Nutzungen wieder erfahren, verneint die Expertin. Vielmehr gehe es darum, neue Nutzungen gemeinsam mit der Stadtgesellschaft zu finden und zu entwickeln. Da komme ein Projekt wie dieses wie gelegen. So können Leerstände durch die Hochschule unmittelbar oder mittelbar beispielsweise durch Gründungen schon vor Abschluss der Komplettmaßnahme gut gefüllt werden.


Grundsätzlich: „Den vormaligen Ist-Zustand sollten wir gar nicht anstreben. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Wie geht es nach der Pandemie weiter? Was lernen wir daraus, und was können wir gemeinsam besser machen?“ In ihren Augen stehe ein sozial-ökologischer Stadtumbau an. „Diesen sollten wir nutzen“, rät Prof. Messari-Becker, „indem wir den Leerstand als Leergut begreifen und eine neue Baukultur etablieren.“ Generell benötige man kleinteiligere, kompaktere Strukturen, Orte der kurzen Wege, klimaresiliente Infrastruktur, mehr Urbanität, bezahlbares Wohnen – egal ob auf dem Land oder in der Stadt. „Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit sollten wenn möglich eng beieinander liegen.“ Und genau das werde mit dem Projekt „Siegen. Wissen verbindet“ ein Stück weiter vorangetrieben.

Exakt das wüssten auch die Hochschulangehörigen zu schätzen, erklärt Prof. Dr. Holger Burckhart. Der Rektor der Universität Siegen gehört gemeinsam mit Kanzler Ulf Richter und Bürgermeister Steffen Mues zu denjenigen, die das Projekt seit Jahren vorantreiben. „Die Wissenschaft ist Teil eines lebenden Organismus, der sich Gesellschaft nennt“, veranschaulicht er. „Die Impulsgeber müssen den Impuls geben für eine nachhaltige Lebens- und Sozialqualität.“ Das könne aber nicht „da oben auf dem Trabanten“ passieren, blickt er in Richtung Haardter Berg. „Dieses Projekt zeigt, dass die Hochschule kein Selbstzweck ist – sie ist für die Gesellschaft, für die Menschen und für die Region da. Hier in der Innenstadt entsteht gemeinsames Leben“, freut sich Prof. Burckhart. Das werde Wissenschaftler anziehen, „die auf Lebensqualität achten“. Für die Uni
selbst bedeute das auch einen Vorteil im Kampf um die besten Forscher und Mitarbeiter. „Auch davon werden die Stadt Siegen und ihr Bekanntheitsgrad profitieren.“ Ganz abgesehen davon, dass eine zentrale, innerstädtische Universität bei Studierenden hoch im Kurs liege.


„Wir kalkulieren die ‚neue‘ Universität Siegen mit der Zahl der Studierenden und Mitarbeitenden von heute“, gibt der Rektor zu bedenken. „Was aber, wenn es eines Tages in Siegen nicht mehr so viele Studierende geben sollte? Dann kann man innerstädtische Gebäude besser nachnutzen als solche an der Peripherie.“ Dieses Problem gebe es doch bereits jetzt mit einer Nachnutzung der aufzugebenden Gebäude Hölderlin- und Paul-Bonatz-Campus. Ein Abriss und eine Umwandlung der universitären in Wohnflächen sei denkbar.


„Wir haben es im doppelten Wortsinn selbst in der Hand“, sagt Ulf Richter. Nicht nur, dass die Uni mit den zusätzlichen tausenden von Menschen Leben in die Innenstadt bringe, die Uni darf auch selbst bestimmen, wo sie welche Grundstücke bzw. Gebäude erwerbe und was sie damit anstelle. „Es handelt sich hier um ein NRW-weites Pilotprojekt, bei dem wir sogar Baumaßnahmen selbst ausschreiben dürfen“, hebt der Kanzler hervor. Übrigens auch einer von vielen Gründen, warum die Uni nicht in Gänze auf dem Haardter Berg bleibe. „Dort sind wir nur Mieter des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs.“ Die Gebäude Hölderlin-Campus und Paul-Bonatz-Campus seien nach 50 Jahren ein Sanierungsfall. Diese Sanierung hätte man in Angriff nehmen können – im laufenden Betrieb. Und so sei die Entscheidung nicht schwergefallen, selbst zum Bauherrn zu werden.

Dafür seien eigens die Campus Unteres Schloss Verwaltungsgesellschaft mbH sowie die Campus Unteres Schloss Nord GmbH & Co. KG und die Campus Unteres Schloss Süd GmbH & Co. KG gegründet worden. Ulf Richter verspricht sich davon u.a. einen immensen Zeitvorteil, da man einige Stufen im Ausschreibungsverfahren auslassen könne. „Damit kann auch die heimische Bauwirtschaft wie schon beim Hörsaalbau im Karstadt-Gebäude oder bei der neuen Mensa am Obergraben profitieren – vorausgesetzt, sie nimmt an der Ausschreibung teil.“


Die Neubauten werden behutsam in die Innenstadt integriert, versichert Ulf Richter. Oder, wie es Bürgermeister Steffen Mues ausdrückt: „Die Gebäude, die Fassaden sollen so wirken, als seien sie schon immer an ihrem Platz gewesen.“

Campus Nord
Mehrwert“, beschreibt er weiter. Über eine Treppe und einen öffentlichen Aufzug zum Siegberg entsteht eine direkte Verbindung mit der Oberstadt. Im ehemaligen „Möbelhaus Wonnemann“ wird das Student Service Center (SSC) platziert. Eine wichtige Rolle für diesen Campus spielt zudem das ehemalige Kaufhaus „Hettlage“, das die Universität erworben hat. Es wird der Standort der neuen Universitätsbibliothek und nimmt eine Scharnier-Funktion ein, um Unter- und Oberstadt zu verbinden. Am Campus Nord entsteht im Bereich der Friedrichstraße / Sandstraße die neue Heimat der Fakultät I (Philosophische Fakultät). Dahinter verbergen sich die Sprach-, die Medien- und die Sozialwissenschaften ebenso wie die Fächer Geschichte, Theologie und Philosophie. Etwa 6.500 Studierende zählen zur Fakultät I. Am späteren Standort „Campus
Unteres Schloss Nord“ finden sich heute noch untergenutzte Flächen, die „Hinterhofatmosphäre“ versprühen. „Dieser Teilbereich wird ein urbaner Campus“, beschreibt Siegens Stadtbaurat Henrik Schumann. Die Fassaden der neu zu errichtenden, maximal fünfgeschossigen Gebäude sollen nach den Vorgaben des Gestaltungshandbuchs im Masterplan steinerne Fassaden erhalten. „Gleichzeitig soll behutsam mit den städtebaulichen Beständen umgegangen werden. Wir stellen uns eine gute Mischung aus gewachsenem Stadtbild und modernen öffentlichen Gebäuden vor.“ Zum gewachsenen Stadtbild gehört auch Wohnen. „Nach den jetzigen Planungen werden durch das gesamte Projekt 22 Wohnungen verschwinden“, bedauert Henrik Schumann. Er sieht es als „nur“ 22 Wohnungen, da die Vorteile der Belebung der Innenstadt überwiegen.
„Es sind dennoch 22 Wohnungen, die in der ohnehin angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt kompensiert werden müssen.“ Dennoch: „Für ein Projekt dieser Größenordnung ist es erstaunlich, wie wenig bestehende Nutzungen verdrängt werden.“

 

Der Campus bleibt autofrei, sodass mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer entsteht. Das heißt, sowohl aus Richtung Norden (Juliusstraße) als auch aus Richtung Süden (Kölner Tor) wird die Friedrichstraße zur Einbahnstraße. „Wenn Studierende bis vor die Uni fahren wollen, müssen sie den ÖPNV oder das Rad nutzen. Oder zu Fuß gehen“, versinnbildlicht der Stadtbaurat. Und das werde auch passieren, da man Siegen unmittelbar mit Bus und Bahn ohne Umsteigen ansteuern könne und ein Großteil des Hochschulbetriebs eben im Tal und nicht mehr auf dem Berg stattfinde. Unterhalb der Neubauten entstehen an diesem Campus rund 200 Stellplätze für Pkw, von denen die Uni 150 nutzen darf. 630 Fahrradstellplätze, davon 290 in Fahrradgaragen, ergänzen das neue Mobilitätskonzept an diesem Teilcampus. Die offene Bebauung wird
durch Grünflächen aufgelockert. „Das schafft Aufenthaltsqualität“, sagt Henrik Schumann. „Es entsteht eine Begegnungszone.“

„Für die gesamte Stadt und ihre Bevölkerung bietet dieser Campus durch konsequent durchdachte Wegebeziehungen einen attraktiven Mehrwert“, beschreibt er weiter. Über eine Treppe und einen öffentlichen Aufzug zum Siegberg entsteht eine direkte Verbindung mit der Oberstadt. Im ehemaligen „Möbelhaus Wonnemann“ wird das Student Service Center (SSC) platziert. Eine wichtige Rolle für diesen Campus spielt zudem das ehemalige Kaufhaus „Hettlage“, das die Universität erworben hat. Es wird der Standort der neuen Universitätsbibliothek und nimmt eine Scharnier-Funktion ein, um Unter- und Oberstadt zu verbinden.

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